Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
hier gibt es bestimmt einen Platz, wo wir uns in Ruhe weiter unterhalten können.“ Er fasste sie fest am Arm, auf seinem hochroten Gesicht schimmerte der Schweiß. „Bewachen Sie die Ladung!“, befahl er dem Wachmann, der ihm in den Frachtraum gefolgt war, und stieg dann mit Maria über die Leiter aus dem Rumpf des Schiffs.
Als sie mittschiffs erreichten, fanden sie den Kapitän des Frachters und die beiden Matrosen unter Beobachtung. Die Maschinenpistole des zweiten SS-Mannes war direkt auf die drei verängstigten Männer gerichtet. Gommel ließ sich den Weg zur Kajüte des Kapitäns beschreiben und führte Maria mit eiligen Schritten dorthin.
Die Kabine war ein schlichter Raum mit einem sauber gemachten Bett sowie einem leeren Tisch und einem Stuhl aus Holz. An der Wand hing ein Regal mit einigen Büchern darin. Private Dinge des Kapitäns waren nicht zu sehen.
Der Obersturmbannführer bedeutete Maria, sich auf das Bett zu setzen, und nahm ihr gegenüber auf dem Stuhl Platz.
In der Kapitänskajüte herrschte im Gegensatz zu draußen eine angenehme Temperatur, so dass Gommel seinen Mantel öffnete und die Mütze abnahm. Aus seiner Seitentasche fischte er gewandt eine kleine lederbezogene Metallflasche, öffnete den Verschluss, nahm einen langen Schluck und bot sie dann Maria an.
„Trinken Sie, Maria, und sagen Sie mir endlich die Wahrheit. Wie es mir scheint, ist dies eine Angelegenheit, für die der Museumsdirektor die Verantwortung trägt.“ Er verzog das Gesicht zu einem angedeuteten Lächeln. „Der Gauleiter vertraut mir. Wenn Sie kooperieren, kann ich Ihnen helfen.“ Seine Stimme hatte jetzt einen warmen, beinahe einfühlsamen Ton angeschlagen. Maria hörte die aufgesetzt freundlichen Worte und sah in die wollüstigen Augen, die jede ihrer Regungen zu registrieren schienen.
Sie nahm die Flasche und führte sie an den Mund. Der Alkohol brannte noch in ihrem Rachen, als sie begann, mit ihren behandschuhten Fingern den Mantel aufzuknöpfen, langsam und ohne den SS-Offizier dabei auch nur für eine Sekunde aus den Augen zu lassen.
„Vertrauen Sie mir, mein Kind“, sagte Gommel und legte seine linke Hand auf ihren Winterrock.
Die Finger umfassten ihren Oberschenkel. Sollte sie ihn gewähren lassen? Ihr Blick schweifte durch die blitzblank aufgeräumte Zelle des Kapitäns, dessen Schiff es noch nicht mal aus dem Hafen von Königsberg geschafft hatte. Sie verlor jede Hoffnung auf eine Rettung.
Hier werde ich sterben.
Sie wusste, dass Gommel unmittelbar nach der Befriedigung seiner sexuellen Lust den Gauleiter benachrichtigen würde. Ihre sofortige Verhaftung wäre damit besiegelt, und man würde sie in einen der berüchtigten SS-Folterkeller werfen. Dort würde sie Gommel so lange gefügig sein müssen, bis er den Gefallen an ihr verlor und sie verrecken ließ oder das, was von ihr übrig geblieben war, an einen seiner Spießgesellen weiterreichte.
Und es gab keinen Ausweg. Schon der bloße Gedanke daran, Gommel zu überwältigen und das Schiff mit ihm als Geisel zu verlassen, war lächerlich. Wie sollte es ihr denn gelingen, den SS-Mann und seine Wache mit ihrer Pistole in Schach zu halten? Sie würde es wahrscheinlich noch nicht einmal lebend aus der Kabine schaffen. Und selbst wenn ihr die Flucht gelingen sollte, würde sie im abgeriegelten Königsberg früher oder später der SS in die Hände fallen – und den Folterungen nicht lange standhalten. Keine Stunde nach ihrer Verhaftung wäre die Gestapo über sämtliche Namen, Strukturen und Operationen im Bilde. Himmlers große Chance, ihnen endlich den Garaus zu machen.
Besser, es hier und jetzt zu Ende zu bringen, entschied sie und lächelte Gommel offen an.
Langsam stellte sie die Flasche auf den kleinen Holztisch und lehnte sich dabei weit vor, so dass sich ihre wohlgeformten Brüste unter der engen Strickjacke deutlich abzeichneten.
„Darf ich rauchen, Herr Obersturmbannführer?“
„Natürlich dürfen Sie das“, erwiderte Gommel und schob seine Hand unter den Saum ihres Rocks.
„Ich werde Ihnen alles sagen“, stieß sie hervor, während sie mit der linken Hand in ihre Manteltasche fasste.
„Gut so. Hab keine Angst, mein Kind.“ Unaufhaltsam glitten seine Finger an der Innenseite ihres Oberschenkels hinauf. „Dir wird nichts geschehen.“ Selbst durch die dicke Strumpfhose spürte sie den Schweiß an seinen Händen.
Vorsichtig tastete sie nach dem Griff des kleinen Revolvers in der Manteltasche. Ihr linker Zeigefinger schob
Weitere Kostenlose Bücher