Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
herunter. „Sie wissen von Frau Dr. Kreifelts?“
„Ich weiß alles, Kindchen. Alles. Über Sie, über die Kreifelts und über Ihren Professor, kapieren Sie das endlich?“ Hinter den Augenschlitzen funkelte es bedrohlich. „Und ich lasse nicht zu, dass man mich hintergeht.“
Parker sah, dass Zoés Körper steif wurde. Sie biss die Zähne so laut aufeinander, dass er es knirschen hörte – während ihn die Erkenntnis wie ein Stromschlag traf: Dieser Mann wusste über den Mord Bescheid! Gehörte er zu der Bande, die Anne ermordet hatte? Parker merkte, wie sich jede Muskelfaser seines Körpers spannte. Der Kerl durfte ihm nicht entkommen!
„Was haben Sie sich bloß dabei gedacht, sich mit dem Professor im Adlon zu treffen und ihn dann auch noch hierherzuschleppen? Halten Sie das Ganze für ein Spiel? Hat Ihnen der Tod der Anwältin nicht gereicht?“ Der Mann hustete und zog die Maske ein wenig nach oben, um besser atmen zu können. Zum Vorschein kam ein von weichen Lippen und Falten umrahmter Mund mit regelmäßigen, weißen Zähnen, die nicht zu seinem Alter passten.
Der Mann näherte sich und beugte sich zu Zoé herunter. „Sie haben mir versprochen, meine Identität absolut vertraulich zu behandeln. Dafür habe ich Ihnen Informationen geliefert, die seit über sechzig Jahren streng geheim gehalten wurden. Das war unsere Abmachung!“ Er keuchte und hustete. „Sie haben unsere Vereinbarung gebrochen. Jetzt müssen Sie auch die Konsequenzen tragen.“
Voller Zorn presste Zoé die Lippen aufeinander.
Der Maskenmann richtete seinen Oberkörper wieder auf. Seine Finger umfassten das Gewehr. Die weißen Knöchel stachen spitz unter der Haut hervor, und die Kraft seiner Hände übertrug sich in einem leichten Zittern auf den Lauf der Waffe, der plötzlich zu Parker herüberschwenkte. Grob drückte der Maskierte ihm das Repetiergewehr an die Stirn. Parker brach der Schweiß aus. Der kalte Stahl brannte förmlich auf seiner Haut. Gleichmäßig und konzentriert atmete er durch den Bauch, um sich zu beruhigen und nicht die Kontrolle zu verlieren. Er erwog, den Gewehrlauf von seiner Stirn zu schlagen und den Mann anzugreifen, doch der rechte Finger des Maskierten ruhte unmittelbar auf dem Abzug, und schon ein leichter Druck würde das tödliche Geschoss freisetzen.
„Hören Sie auf!“ Zoés Stimme überschlug sich vor Panik. „Benjamin Parker ist vollkommen unschuldig. Er wusste nichts von unserer Abmachung.“
„Aber jetzt weiß er alles.“
„Nehmen Sie mich als Geisel. Bitte.“ Ihre Stimme vibrierte. „Er wird nichts sagen. Ich verspreche es. Lassen Sie ihn laufen!“ Flehend schaute sie zu dem Bewaffneten auf. „Bitte!“
„Ich kann ihn nicht gehen lassen. Er bleibt hier, und zwar für immer.“
„Nein!“ Ihr Schrei gellte über die Schneefläche.
Der Bewaffnete antwortete mit einem seltsam meckernden Lachen.
Da stand Parker auf. Ihm stockte der Atem vor Angst und Wut, und für wenige Sekundenbruchteile herrschte absolute Stille auf der Alm. Dann wischte er jede Vorsicht beiseite. „Sagen Sie mir, warum Dr. Kreifelts umgebracht wurde“, fuhr er den anderen an. „Reden Sie!“
Wieder legte sich der Lauf des Gewehrs auf seine Stirn. „Junger Mann“, der Maskierte lächelte ihn an, „machen Sie doch hier keine Mätzchen.“ Das Gewehr wich zurück und schwenkte nach oben. Parkers Blick folgte der Bewegung, als ihn der Kolben der Waffe mit voller Wucht auf die Brust traf. Er stöhnte laut auf und taumelte zur Seite. Der Schmerz breitete sich schockwellenartig in seinem Körper aus und schnürte ihm die Luft ab. Ihm versagten die Beine, und er stürzte kopfüber in den Schnee. Durch das Rauschen in seinen Ohren drang das meckernde Lachen des Alten. Jeden Augenblick erwartete er den nächsten Schlag. Oder den Schuss. Doch nichts davon geschah.
Wie durch einen undurchdringlichen Nebel nahm er wahr, dass Zoé sich katzengleich auf den maskierten Mann gestürzt hatte. „Mörder, Mörder!“ Sie war völlig außer sich und schlug wie wild auf den Gegner ein. Der Maskierte versuchte, sie mit der Waffe zurückzudrängen, aber sie war nicht mehr zu stoppen. Parker keuchte und zwang sich, den Kopf zu heben, um das Geschehen beobachten zu können. Er hatte Mühe zu verstehen, was seine Augen da verfolgten. Zwei-, dreimal hätte der Mann Zoé ohne weiteres mit dem Gewehrkolben zu Boden schlagen können, doch sie bedrängte ihn immer weiter. Und tatsächlich schien es Parker, als ob der Mann sogar
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