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Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)

Titel: Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Weiss
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kurz inne, „… habe ich mich in das Büro des Arztes geschlichen.“
    „Und?“ Erstaunt führte er seine linke Hand zum Kinn.
    Ihr Körper befand sich in voller Spannung, als sie sprach: „Die Staatsanwältin hat Sie angelogen. Der Obduktionsbericht ist bereits fertig. Sie können ihn sich hier auf dem Laptop anschauen.“
    „Sie haben den Obduktionsbericht geklaut?“
    „Si.“

Kapitel 16
    Zoé sah die Verblüffung auf seinem Gesicht. „Eigentlich muss ich mich bei Ihnen für Ihre Hilfe bedanken“, sagte sie, um ihn aus seiner Erstarrung zu lösen. „Als Sie mit dem Mediziner und der Staatsanwältin im Keller verschwunden sind, hatte ich freie Bahn. Ohne nachzudenken, bin ich zum Büro am Ende des Gangs spaziert. Die Tür war nur angelehnt. Ich habe leise geklopft, und als sich niemand gemeldet hat, bin ich einfach reingegangen.“
    Auf Parkers Stirn zeigten sich Falten. Skeptisch verschränkte er die Arme vor der Brust, voller Zweifel, ob er ihr die abenteuerliche Geschichte abnehmen sollte. Zoé setzte sich auf die Lehne des schön geschwungenen Sessels vor dem kleinen Tisch und schlug ihre Beine übereinander, ohne dabei seinem Blick auszuweichen. Ungerührt sprach sie weiter: „Alles Weitere war ein Kinderspiel. Auf dem Bildschirm des Computers war ein Text zu sehen. Schon nachdem ich ein paar Zeilen gelesen hatte, wusste ich, dass es sich um das gerichtsmedizinische Gutachten über Anne handelte. Ich habe es überflogen und zugleich den Schreibtisch durchsucht. Glücklicherweise fand ich in einer Schublade einen USB-Stick, auf den ich den Bericht kopiert habe. Das Ganze hat keine fünf Minuten gedauert. Dann war ich schon wieder draußen.“
    Parker betrachtete sie weiterhin skeptisch. Wahrscheinlich hält er mich für verrückt, dachte sie.
    „Was steht in dem Bericht?“
    Voller Mitleid sah sie ihn an, denn in den nächsten Minuten stand ihm Schreckliches bevor. Sie machte sich keine Illusionen darüber, welche Wirkung die Informationen auf ihn haben würden. Sie drückte auf eine Taste des Laptops und schob das Gerät zu ihm herüber. Behutsam drehte sie dabei den Bildschirm so, dass er ihn gut sehen konnte.
    Wie von ihr vorausgeahnt, weiteten sich seine Augen in schierem Entsetzen. Er schnellte nach vorne und starrte gebannt auf das Foto, das den gesamten Bildschirm einnahm. Alle Farbe war aus seinem Gesicht gewichen, das sich zu einer maskenartigen Miene verzogen hatte. Seine Finger hatten sich fest ineinander verschränkt, als ob er betete.
    „Das wusste ich nicht“, unterbrach er nach einer quälend langen Zeit die Stille. „In der Rechtsmedizin war ihr Körper bis zu den Schultern mit einem Laken bedeckt. Sie haben mir die Verletzungen nicht gezeigt.“
    „Das habe ich mir schon gedacht.“ Zoé hatte den Eindruck, dass er sie gar nicht gehört hatte. Kaum waren ihre Worte verklungen, schien die Zeit wieder stillzustehen. Er saß vor ihr wie eine Mumie, aschfahl und einbalsamiert in einen weißen Mantel – vollkommen erstarrt.
    „Wenn Sie herunterscrollen, sehen Sie noch mehr. Nach den Aufnahmen folgt der eigentliche Bericht“, sagte sie leise.
    Seine linke Hand löste sich von der rechten und drückte widerstrebend auf eine Taste. Dann füllten sich seine Augen mit Tränen. Er stützte das Kinn auf seine Hände und kämpfte sichtbar damit, die Fassung zu bewahren. Nach einer Weile hob er den Kopf und drückte wieder auf die Taste. Neue Bilder erschienen, aber sie war sich nicht sicher, ob er die Fotos überhaupt noch wahrnahm – so verloren und leer war sein Gesichtsausdruck.
    Die Zeit verging. Schließlich schüttelte er den Kopf und schob den Laptop wieder zu ihr zurück. Seine Gesichtszüge waren angespannt, wie sie es bei Boxern kurz vor dem Kampf gesehen hatte.
    „Erzählen Sie mir in Kurzform, was in dem Gutachten steht“, verlangte er mit fester Stimme.
    Sie vermied es, ihren Blick auf den Bildschirm zu lenken, aber die Bilder hatten sich schon längst in ihr Gedächtnis eingebrannt. Sie sah die grausamen Aufnahmen selbst mit geschlossenen Augen. Annes Leichnam war am ganzen Körper mit Blutergüssen, Abschürfungen und verkrusteten Wunden übersät. Ihre Schamlippen waren monströs angeschwollen und mit geronnenem Blut überzogen. Die tiefroten und dunkelblauen Verfärbungen, die die zahllosen Schläge ihrer Peiniger hinterlassen hatten, endeten jeweils an Knien und Ellenbogen, die in makellosem Weiß schimmerten. Auch die Brüste waren brutal malträtiert worden, die

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