Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
erneut eröffnet.
Und das war leider noch nicht alles. Die Dinge lagen viel schlimmer. Falkenhayn war mit Marias Amulett in der Hand gestorben. Die Spur führte also direkt nach Frankreich. Zoé schätzte, dass der Anführer der Männer ungefähr so alt wie Maria und Falkenhayn war. Vermutlich kannte er Maria aus den gleichen Gründen wie Falkenhayn. Alle drei waren 1945 in Königsberg gewesen. Sie biss sich auf die Unterlippe. Ihre Oma befand sich in weitaus größerer Gefahr, als sie zunächst angenommen hatte.
„Was ist los?“, fragte Parker, dem Zoés Grübelei nicht entgangen war.
„Ich frage mich die ganze Zeit, ob wir es riskieren können, meine Großmutter per Telefon zu warnen.“ Sie schaute ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an.
Parker überlegte. „Für eine Organisation, die sich sogar in den BKA-Zentralcomputer hacken kann, dürfte eine flächendeckende Telefonüberwachung nur ein Kinderspiel sein.“ Er hegte keine Zweifel daran, dass in diesem Fall ein Anruf bei Maria ihrem Todesurteil gleichkäme. „Nehmen wir einmal an, wir würden Maria bei der nächsten Tankstelle anrufen, wie schnell kann sie sich dann in Sicherheit bringen?“
„Das hängt vom Wetter ab“, sagte Zoé.
Er verstand nicht so recht, was sie meinte.
„Meine Großmutter wohnt auf einer Insel im Ärmelkanal. Ungefähr sechs Seemeilen von der bretonischen Küste entfernt“, erläuterte Zoé. „Die Insel kann bei Sturm oder hohem Seegang wegen der scharfen Klippen nicht verlassen werden. Und im Januar hat das schlechte Wetter in der Bretagne Hochsaison.“
Parker verkniff sich einen Kommentar. Er hatte eigentlich angenommen, die Schlechtwettersaison in der Bretagne dauere von September bis August.
„Außerdem ist meine Oma fast neunzig. Ich bezweifle, dass sie überhaupt flüchten will. Vielleicht entschließt sie sich dazu, nach Paris zu fliegen und sich dort ein Zimmer im Hotel Ritz zu nehmen. Früher hat sie das geliebt, aber heute …“ Sie zuckte resignierend mit den Schultern. „Wahrscheinlich bleibt sie einfach auf ihrer Insel.“ Entmutigt schaute sie zu ihm herüber. „Ich habe das Gefühl, dass sich die Schlinge um uns immer enger zuzieht.“
Parker antwortete nicht und schien in Gedanken versunken zu sein. Zoé schaute auf die Straße, die sie in einem endlosen Bogen in ein dunkles Tal führte. Finstere Gedanken überkamen sie. Ob Maria überhaupt noch lebt? Vielleicht hatten die Killer ihre Großmutter schon umgebracht und lauerten nun auf der Insel. Fest umfasste sie das Lenkrad und riss sich zusammen. Sie musste einfach davon ausgehen, dass Maria noch lebte und sie einen Vorsprung vor den Verschwörern hatten – sonst wäre der Kampf schon verloren. Abermals warf sie einen flüchtigen Blick zur Seite und sah, dass Benjamin weiter grübelnd auf die Straße schaute. Irgendetwas schien ihn zu beschäftigen.
Er hatte ihren Blick bemerkt und schaute sie an. „Es gibt jemanden, den wir vielleicht benachrichtigen könnten.“ Er seufzte schwer. „Aber ich glaube, auch das ist zu gefährlich.“
„Wen?“
„Ich habe einen Kontakt zur Bundeskanzlerin.“
Zoé war verblüfft. „Du kennst jemanden, der die Kanzlerin ansprechen könnte?“
„Nein. Ich selbst kenne sie. Es hat mit meiner Arbeit als Kunstrechtler zu tun. Ich begleite die Kanzlerin bei ihrem Antrittsbesuch in Moskau.“ Er senkte den Kopf und massierte seinen Nacken mit einer Hand. „Vielleicht hast du davon gehört. Es stand in der Zeitung, und gestern hat es auch einen Fernsehbericht dazu gegeben.“
Sie schüttelte den Kopf. „Das wusste ich nicht.“ Irgendwie kam er ihr zerknirscht vor. Sie hatte das Gefühl, dass er noch etwas für sich behalten hatte. „Und wie willst du die Kanzlerin erreichen?“
„Sie hat mir ihre persönliche Handynummer gegeben.“
„Aha.“
„Ja“, sagte er langsam und verschränkte die Arme. „Nur so, rein vorsorglich – für alle Fälle.“
„Soso, für alle Fälle?“
Er blickte sie an. „Zoé, ich muss dir etwas sagen.“
„Was denn?“
„Im Zusammenhang mit der Vorbereitung der Russlandreise …“, er stockte, „… tja, wie soll ich es dir sagen …?“
„Sag es einfach.“
Er seufzte. „Also, die Kanzlerin hat mich gebeten, nach dem Bernsteinzimmer zu suchen, und mir …“
„Du suchst für die Kanzlerin das Bernsteinzimmer?“
„Ja“, sagte Parker und wurde im gleichen Augenblick heftig nach vorne geschleudert. Die Gurte schnitten ihm die Luft ab, und er rang nach
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