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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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über Berlin.
    Der Taxifahrer umrundete die Viktoria zur Hälfte und verließ dann den Kreisverkehr in Richtung Brandenburger Tor. Zoé hatte bereits mehrmals am Berlin-Marathon teilgenommen und es immer sehr genossen, entlang der vielen die Straße säumenden Menschen von der Siegessäule bis zum Brandenburger Tor zu laufen. Nie fand sie die Berliner, die für ihren rauhen Charme bekannt waren, liebenswerter als bei diesem Lauf durch die begeisterte Menge.
    Die vielen Jahre, die das Taxi auf den Berliner Straßen verbracht hatte, merkte man dem Wagen deutlich an, aber Zoé erfreute sich an dem verbrauchten Ambiente. Sie streckte ihre Glieder aus und öffnete wegen der bulligen Hitze im Auto ihren schwarzen Wintermantel. Darunter kam der weiße Arztkittel zum Vorschein, den sie heute Morgen in einem Fachgeschäft erstanden hatte. Sie fühlte, wie ihre Kräfte zurückkamen und die Anspannung von ihr wich. Vorerst war sie in Sicherheit.
    Mit leichtem Druck ihrer Finger massierte sie sich die Stirn. Wie sollte sie jetzt weiter vorgehen? Bisher hatte sie dem Taxifahrer noch nicht einmal sagen können, wohin er sie eigentlich bringen sollte. „Mitte“, hatte sie knapp geantwortet, als er nach dem Ziel gefragt hatte. Sie überlegte, ob sie die Adresse ihrer Wohnung angeben sollte, doch schon allein bei dem Gedanken zog sich ihr der Magen zusammen. Die Rückkehr zur Wohnung war vollkommen ausgeschlossen, Verfolgungswahn hin oder her.
    Instinktiv drehte sie sich um, warf einen Blick durch das Rückfenster, und ihre entspannten Gesichtszüge verwandelten sich schlagartig in einen Ausdruck des Entsetzens.
    „No!“, stieß sie einen Schrei auf Spanisch aus. Ohne zu atmen, starrte sie auf den weißen Lieferwagen, der dem Taxi in einem Abstand von weniger als fünfzig Metern folgte.
    Die Angst packte sie, und benommen ließ sie sich wieder auf die Rückbank fallen. Sie biss sich auf die Unterlippe und verfluchte sich innerlich selbst. Wie hatte sie nur so naiv sein können? Ihre Verfolger hatten sich gar nicht erst die Mühe machen müssen, nach ihr zu suchen. Wie auf einem silbernen Tablett hatte sie sich ihnen selbst serviert!
    Wie ein dummes Schaaf war sie einfach in die Charité spaziert, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass Annes engster Freund und einziger Vertrauter womöglich auch dort war – und natürlich mittlerweile observiert wurde. Das Blut schoss ihr in den Kopf, und rote Flecken breiteten sich auf ihrem schlanken Hals aus wie die Abdrücke von großen Händen.
    Wäre sie doch nur heute Morgen gleich in das nächste Flugzeug nach Madrid gestiegen!
    Sie schloss für einen Moment die Augen und versuchte, die aufkommende Panik zu unterdrücken. Hör auf zu jammern, Zoé! Tu was! Sie musste sich jetzt zusammenreißen und alle Kraft darauf konzentrieren, ihren Verfolgern zu entkommen. Wenn sie dich erwischen, kannst du Anne im Leichenkeller Gesellschaft leisten.
    „Fahren Sie schneller“, wies sie den Fahrer an. Die Geschwindigkeit des alten Wagens veränderte sich kaum merklich. Zoé zog einen Fünfzig-Euro-Schein aus ihrer Brieftasche und hielt ihn dem Fahrer vor die Nase.
    „Fahren Sie schneller, bitte!“ Die Schärfe in ihrem Tonfall war nicht mehr zu überhören.
    Der Fahrer war augenscheinlich nicht älter als dreißig Jahre und hatte einen dunklen Teint. Seine braunen Augen waren undurchdringlich, als er sich zu ihr umdrehte und den Schein entgegennahm. Ruckartig schaltete er zurück in den zweiten Gang, was der Wagen mit einem Jaulen quittierte. „Das ist ein Mercedes 350 mit fast zweihundert PS“, erläuterte er und gab endlich Gas.
    „Können Sie den weißen Lieferwagen hinter uns abhängen?“, fragte Zoé bangend. Die Augen des Fahrers blickten in den Rückspiegel, dann nickte er ihr zu. „Mal sehen.“
    Vorsichtig lugte sie über die Rückbank. Das Taxi überholte einige Autos von links und rechts, so dass sich der Abstand zu dem weißen Fahrzeug stetig vergrößerte. Doch der Lieferwagen versuchte, an ihnen dranzubleiben. Sie hatte jetzt nicht mehr den geringsten Zweifel daran, dass sie wirklich verfolgt wurde.
    Je länger sie fuhren, desto mehr verdichtete sich der Verkehr auf der Straße. Vor ihnen flammten fortwährend rote Bremsleuchten auf, verschwanden und erschienen erneut. Angestrengt blickte der Fahrer auf das Lichtermeer, welches das Taxi unaufhaltsam umschlang. Sosehr er sich auch bemühte, es gelang ihm einfach nicht, den Verfolger abzuschütteln. Jedes Mal,

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