Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
Parker. Da stürzte sich Zoé auf die Waffe.
Parkers Herz stand still vor Angst.
Der Killer brauchte nur den Finger zu krümmen, dann würde Zoé von den Garben der Maschinenpistole zerfetzt werden. In Nanosekunden schossen ihm entsetzliche Bilder durch den Kopf. Bilder von Zoé, die von den Kugeln tödlich getroffen zu Boden fiel, von seinem alten Freund Ian Fowler, der in seinen Armen verblutet war, von Anne, die steif und wächsern auf dem Seziertisch der Charité lag, und ein lauter Schrei explodierte in seinem Inneren: „Nein!“ Mit schier übermenschlicher Kraft riss er Zoé vom Killer weg und brachte sie hinter sich.
Ruhig zielte der Killer auf sie beide und schaute sie über den Lauf der Waffe glasig an, dann aber hielt er inne. „So einfach kommt ihr nicht davon. Ihr werdet noch um euren Tod betteln.“
Parker erwiderte den Blick in stiller, grimmiger Wut. Die Erleichterung über die abgewendete Hinrichtung und das in seinem Körper detonierende Adrenalin schufen in seinem Geist einen Tunnel der Klarheit. Schwer atmend sagte er: „Sie sitzen in der Falle, Stutzer. Es wird nicht unbemerkt bleiben, dass das Bergwerk überfallen worden ist. In kurzer Zeit werden Militär und Polizei das gesamte Gebiet abriegeln. Sie kommen hier nicht mehr raus. Schon gar nicht mit dem Bernsteinzimmer.“
Der andere betrachtete ihn verächtlich. „Die Kanzlerin hat doch gar keine Männer mehr. Thalberg hat die Sicherheitsdienste unterwandert.“
Parker hielt den Blick unverändert aufrecht. „Thalberg ist tot. Sarrow ist tot, die Organisation existiert nicht mehr. Und das hier …“, er zeigte auf die Soldaten, „… sind das etwa keine Männer?“
Böhm trat vor. „Ich bin Oberst Böhm von der Deutsch-Französischen Brigade. Das sind meine Leute hier. Wenn unsere Funkverbindung mit Berlin nicht kurzfristig wieder aufgenommen wird, wird automatisch Alarm ausgelöst. Die Kommandozentrale wird weitere Hubschrauber schicken, um festzustellen, was hier los ist. Auf keinen Fall bekommen Sie das Bernsteinzimmer dann noch hier raus.“
Der Stutzer beäugte sie mit wässrigen Augen. Seine freie Hand glitt über die feucht glänzende Stirn. „Bullshit!“ Er verzog das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen. „Wir nehmen eure Hubschrauber. Schon vergessen? Dankenswerterweise habt ihr uns vier Maschinen zur Verfügung gestellt. Mit euren eigenen Hubschraubern werden wir entkommen.“
„Um von Abfangjägern abgeschossen zu werden.“ Böhms Kiefer mahlten vor Nervosität.
„Nicht wenn die Kanzlerin und das berühmte Bernsteinzimmer mit an Bord sind“, erwiderte der Killer triumphierend.
„Stutzer, denken Sie nach!“, sagte Parker beschwörend. „Wenn Sie die Kanzlerin entführen, lösen Sie damit die größte Fahndungsaktion aus, die Europa je erlebt hat.“ Er hielt inne und versuchte zu erkennen, ob seine Worte Wirkung zeigten. „Selbst wenn Sie es schaffen sollten, von hier wegzukommen“, fügte er hinzu, „wird man Sie jagen wie einen Hasen. Die vierzig Kisten lassen sich nicht einfach verstecken. Die hängen wie ein Klotz an Ihrem Bein, bis man Sie gestellt hat.“ Parker half der Kanzlerin, die noch auf dem Boden kauerte und sich vorsichtig tastend übers Gesicht strich, wieder auf die Beine.
Der Killer zog die Augen zu Schlitzen zusammen. „Sie lügen!“, brüllte er. „Sie wollen doch nur Ihr erbärmliches Leben retten. Aber das wird Ihnen nicht gelingen!“
„Stopp!“ Die Kanzlerin hatte sich jetzt vollständig erhoben und stellte sich direkt vor den Stutzer. Aus einer klaffenden Wunde auf ihrer linken Wange quoll unaufhörlich Blut, doch sie schien es nicht zu bemerken. „Bitte hören Sie mir zu. Ich mache Ihnen ein Angebot.“
„Sie sind genauso tot wie alle anderen hier.“ Der Stutzer schob ihr die Mündung der Waffe unter die Nase und lächelte. „Aber reden Sie nur!“
Der Regierungschefin floss das Blut in zwei dünnen Rinnsalen in den Kragen der weißen Bluse. Das linke Auge war bereits fast vollkommen zugeschwollen, und doch strahlte sie eine immense Würde aus, als sie kerzengerade mit der Waffe in ihrem Gesicht vor dem Killer stand und ihre Worte langsam und deutlich artikulierte. „Sie wollen das Bernsteinzimmer. Wir wollen leben. Das ist die Lage.“ Sie faltete die Hände vor ihrem Oberkörper. „Ich garantiere Ihnen freies Geleit, wenn Sie uns verschonen.“
Der Killer rümpfte die Nase. „Lächerlich.“
„Keineswegs. Sie können das Bernsteinzimmer mitnehmen, wohin
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