Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
Vom Netzwerk:
Augenblick war die Mamie, wie sie nach französischer Sitte die Großmutter nannte, ihre Mutter.
    Jetzt fuhr ihr die Kälte erneut durch die Glieder. Sie zog die Schultern zusammen und drückte die Arme an ihre Brust. Noch immer wusste sie nicht, wie sie sich entscheiden sollte. Sollte sie nur wegen der Abneigung gegen ihre Mutter ihr Leben aufs Spiel setzen? Sie biss sich auf die eiskalte Unterlippe. Unwillkürlich schüttelte sie den Kopf, und ihre Gedanken sprangen zu Benjamin Parker.
    Die unerwartete Begegnung mit dem hochgewachsenen Mann in der Rechtsmedizin war ihr wie ein Wunder und Zeichen zugleich vorgekommen. Vor Schreck wäre sie beinahe von der Bank gefallen, als er sie freundlich angelächelt hatte. Nur mit äußerster Mühe war es ihr gelungen, sich nicht anmerken zu lassen, dass sie ihn erkannt hatte.
    Ein Geschenk des Himmels!
    Wenn etwas schiefgeht, Zoé – triff dich mit Benjamin Parker. Du kannst ihm bedenkenlos vertrauen. Er wird dir helfen, drangen Annes Worte in ihr Bewusstsein.
    Sie glaube nicht an die Vorsehung, aber dennoch hatte ihr das überraschende Zusammentreffen Auftrieb gegeben. Eine vage Hoffnung war in ihr aufgekeimt. Bevor sie nicht mit Parker gesprochen hatte, würde sie Berlin nicht verlassen, entschied sie.
    Danach könnte sie immer noch überlegen, ob es besser war, weiterzumachen oder sich in Sicherheit zu bringen. Die spanische Königsfamilie war sehr verzweigt, da ließ sich auch morgen noch ein geeigneter Heiratskandidat finden.
    Erleichtert, eine erste Entscheidung getroffen zu haben, presste sie beide Handschuhe an ihr Gesicht und massierte die durchgefrorene Haut, ohne den Datenträger dabei loszulassen. Sie schloss ihre Augen für einen kurzen Moment und vernahm nun den lauten Wind, der den Schnee durch die raschelnden Bäume blies.
    Das metallene Geräusch, das das Geraschel plötzlich wie ein scharfes Messer durchfuhr, ließ sie vor Schreck erstarren.
    Ganz langsam nahm sie die Hände vom Gesicht und drehte sich in Richtung der Straße, aus der sie den metallenen Klang vernommen hatte. Kein Mensch war zu sehen. Einige Autos parkten am Straßenrand, und die schienen leer zu sein. Nur ein weißer Lieferwagen gestattete keinen Blick ins Innere seines Rückraums.
    Zoé stand wie angewurzelt da und wagte kaum zu atmen, aber außer dem unruhigen Rauschen des Windes in den Bäumen war nichts zu hören.
    Hatte sie sich das Geräusch nur eingebildet? Unbewusst umschloss sie mit aller Kraft den kleinen Datenträger, und regungslos wartete sie auf das nächste metallene Klacken, das jedoch nicht kam.
    Langsam werde ich wahnsinnig!
    Und dann fuhr sie vor Schreck zusammen, als das ohrenbetäubende Geheul eines Martinshorns sie aus ihrer Lähmung riss und blaues Licht sie umgab. Es ging von der schweren Polizei-Limousine aus, die gekommen war, um Parker abzuholen, und verwandelte die Umgebung in eine gespenstische, bedrohliche Szenerie.
    Rasch trat sie hinter das Gebüsch zurück, um nicht im flackernden Licht gesehen zu werden. Umgeben von dem durch Mark und Bein gehenden Lärm der Sirene, beobachtete sie enttäuscht, wie Benjamin Parker in seinen Sportwagen stieg und, der dunklen Limousine folgend, an ihr vorbeifuhr. Die beiden Fahrzeuge stoppten für einen Augenblick mit rot aufleuchtenden Bremslichtern am Ende der Straße und bogen dann nach rechts ab.
    Dann waren sie verschwunden, und alles war wieder still und erfüllt vom dämmerigen Halbdunkel des Laternenlichts, in dem unaufhörlich die Schneeflocken tanzten.
    Fast unheimlich lagen die Gebäude jetzt vor ihr. Wieder jagte ihr ein Kälteschauer über den Rücken, und sie schüttelte sich.
    Ich muss hier weg!
    Hinter dem Komplex der Rechtsmedizin befand sich ein Taxistand, den sie auf der Hinfahrt erblickt hatte. Sie beschloss, sich erst mal ein Taxi zu nehmen und dann in Ruhe zu überlegen, was zu tun war. Während sie noch einen letzten prüfenden Blick durch die Gegend schweifen ließ, stampfte sie gleichmäßig mit ihren Winterstiefeln auf den schneebedeckten Boden, um ihren Blutkreislauf anzuregen.
    Die Straße lag verlassen vor ihr und glänzte nass im trüben Licht. Zoé betrachtete den weißen Lieferwagen und lauschte. Kein Laut drang an ihre Ohren.
    Zoé, es ist alles in Ordnung. Geh die Straße runter und nimm ein Taxi.
    Aber die Furcht war größer. Statt über die Straße zu gehen, kroch sie Schritt für Schritt rückwärts, weiter in die Büsche hinein. Auf jedes unnatürliche Geräusch achtend, lief sie dann im

Weitere Kostenlose Bücher