Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
unsere Männer hier.“ Böhm kniff die Augen unmerklich zusammen. „Um den Einsatz so realistisch wie möglich zu gestalten, haben die Soldaten allerdings richtige Munition empfangen.“
„Da haben wir ja mächtig Glück gehabt, dass es nicht zu einer Schießerei gekommen ist.“ Zoé fixierte Böhm kritisch.
„Wie mir zu Ohren gekommen ist, haben Sie in letzter Zeit sowieso schon eine ganze Menge von Fortunas Segen abbekommen. Vielleicht sollten Sie ab jetzt etwas vorsichtiger sein.“ Er winkte einen jüngeren Offizier herbei. „Besorgen Sie doch für unsere Gäste mal etwas zu essen und zu trinken.“
„Woher wussten Sie eigentlich, wer wir sind? Haben Sie uns erwartet?“, fragte Zoé.
„Erwartet?“ Ein weiterer Schwall seines Lachens ging über Zoé und Parker hinweg. „Das kann man wohl sagen. Schließlich wurden Sie uns angekündigt.“
Sie ahnte es bereits. „Ein Junge mit feuerroten Stachelhaaren?“
„Und ein Haufen anderer Jugendlicher. Die sind vor einer halben Stunde hier aufgekreuzt und haben uns von einem seltsamen Pärchen in einem alten Renault erzählt, das sich für die Munitionshäuser interessiert.“
Zoé warf Benjamineinen besorgten Blick zu. „Wo sind die Jugendlichen jetzt?“
„Wir haben sie im Dorfarchiv untergebracht. Dort bleiben sie, bis alles vorüber ist.“ Und dann wurde Böhms Gesicht steinhart. „Und nun zu Ihnen beiden. Als meine Männer Sie nicht in Thalbergs Hauptquartier finden konnten, hat die Kanzlerin das Schlimmste befürchtet.“
„Sie haben den Waldhof schon gestürmt?“ Parker war beeindruckt von der Schnelligkeit, mit der die Kanzlerin reagiert hatte. „Haben Sie den Mann gefunden, der verletzt und gefesselt im Wald lag? Ich hatte dies der Kanzlerin mitgeteilt.“
Der Offizier nickte nur kurz. „Er lebt, wenn Sie das meinen.“ Ernst fügte er hinzu: „Sie hätten auf die Kanzlerin hören und im Reinhardswald bleiben sollen.“
Zoé runzelte die Stirn. „Die Kanzlerin hat sich bestimmt nicht um uns gesorgt.“
„Da irren Sie sich aber gewaltig, junge Frau“, erwiderte Böhm und setzte mit Nachdruck hinzu: „Auf dem Flug hierher hat sie sich schwere Vorwürfe gemacht, dass sie so schroff mit Ihnen umgegangen ist. Sie hatte Angst, Sie auf diese Weise zu einer Trotzreaktion verleitet zu haben.“
Zoé meinte, sich verhört zu haben. Hatte sie den Offizier gerade richtig verstanden?
„Sie sind mit der Kanzlerin hierhergeflogen?“, platzte es aus ihr heraus.
„Ja, natürlich. Die Regierungschefin wollte sich unbedingt selbst ein Bild über die Lage machen. Wir sind mit dem Kanzler-Heli von Berlin aus hergeflogen.“ Er lächelte. „Natürlich erst, nachdem meine Männer das Gebiet gesichert hatten. Seit dem Attentat auf den Innenminister begleite ich die Regierungschefin auf Schritt und Tritt. Wir haben fast nur französische Soldaten ausgewählt, um das Risiko einer Unterwanderung durch den BND so gering wie möglich zu halten.“
„Und was sagt die französische Regierung dazu?“
Der Stolz in der Stimme des Offiziers war unüberhörbar, als er fortfuhr. „Die Kanzlerin hat den französischen Präsidenten gebeten, für eine diskrete Abwicklung des Anschlags auf dem Mont Saint-Michel zu sorgen. Sie müssen wissen, dass die beiden sich weitaus besser verstehen, als es in der Presse den Anschein hat. Angeblich hat er ihr sofort den Vorschlag gemacht, die Deutsch-Französische Brigade zu ihrem Schutz einzusetzen.“ Böhm lächelte schmal. „Toll, diese Franzosen. Berlin hat ein Problem, und sofort schickt Paris ein paar Musketiere, um die Kanzlerin rauszuhauen.“
„Und wo ist sie jetzt?“, fragte Benjamin mit erstaunter Miene.
„Unten.“ Böhm deutete auf die Aufzugsanlage hinter der geöffneten Stahltür. „In Kammer neun-acht-vier – wo die Kisten lagern. Sie ist vor einer Stunde hinuntergefahren.“
In Zoés Kopf rauschte plötzlich das Blut wie ein Wasserfall.
Thalberg hatte nicht gelogen. Es gab wirklich einen geheimen Einstieg in die Salzmine! Einen dritten Schacht, von dem niemand etwas geahnt hatte.
Das Bernsteinzimmer lagerte direkt unter ihren Füßen. Sie streckte die Beine durch und blickte eindringlich in die kleinen Augen des Obersts. „Bringen Sie uns zur Kanzlerin.“
Kapitel 68
Kraftvoll zog Böhm von innen die Gittertür zu, die scheppernd in ein Schnappschloss fiel. Nachdem er sich davon überzeugt hatte, dass sie ordnungsgemäß verschlossen war, drückte er auf einen Knopf aus längst
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