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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Mechaniker geben, der sich um die anderen Aufgaben am Hofe kümmerte. Der neue Dinge herstellte und alles reparierte, was im Schloss kaputtging.
    Als die Stelle vor Jahren neu besetzt werden musste, weil der andere Mechaniker beim Reinigen der Pumpanlagen betrunken vom Gestell gestürzt war, hatte sich Velas Vater für den langen Tom eingesetzt, obwohl der niemand Wichtigen im Schloss kannte - weil er von dessen Fähigkeiten überzeugt war. Hatte der lange Tom das jetzt alles vergessen? Die beiden Männer hatten sich doch sonst immer gut verstanden.
    »Willst du mir denn gar nicht helfen?«, fragte sie leise.
    »Natürlich will ich dir helfen, aber es geht einfach nicht. Der Kanzler wird schon wissen, was zu tun ist. Wenn es eine Möglichkeit gibt, deinem Vater zu helfen, dann wird er es auch tun. Wir sollten uns da wirklich nicht einmischen. Außerdem«, Tom hob die Arme und zeigte auf die Werkbänke, »gibt es viel zu tun. Die Sachen können nicht einfach liegenbleiben, Vela. Wer soll denn die Wasserpumpe im Auge behalten, wenn ich mich nicht darum kümmere?«
    Ihr Vater sollte ins Gefängnis, und Tom sorgte sich um eine Wasserpumpe!
    Tief enttäuscht sah Vela hinüber zu den Uhren, die noch genauso dalagen wie am Vormittag, als wäre nichts geschehen, als wäre die Zeit gar nicht verstrichen.
    »Es tut mir leid, Kleines.«

    Ja, ihr tat es auch leid. Mit hängenden Schultern ging sie zu der Tür am anderen Ende der Werkstatt, hinter der die geräumige Kammer ihres Vaters lag, während hinter ihr das Geräusch der Feile wieder einsetzte. Sie trat ein und sah sich um, aber nichts fiel ihr ins Auge, das ihr geholfen hätte.
    An den Wänden hingen technische Zeichnungen für einen Apparat, der eine Art Transportmittel werden sollte. Er hatte drei Räder und Pedale und ein Gewinde aus Zahnrädern. Seit Jahren arbeitete ihr Vater daran, wenn er Zeit fand. Er hatte ihr versprochen, wenn er den Apparat erst gebaut hätte, dann würden sie zusammen losfahren und sich das Land ansehen.
    Im Regal neben dem Bett lagen ein paar seiner Sachen, und im untersten Fach stand noch immer die Kiste mit Velas ersten Werkstücken. Ein Schlüsselbrett mit schiefen Haken, das hatte sie gebastelt, als sie acht Jahre alt gewesen war. Ein Schuhanzieher aus Bronze, den nur Kinder benutzen konnten, weil er so winzig war. Damals konnte ihr Vater nicht viel Bronze erübrigen, um sie damit basteln zu lassen. Auch ein paar Schlüssel lagen in der Kiste, die hatte sie mit zehn oder elf gemacht, als sie schon geschickter gewesen war und auch einiges von ihrem Großvater gelernt hatte.
    Inzwischen war sie fingerfertig genug, um Dinge für den Gebrauch, nicht für die Schublade, herzustellen, doch zeigen konnte sie das ihrem Vater nicht.
    Traurig legte sie sich auf das Bett, das Kissen roch immer noch ein bisschen nach ihm, drei Fingerabdrücke verzierten eine Ecke des Bezugs, vielleicht hatte er nach der Arbeit die Schmiere nicht ganz wegwischen können. Minutenlang lag sie reglos auf dem Bett, zusammengerollt wie eine Katze.
    Außer Tom fiel ihr niemand mehr ein, den sie um Hilfe bitten
konnte, sie war ja nicht oft hier. Es hatte nicht mal gereicht, um eigene Freunde zu gewinnen, außer Kassia. Zu beschäftigt war sie gewesen, ihrem Vater bei der Arbeit zuzusehen. In der Königsstadt gab es immer etwas zu entdecken und anzuschauen. Langweilig war es nie gewesen.
    Zu Hause gab es zwar auch mechanische Apparate, aber längst nicht so viele wie hier, auch wenn es in letzter Zeit mehr geworden waren. Aber dort hatte sie Freunde: Mara und Jonas, die Undart-Zwillinge und die schielende Florentine. An guten Tagen auch Michels Sohn Huban mit seinem riesigen Hund Baffalum. Irgendwer hatte immer Zeit und ein offenes Ohr.
    Aber wie sollten die ihr helfen, wenn sie mehrere Tagesreisen von ihr entfernt waren? Hier war sie jetzt auf sich gestellt - und dabei hatte ihre Mutter noch gedacht, das Wichtigste wäre, die Kutschfahrt zu überstehen. Doch das war keine große Herausforderung gewesen, schließlich lenkte Vela die Kutsche ja nicht selbst.
    Wenn es gar nicht anders ging, musste sie eben allein zum Kanzler gehen und ihn überzeugen. Was blieb ihr anderes übrig? Irgendetwas musste schließlich passieren.

IM KERKER
    Niemand öffnete, als sie an die Kanzleitür klopfte. Sie war unzählige Treppen auf und ab gelaufen, hatte sich durch vollgestopfte Gänge gedrängt, in denen die Menschen noch immer diskutierten und jammerten, bis hinüber auf die andere Seite

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