Der Königsberg-Plan: Thriller (German Edition)
wie unter Kontrolle. Und wer sich in Berlin trotz Erpressung und finanzieller Zuwendungen gegen uns stellt, wird schlussendlich mit der Waffe erledigt. Das machen wir so wie früher. Glaub mir, diese korrupte Politikerbande wird brav nach unserer Pfeife tanzen.“ Thalberg betrachtete siegesgewiss den aufsteigenden Qualm seiner Zigarette. „Mein Plan ist kurz vor der Vollendung. Noch dieses Jahr werden wir die Bewegung für Deutschland gründen, und spätestens 2009 gewinnen wir die Wahlen. Und dann, Fritz, bauen wir Deutschland neu auf. Wir werden die Gewerkschaften entmachten, die Parteien neu ordnen und vor allem endlich das Land von den Brüsseler Fesseln befreien, damit es wieder atmen kann, Fritz! Atmen!“ Falkenhayn starrte ihn mit offenem Mund an, und Thalberg zog seinen Arm zurück. „Wir werden eine Armee haben, die nicht am Hindukusch Drogenhändler beschützt, sondern unseren Interessen auf der Welt Nachdruck verleiht, und zwar dort, wo es wirklich wichtig ist.“ Thalberg hielt einen kurzen Moment inne. Er zögerte, aber warum sollte er Fritz nicht in den ganzen Plan einweihen. „Wir werden aus der NATO austreten. Unsere Armee wird Deutschland gegen jeden Gegner selbst verteidigen können. Hörst du – gegen jeden!“
Falkenhayn hob den Kopf. „Du meinst …“, sagte er und ließ den Satz unvollendet.
„Ja“, sagte Thalberg, „Deutschland wird spätestens im Jahr 2015 über eigene Atomwaffen verfügen. Ich habe bereits erste Vorkehrungen getroffen.“
Falkenhayn fiel förmlich in sich zusammen. Seine Miene hatte jede Kraft verloren. Lächelnd blies Thalberg ihm den Rauch ins Gesicht. Offensichtlich wurde Fritz erst jetzt bewusst, was für einen törichten Fehler er begangen hatte. Selbst er musste nun einsehen, dass der Verkauf des Bernsteinzimmers ein zu verschmerzender Verlust war im Vergleich zu dem großen Ziel. „Fritz, dein Verrat hat mich sehr getroffen. Wir waren wie Brüder. Und nur deshalb gebe ich dir noch eine letzte Chance, deinen Kopf zu retten. Du wirst mir alles über das Mädchen und den Professor berichten.“ Thalberg hielt kurz inne. „Hast du den beiden das Versteck des Bernsteinzimmers verraten?“
„Nein“, sagte Falkenhayn ruhig, aber ohne zu zögern.
„Was wissen die beiden?“
„Nicht viel.“ Falkenhayn fuhr sich mit der Hand über den Hinterkopf. „Sie wissen, dass das Bernsteinzimmer nicht in Königsberg verbrannt ist, und sie kennen die Route von Poss und Ryst und den Gommel-Befehl.“
Vor Überraschung fiel Thalberg fast die Zigarette aus der Hand. Ein stoßartiges, schallendes Gelächter brach aus ihm hervor. „Das heißt, das Mädchen und Parker können die Operation gar nicht stören?“, fügte er ungläubig an, nachdem er sich gefasst hatte.
Falkenhayn blickte ernst. „Ich hatte dir bereits gesagt, dass ich dich nicht verraten habe.“
Ein zentnerschwerer Druck wich von Thalbergs Schultern. Falkenhayn hatte keine entscheidenden Informationen preisgegeben. Er hatte zwar Unruhe gestiftet, um die Operation aufzuhalten, aber für den eigentlichen Verrat hatte ihm der Mumm gefehlt.
Falkenhayn lehnte sich zurück. „Gib ruhig zu, Carl, dass du nicht sicher warst, ob der Maulwurf die Operation nicht genau im Augenblick der Übergabe an die Russen auffliegen lässt. Du wärst vollkommen schutzlos gewesen.“ Mit kalten Augen sah er ihn an. „Deshalb hast du ja auch so fieberhaft nach der Auftraggeberin der Rechtsanwältin suchen lassen.“
„Das spielt jetzt keine Rolle mehr.“ Thalberg zog an der Zigarette, bis die Glut den Filter erreichte, und stand voller Tatendrang auf. Endlich konnte er die letzten Befehle zur Vorbereitung der Übergabe des Bernsteinzimmers erteilen. Dem Verkauf stand nun nichts mehr im Wege. Er drückte die Zigarette auf einem Bleiteller am Rand des Schreibtischs aus und griff nach dem halbleeren Wodkaglas in Falkenhayns Hand. „Auf Deutschland, Fritz!“, sagte er und leerte das Glas im Stehen, wobei er den Kopf weit nach hinten lehnte. Als er wieder zu Falkenhayn herunterschaute, blickte er in die Mündung einer entsicherten Walther PPK.
Damit hatte er nicht gerechnet. Falkenhayn hatte die handliche Waffe wahrscheinlich in seiner Hosentasche bei sich getragen. Ich hätte ihn durchsuchen sollen, fluchte Thalberg in Gedanken.
„Setz dich wieder hin, Carl.“
Thalberg erwog für einen Moment, sich auf seinen Kameraden zu stürzen, um ihm die Waffe zu entreißen. Doch dann entschied er sich, der Aufforderung Folge zu
Weitere Kostenlose Bücher