Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
aber wir hätten es nicht tun sollen.“ Sie rieb sich mit den Fingern übers Gesicht und fuhr sich durch die Haare. „Wir waren naiv.“
Parker verstand nicht recht, was sie damit andeuten wollte. „Wollen Sie etwa sagen, dass Annes Tod etwas mit Ihrem Projekt zu tun hat?“
Sie nickte.
Verblüfft schaute er sie an. „Davon ist der Polizei nichts bekannt.“
Ein skeptischer Blick. „Was hat man Ihnen denn über Annes Tod erzählt?“
„Die Staatsanwältin geht davon aus, dass sie an einer Überdosis Drogen gestorben ist. Der Obduktionsbericht liegt aber noch nicht vor“, hörte er sich selbst sagen – so als ob er über den Tod einer vollkommen Fremden sprach. „Ein bisher noch nicht identifizierter Bekannter – Freund, was weiß ich – spielt möglicherweise eine Rolle. Die Polizei sucht nach ihm. Es gibt allerdings noch keine heiße Spur. Ich glaube, dass die Beamten noch unschlüssig sind, ob überhaupt ein Verbrechen oder nur ein tragischer Unfall vorliegt.“
„Und was halten Sie von den Todesumständen?“ Sie blickte ihn forschend an.
Er vergrub seine Hände in den Taschen des Bademantels. „Sie meinen die Überdosis Drogen?“
„Ja.“
„Anne hat keine Drogen genommen.“
„Genau.“ Ihre blauen Augen fixierten ihn. „Es war Mord.“ Das hatte sie leise, kaum hörbar ausgesprochen.
Er trat dicht an sie heran. „Wenn ich Ihnen helfen soll, müssen Sie mir sagen, was Sie wissen!“
Tiefschwarze Augen, dezent betont durch Kajal, betrachteten ihn schweigend, zunächst mit Skepsis, die sich dann allmählich in Mitgefühl verwandelte.
Parker wurde es mulmig zumute.
Zoé musterte den großen Mann mit den braunen Haaren, der sich vor ihr auf das Sofa gesetzt hatte. Er war tatsächlich ihrer Bitte gefolgt und im Bademantel zu dem blind date erschienen. Unter normalen Umständen hätte sie sich das Lachen angesichts der Komik der Situation nicht verbeißen können, aber jetzt sah sie darin nichts Belustigendes. Sie blickte ihn an. Sollte sie ihm alles erzählen? Konnte sie ihm wirklich vertrauen?
„Hören Sie“, sagte er. „Ich weiß nicht, was für Geschäften Sie und Anne nachgegangen sind, aber Anne ist tot. Ich finde, Sie sollten zur Polizei gehen.“ Er schaute sie ernst an. „Wenn Sie wollen, spreche ich vorher mit der Staatsanwältin und begleite Sie als Rechtsbeistand.“
Sie schüttelte den Kopf und bohrte ihren Blick in seine Augen. „Ich werde auf keinen Fall mit der Polizei reden.“
Nun schüttelte er den Kopf. „Mit der ganzen Geheimnistuerei machen Sie doch alles nur noch schlimmer. Lassen Sie doch die albernen Versteckspiele und sagen Sie mir endlich, was Sie wissen! Wovor haben Sie denn Angst?“ Parker hatte sich zu ihr vorgebeugt. „Glauben Sie, dass man Sie verhaftet, nur weil Sie ein paar riskante Kunstgeschäfte betreiben?“
„Und Sie?“, schoss es aus ihr heraus. „Was glauben Sie? Glauben Sie alles, was man Ihnen erzählt?“
Sie stand mit ausgestreckten Armen und geöffneten Handflächen vor ihm und war drauf und dran, ihn zu packen und wachzurütteln. „Verstehen Sie doch! Ihre Freundin ist ermordet worden.“
Parkers Augen wurden zu kleinen Schlitzen. „Woher wissen Sie das? Waren Sie dabei?“
„Nein!“, schrie sie ihn an. „Ich war nicht dabei, aber ich weiß es!“
„Wenn Anne wirklich ermordet wurde, wird das rechtsmedizinische Gutachten das klären“, sagte er mit ernster Stimme und erhob sich ruckartig vom Sofa.
Sie schluckte schwer, und in ihrem Kopf schwirrten Fragen und Zweifel herum. Sie dachte an die Nachtmaschine nach Madrid. Das hektische Gewühl in den vielen Restaurants und Bars unterhalb des Plaza Santa Anna, nicht weit entfernt von ihrer Wohnung, erfüllte sie mit Sehnsucht. Vielleicht war abhauen doch das einzig Richtige.
Aber sie spürte auch diesen Drang in sich, der sie entgegen aller Vernunft zwang weiterzumachen. Solange noch eine Chance bestand, es zu finden, Annes Mörder zu stellen und die Geschichte zu schreiben, konnte sie Deutschland nicht verlassen. Und noch bestand diese Chance, auch wenn sie verschwindend gering war.
Zweifelnd blickte sie ihn an, umgeben von einer gespannten Stille. Sie wusste, wenn sie nicht bald den Mund aufmachte, würde er gehen.
Er nickte ihr kurz zu und wandte sich zur Tür.
Sie starrte ihn an. „Warten Sie, bitte.“
Er hob den Kopf und blickte zurück. Da gab sie sich einen Ruck. „Als Sie heute mit der Staatsanwältin und dem Arzt im Leichenkeller waren …“, sie hielt
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