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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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durch zwei massive Holztüren mit wuchtigen Eisenbeschlägen in den Kreuzgang des Mont Saint-Michel.
    Er ließ seinen Blick über den Wandelgang und den begrünten Innenhof schweifen. Doppelreihig und versetzt standen die glatten, schlichten Säulen auf einem sechzig Zentimeter hohen Sockel. Auf ihnen ruhten spitzbogige Arkaden, die auf ihrer Innenseite mit Pflanzenornamenten, Fabeltieren und Menschenköpfen verziert waren – und Parker im Moment nicht im Geringsten interessierten. Außer ihm befanden sich nur noch einige wenige Touristen im Kreuzgang.
    Sein Blick schwenkte nach links zum südlichen Eingang, von dem aus Reißfeld und Schmitt den Kreuzgang betreten würden, wenn sie dem Rundweg für die Besucher folgten.
    Er kontrollierte die Uhrzeit. Nach seiner Schätzung mussten der Innenminister und sein Sicherheitsmann jeden Augenblick auftauchen. Er stellte sich mit dem Rücken neben den Refektoriumseingang und vertiefte sich scheinbar in einen großen Reiseführer, den er nur für diesen Zweck mitgebracht hatte. Dabei beobachtete er verstohlen den südlichen Zugang durch einen Spalt, den die Säulen freigaben.
    Falkenhayns Geheimdossier steckte sorgfältig in Packpapier gewickelt im Rucksack auf seinem Rücken. Auf seinem Kopf saß ein Käppi, das er tief in die Stirn gezogen hatte, und zusammen mit seiner Winterjacke, den Jeans und den Turnschuhen unterschied er sich in nichts von anderen Touristen. Hoffte er jedenfalls.
    Unwillkürlich spannten sich seine Muskeln, als der Innenminister der Bundesrepublik Deutschland seinen Rollstuhl durch den Eingang schob. Reißfelds Haare klebten klatschnass auf seinem Kopf, und eine Wolldecke wärmte die bewegungslosen Beine. Er hatte das Revers seiner Regenjacke weit geöffnet, und Parker sah am Hals des kräftigen Mannes eine goldene Kette aufblitzen. Ein privates Detail des Politikers, den er bisher nur mit Krawatte und Anzug kannte. Passt zu ihm, dachte Parker schmunzelnd.
    Jetzt erschien auch die durchtrainierte Gestalt von Hauptkommissar Schmitt im Kreuzgang. Beide Männer folgten dem üblichen Weg für die Besucher und bewegten sich von Parker weg nach Westen. Alles lief nach Plan, dachte er. Vor allem hatte Zoé keinen Alarm ausgelöst. Es waren keine Schüsse gefallen.
    Er schätzte, dass sie nun ebenfalls auf dem Weg zum Kreuzgang war. Rasch zog er sich den Rucksack von den Schultern und holte das Dossier hervor. Mit dem geheimen Bericht unter dem Arm und dem Reiseführer in den Händen schlug er die entgegengesetzte Richtung des Rundwegs ein und ging auf Reißfeld und seinen Bodyguard zu. In wenigen Sekunden würde er auf die beiden stoßen.
    Er hob kurz den Blick und sah, dass Reißfeld sich bereits auf der Höhe der Trois Arches, der drei großen Spitzbogen auf der Westseite des Gangs, befand, die bis zum Boden gezogen waren. Drei Tore, die den Kreuzgang mit dem Himmel verbanden. Bei gutem Wetter boten sie einen umwerfenden Ausblick vom bretonischen Cancale-Felsen im Westen bis zu den Felswänden der Normandie im Osten, und manchmal sogar auf die Chausey-Inseln, die den Granit beherbergten, mit dem die Abtei erbaut worden war.
    Aber auch das interessierte Parker im Moment nicht. Der Adrenalinspiegel in seinem Blut stieg mit jedem Meter, den er sich den beiden Deutschen näherte. Sein Herz raste, als er an einer Mutter mit zwei Kindern vorbeiging, die stehen geblieben waren und fasziniert den Blattfries unter dem Sims bewunderten. Jetzt befand sich niemand mehr zwischen ihm und den beiden Männern aus Berlin. An der nächsten Ecke des Säulengangs würden sie sich zwangsläufig in die Arme laufen. Doch dann hielt Reißfeld den Rollstuhl an und schaute durch die drei großen Arkaden. Zwischen dem Minister und den Nebelschwaden draußen war lediglich eine Glasscheibe, die in die Trois Arches eingelassen worden war, um die Besucher vor einem Sturz in die Tiefe zu bewahren.
    Die feuchte Kühle hatte anscheinend auch von Reißfeld Besitz ergriffen, der sich die Decke nun bis über die Unterarme zog. Der Minister schien völlig entspannt zu sein, nur Schmitts Augen fixierten Parker misstrauisch. Parker senkte den Reiseführer, so dass sein Gesicht gut sichtbar war, und lächelte. Als er vor den Männern stand, warf er Reißfeld das Paket auf die Decke und sagte: „Schön, Sie zu sehen.“ Reißfeld wandte sich erstaunt zu ihm um – und Schmitt zückte im gleichen Augenblick seine Dienstwaffe. Parker machte eine beschwichtigende Handbewegung. „Ich bin

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