Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
sich gezogen. Jede ihrer Bewegungen brachte die vollen Brüste unter dem zarten Stoff zum Wippen – und einige der anwesenden Männer aus der Fassung. Kaum war er auf dem Empfang angekommen, hatte sie ihn gleich entdeckt und war freudestrahlend auf ihn zugerauscht, um sich vor allen Gästen in seine Arme zu werfen und ihn lange und fest an sich zu drücken. Ihr großer Busen lag warm und weich an seinem Oberkörper.
Nach einer Weile trat sie einen Schritt zurück, ließ dabei ihre roten Locken durch die Luft wirbeln und gewährte ihm einen langen, großzügigen Blick auf ihr kurzes Cocktailkleid.
Die ungewollte Aufmerksamkeit der umherstehenden Gäste war ihm ein wenig unangenehm, verhinderte aber, dass seine Hände von ihrem Rücken zu den einladenden Wölbungen ihres Pos herabglitten, die sich unter der feinen, dünnen Seide abzeichneten.
Als Parker am nächsten Morgen in dem großen Hotelbett aufwachte, war Anne bereits verschwunden. Auf dem Spiegel stand mit dickem, rotem Lippenstift schwungvoll geschrieben:
Liebe Dich
Für immer Deine!
Krampfhaft umfasste er das Lenkrad und hielt seine Tränen zurück. München war das letzte Mal gewesen, dass er sie lebend gesehen hatte.
Schuldgefühle übermannten ihn. Sie hätte noch leben können, wenn sie ihn erreicht hätte. Davon war er fest überzeugt.
In trüben Gedanken versunken, jagte er mit seinem Wagen hinter der Staatslimousine über eine rote Ampel. Bremslichter flammten vor ihm auf, erst viel zu spät trat er auf die Bremse, doch die Zuffenhausener Technik brachte den Wagen gerade noch rechtzeitig zum Stehen. Vor ihm gab der Fahrer des Sicherheitsfahrzeugs schon wieder Gas, und Parker folgte ihm. Kurze Zeit später erblickte er die zerklüftete Silhouette des Bundeskanzleramts, die hell erleuchtet in den dunklen Berliner Abendhimmel ragte.
Sie wurden offensichtlich bereits erwartet. Die Sicherheitszäune aus Stahl waren im Boden versenkt worden, und die Schranke stand offen, als sie auf den Eingang zufuhren. Ohne zu stoppen, steuerte er den Porsche hinter der Limousine an zwei bewaffneten Sicherheitsposten vorbei in die Tiefgarage der deutschen Regierungszentrale.
Was hat das alles bloß zu bedeuten?, ging es ihm durch den Kopf, als er den Wagen vor dem unterirdischen Eingang des Kanzleramts zum Halten brachte.
Kapitel 9
Der Mercedes in der typischen Eierschalenfarbe deutscher Taxis schlängelte sich durch den Berliner Abendverkehr. Zoé machte es sich auf seiner Rückbank gemütlich, umhüllt von einer wohligen Wärme, die ihr Selbstvertrauen wieder zurückbrachte. Für einen Augenblick fühlte sie sich auf dem abgewetzten Leder der Rückbank geborgen wie in Abrahams Schoß.
Nach einer Weile tauchte in der Ferne die Siegessäule auf, die sich leuchtend in den Abendhimmel erhob. Auf der aus rotem poliertem Granit gefertigten Säule thronte die andere Viktoria Berlins, welche die Preußen am Sedanstag 1873 als Nationaldenkmal für die Einigung Deutschlands eingeweiht hatten.
Im Gegensatz zu ihrer Schwester auf dem Brandenburger Tor war der Zweite Weltkrieg nahezu spurlos an ihr vorübergegangen. Und auch das terroristische Attentat der Revolutionären Zellen, die sich 1991 vergeblich darum bemüht hatten, den massiven Turm mit nur zwei Kilo Sprengstoff in die Luft zu jagen, war erwartungsgemäß recht glimpflich verlaufen. Im Vergleich zu den verheerenden Zerstörungen, die die deutsche Hauptstadt im Zweiten Weltkrieg erlitten hatte, war dieser Schaden nicht mehr als ein Kratzer.
Welch eine Ironie, sinnierte Zoé, dass die geflügelte preußische Dame, die immerhin acht Meter dreißig hoch und fünfunddreißig Tonnen schwer war, jahrelang das Symbol für die größte Parade tanzender junger Frauen und Männer auf der ganzen Welt gewesen war. Zumal die ausgelassenen Tänzer der Love Parade mehrheitlich weit weniger bekleidet waren als die ihnen Schutz spendende, eher züchtige Göttin.
Das Taxi bog in den Kreisverkehr des Großen Sterns ein, den die vollständig vergoldete Viktoria mit ihrem Glanz beherrschte. Nur wenige wussten, dass die Säule ursprünglich auf dem Platz der Republik vor dem damals noch nicht erbauten Reichstagsgebäude gestanden hatte. Erst die Nazis hatten sie 1939 abbauen und auf dem Großen Stern neu errichten lassen. Die Siegesgöttin, welche die Berliner wegen ihrer Vergoldung auch gerne Goldelse nannten, hielt wie ihre Kameradin am Brandenburger Tor das Eiserne Kreuz der Preußen in den dunklen, schneeverwehten Himmel
Weitere Kostenlose Bücher