Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
ihn hinweg, und er verstand. Der Killer hatte ihn in den dichten Rauchschwaden nicht genau erkennen können. Das Mündungsfeuer der Ingram zuckte hin und her, während der Stutzer blindlings Patrone um Patrone abfeuerte.
Wo war bloß Zoé? Was hatte der Killer mit ihr gemacht?
Parker kroch über den Boden auf den anderen zu. Der beißende Nebel lag jetzt wie eine finstere Wolke in Kammer 984 und schmerzte höllisch in seinen Lungen. Er presste seinen Unterarm vor den Mund und unterdrückte einen Hustenreiz. Lange würde er es nicht mehr aushalten.
„Parker!“, hörte er den Killer brüllen. „Ich habe das Mädchen!“
Auf den Knien kroch Parker weiter. Mit seinem linken Arm tastete er den Raum vor sich ab, sofort bereit anzugreifen, falls er auf den Stutzer stoßen sollte.
Da streifte er plötzlich über die Haut eines anderen Menschen. Er schrak zurück und tastete sich gleich wieder vor. Es war eine kleine Hand, die leblos von oben herunterhing. Seine Finger umschlossen sie, und Parker wusste, dass er Zoé gefunden hatte. Die Finger glitten an ihrem Körper nach oben. Sie war vollkommen schlaff und regungslos. Er schätzte, dass der Killer sie an den Haaren festhielt. Doch wo genau stand der andere?
Eineinhalb Meter über ihm hämmerte die Maschinenpistole erneut tödliche Geschosse in die Dunkelheit. Plötzlich geriet Zoés Körper in Bewegung, und dann spürte Parker die Sohle eines Militärstiefels. Er reagierte sofort und warf sich auf den Verbrecher. Durch die Überraschung gelang es ihm, dem Stutzer die Maschinenpistole zu entreißen. Zoé rutschte neben ihm auf den Boden, und er versuchte, die Waffe auf den Killer zu richten, doch da traf ihn ein wuchtiger Stoß am Kopf, und für Sekundenbruchteile wurde ihm schwarz vor Augen. Die Maschinepistole flog auf den Boden, und Parker taumelte benommen zurück. Er japste nach Sauerstoff, den es in der Kammer schon lange nicht mehr zu geben schien, und kämpfte gegen die nahende Bewusstlosigkeit. Etwas Todbringendes legte sich um seinen Hals, und im letzten Augenblick, bevor die Hände des Killers zudrücken konnten, griff Parker instinktiv nach den Handgelenken des Stutzers und nutzte den Schwung des Angreifers aus, um ihn mit sich zu Boden zu reißen.
Sie landeten ineinander verkeilt mit voller Wucht auf Zoés kraftlosem Körper. Als Zoés Knochen brachen, entstand ein Geräusch wie zerberstendes Holz.
Der Schmerz glich einer glühenden Nadel, die ihr jemand durch den rechten Arm bis ins Herz gestoßen hatte. Zoé riss die Augen auf und schloss sie sofort wieder, als der ätzende Rauch eindrang. Sie war vollkommen bewegungsunfähig. Etwas unglaublich Schweres war auf sie gestürzt, lastete auf ihr, kippte plötzlich zur Seite und rollte über ihren Arm. Der Schmerz war so überwältigend, dass sie glaubte, den Arm in glühende Kohlen gesteckt zu haben. Ihr Körper bäumte sich auf, und dann sackte sie schluchzend in sich zusammen. Der pechschwarze Ruß drang durch Augen, Nase und Mund und schnürte ihr die Kehle zu. Ihre Lungen brannten lichterloh. Feuerblitze und Explosionen wechselten sich um sie herum mit totaler Finsternis ab. Ein rot glühendes Stück Bernstein schoss durch die Luft, als eine weitere Bernsteinkiste explodierte, traf sie am Kopf und versengte ihre Haare. Sie hatte nicht geträumt. Sie war in der Hölle gelandet!
Sie schrie und dachte, dass das ihr letzter Schrei sein würde. Dann spürte sie fremde Haare auf ihrem Gesicht. Die Haare eines Mannes, der nach Schweiß, Blut und Rauch stank.
Und nach Fieber.
Wieder zuckte ein Lichtschein durch die Kammer, untermalt von einer ohrenbetäubenden Explosion. Ihr Herz begann zu rasen. Sie war sich ganz sicher: In der Zehntelsekunde, die es hell gewesen war, hatte sie das Gesicht von Benjamin gesehen. Eine vor Anstrengung verzerrte Maske über dem Körper eines anderen Mannes.
Er kämpfte mit dem Stutzer!
Ihr rechter Arm war nutzlos, aber ihr linker funktionierte noch.
Plötzlich spürte sie, wie sich jemand an ihrem rechten Stiefel zu schaffen machte.
Der Dolch im Stiefel, fuhr es ihr durch den Kopf. Sie griff nach unten. Doch der Dolch steckte im rechten Stiefel – unerreichbar für ihren linken Arm. Die ineinander verkeilten Männer lagen auf ihrem Unterkörper und pressten sie fest auf den Boden. Nur Benjamin weiß von dem Dolch im Stiefel, kam ihr blitzartig in den Sinn. Erneut spürte sie, wie seine Finger versuchten, in den Stiefel zu gleiten, doch immer wieder rutschte er ab. Mit
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