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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Cephei neben ihm versuchte ihn zu übertönen, aber seine Stimme war dünn im Vergleich zum Brüllen eines ausgewachsenen Bären. Einige der umstehenden Leute warfen beunruhigte Blicke auf Urs.
    Herr Kundan schlug nun nicht mehr mechanisch zu, sondern änderte ständig seinen Rhythmus, so dass sich Herr Chladjazieux nicht darauf einstellen konnte. Aber die Schläge mit seinem linken Arm wurden seltener, der Schwerthieb hatte ihn geschwächt. Herr Chladjazieux bemerkte das, er kämpfte defensiv und versuchte, Herrn Kundan zu ermüden.
    Da schlug der Axtkämpfer plötzlich mit beiden Waffen parallel auf den Schild seines Gegners.Er schlug mit voller Wucht zu,und der Schild, der schon vieles auszuhalten gehabt hatte, barst. Mit vermindertem Schwung drangen die Äxte weiter vor. Sie prallten zwar am Kettenhemd ab, doch ein Bruchstück des Schildes sprang unglücklich in Herrn Chladjazieux’ Gesicht und zerschnitt ihm die rechte Wange. Schreck und Schmerz ließen ihn zusammenzucken, und so riss er sein Schwert zu spät zur Verteidigung hoch, als die Äxte erneut auf ihn zurasten. Sie trafen auf das Kettenhemd, ein paar Ringe darin verbogen sich, Rippen darunter brachen wohl auch,und er wurde zurückgeschleudert und stürzte in den Sand. Er ließ sein Schwert fallen und ergab sich.
    Herr Kundan riss die Arme in die Höhe und ließ sich feiern,
dann half er dem Angeschlagenen auf die Beine. Doch der ließ sich mit schmerzverzerrtem Gesicht wieder auf den Boden sinken. Dort wartete er, bis die Arenadiener mit der Bahre kamen und ihn hinaustrugen. Im Liegen applaudierte er noch sportlich dem Ritter, der ihn bezwungen hatte, und winkte den Zuschauern. Das Publikum tobte, ein solches Spektakel hatten sie seit einem Jahr vermisst.
    »Mist. Hätten wir doch um Geld gewettet«, lachte Cephei den Bären an, und Urs klopfte ihm freundschaftlich auf die Schulter.
    »Schlawiner.«
    Die Kämpfe gingen weiter, und viele waren so mitreißend wie der erste. Doch da es so viele waren, verlor sich im Laufe des Tages das Gefühl des Besonderen. Der Arenasprecher gab sich große Mühe, alle Zuschauer bei der Stange zu halten, und die Leute fieberten weiter mit. Als die zweite Runde begann, hatten die meisten einen Favoriten gefunden, dem sie die Daumen drückten, und so wurden die Kämpfer immer leidenschaftlicher angefeuert, je näher die Entscheidung rückte.
    Immer wieder sah Cephei auch zu dem Mädchen hinüber. Sie jubelte nicht, feuerte keinen der Ritter an, aber sie starrte mit einem Ernst auf die Kämpfe hinab, als hinge ihr Leben davon ab. Und dabei stopfte sie sich immer wieder einen Fingerfisch aus ihrer großen Tüte in den Mund.
    Cephei bekam ungeheuren Appetit auf Fingerfische, und zum ersten Mal im Leben hatte er genug Geld, um sich welche zu leisten. Jetzt wollte er jedoch seinen Platz nicht verlassen, nicht solange das Turnier lief. Wenn er ginge, würde er sicher den spannendsten Kampf des Tages verpassen. Also blieb er, kaute auf seinen Fingernägeln und sah wieder nach unten.
    Herr Pavo und Herr Kundan lagen noch gut im Rennen, und
Cephei drückte beiden die Daumen. Herr Kundan wusste sich zu inszenieren, und das Publikum liebte ihn dafür. Aber der beste Kämpfer war ein kahlköpfiger Ritter aus dem fernen Norden, der hochgewachsene Herr Bergond, der vor Jahren allein den gefürchteten Erdkraken aus dem unergründlichen Pestschlund besiegt hatte und seither ein besungener Held war und eine schuppige, graubraune Rüstung aus der Haut des Untiers trug.

    Und tatsächlich vor Sonnenunter Alit, ein kleiner, di bart und Haupthaar, flochten war. Er nuschelte fahren, kämpfte mit einem Dreizack und einem Netz, und das so schnell und geschickt, verblieben schließlich kurz gang jene drei und Herr cker Ritter mit langem Volldas zu einem breiten Zopf ge und war lange zur See gedass
kaum jemand den Bewegungen seiner kurzen Arme folgen konnte. Cepheis Magen knurrte da schon so laut, dass es sogar im abschließenden Jubel für die Sieger zu hören war.
    Die vier wurden vom Kanzler auf das Schloss geladen, zu einem großen Bankett, wo ihnen ihre Himmelsrichtungen zugeteilt werden sollten und sie ein gemeinsames Vorgehen besprechen würden. Dann dankte der Kanzler dem Publikum und nannte es großartig . Alle jubelten, auch Cephei, der sich freute, dass die beiden jungen Frauen wieder den Trichter hielten.

    Er schielte noch einmal kurz zu dem Mädchen hinunter und bemerkte, dass es nun schon ein wenig zufriedener wirkte, wenn auch

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