Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
Vom Netzwerk:
ging zur Tür. »Wenn du willst, kannst
du im Stall auf sie warten, ich sag dir Bescheid, wenn sie ankommen. Aber lass dich nicht blicken! Wenn der Wirt dich sieht, wird er dich wegscheuchen.«
    Er sah noch, wie Vela nickte, dann öffnete er die Tür und ging hinein. Sein Tagwerk hatte ihn wieder.

EIN ANDERER PLAN
    Die nächsten Stunden verliefen wie immer, Tag um Tag, seit er hier war. Zumindest kam es Cephei so vor. Er bediente die Gäste, kehrte, wusch Krüge, räumte die Tische ab und versuchte zu verhindern, dass stadtbekannte Konkurrenten allzu nahe beieinandersaßen, indem er ihnen Plätze an Tischen an unterschiedlichen Enden des Raums zuwies. Wenn die Gäste mal eine Münze zu viel gaben und er sie nicht schnell genug in seiner Hosentasche verbergen konnte, verlangte der Wirt das Trinkgeld.
    »Für Kost und Logis«, sagte er dann immer, weil er Cephei doch großgezogen hatte. Ja, es war wirklich ein Nachmittag wie jeder andere.
    Dieses Gefühl änderte sich erst, nachdem die Ritter am frühen Abend zurückgekehrt waren. Lärmend, lachend und schwatzend stießen sie die Tür auf und kamen hereingedrängt. Als Erstes verlangten sie Wein und Speisen, obwohl sie bereits undeutlich sprachen und auf ihrem Weg zu den Tischen leicht schwankten. Sie erzählten laut von dem riesigen Tier, das sie erlegt hatten und von dem nun jegliche Spur fehlte, und im Laufe des Abends wurde das Tier in ihren Berichten für neu hinzugekommene Gäste immer größer.
    Als Cephei die Geschichte zum achten Mal gehört hatte, waren es bereits drei ungeheuerliche Tiere von der Größe des Schankraums, und er schämte sich fast für die betrunkenen Aufschneider. Doch sonst schien ihnen niemand die Flunkerei übel zu nehmen.

    Er beeilte sich mit dem Bedienen, und als er eine Gelegenheit sah, verließ er das Haus durch die Küche und lief zu Vela in den Stall, die erst aus ihrem Versteck gekrochen kam, als er leise ihren Namen rief. In ihrem Haar steckte Stroh.
    »Sind sie angekommen?«, fragte sie.
    »Schon vor einer Weile, aber ich konnte nicht weg.«
    »Und?«
    »Und was?«
    Sie hob die Arme. »Haben sie ein Monster erlegt?«
    »Eins? Inzwischen sind es angeblich drei. Nur haben sie wohl vergessen, sie mitzubringen. Oder auch nur eine einzige Trophäe.«
    »Du glaubst ihnen nicht, oder?«
    Er zuckte mit den Schultern, dafür ließ sie ihre hängen, auf einmal sah sie müde aus, und sie hob eine Hand, als wolle sie etwas erwidern, aber dann ließ sie sie sinken und schwieg.
    Einen Moment standen sie einander gegenüber, wie am Mittag, dann sagte sie: »Ich werde mit ihnen reden. Vielleicht lassen sie sich überzeugen aufzubrechen.«
    »Du kannst es ja versuchen, aber große Chancen gebe ich dir nicht, wie gesagt, sie haben bereits bezahlt.«
    »Aber sie sind die Gewinner des Turniers und haben eine Aufgabe, das muss ich ihnen nur klarmachen.«
    »Und du glaubst, die hören auf dich?« Wer bist du schon? , wollte Cephei am liebsten hinzusetzen. Ein müdes Mädchen mit wirrem Haar - welcher Ritter ließ sich davon schon beeindrucken? »Warum ist es dir nur so wichtig, dass die Ritter diese Reise antreten?«, fragte er und blickte ihr dabei in die Augen.
    »Wie soll denn sonst der Schlüssel wiederkommen?« Sie sah weg.

    »Dann geht eben jemand anders.«
    »Aber wer? Außerdem läuft uns die Zeit davon!« Nervös kaute sie auf der Unterlippe. Cephei wusste, dass sie log, diesen Ausdruck kannte er zu gut von Männern, die dem Wirt versicherten, sie würden nur ihr Geld von zu Hause holen und sofort wiederkommen, um die Rechnung zu bezahlen. Und jedes Mal wohnten sie gleich um die Ecke. Nur seltsam, dass man die Männer noch nie im Viertel gesehen hatte.
    »Jeder im Land macht sich Sorgen um den König, aber das allein ist es nicht, weshalb du so an der Sache interessiert bist. Ich könnte dir vielleicht helfen, nur wenn du mir nicht die Wahrheit erzählst, hab ich auch keine Lust.« Cephei lehnte sich an eine Stallwand und beobachtete weiter Vela, die begonnen hatte, unruhig auf und ab zu gehen, als grüble sie über ein schweres Problem. Hin und wieder warf sie ihm einen Blick zu, den er schweigend zurückgab.
    Nach einiger Zeit blieb sie entschlossen vor ihm stehen, eine Hand fasste an ihre Hüfte, und zum Vorschein kam ein großer Hammer, den sie fest umschloss. Sie sah ihm in die Augen. »Mein Vater ist der Königsmechaniker.«
    »Der Mann, der den Schlüssel verloren hat?«
    »Nein! Nicht verloren!«, giftete sie. »Er konnte nichts

Weitere Kostenlose Bücher