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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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manchmal, aber die Art, wie die meisten Menschen dieses Wort gebrauchen,
gefällt mir nicht. Es klingt so...«, sie suchte nach dem passenden Wort, »... so böse, versteht ihr?«
    »Vielleicht liegt es daran, dass Hexen Schrumpfköpfe und abgeschlagene Körperteile in Kästen aufbewahren.« Vela hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen, aber die Worte waren schon heraus.
    Die Hexe schien es ihr jedoch nicht übel zu nehmen. »Meinst du?«, fragte sie und schien ernsthaft darüber nachzudenken. »Ja, das könnte sein. Dabei ist das nun wirklich nichts Böses, ich meine, die meisten Teile sind doch nur gefunden.«
    »Auch die Elfenohren?«, fragte Urs und sah dabei wieder zu Morvan.
    »Besonders die Elfenohren! Du glaubst doch nicht, dass sich diese eitlen Kerle freiwillig davon trennen würden? Nein, nein, das sind meistens Unfälle, sie springen von Baum zu Baum und rennen den Rehen nach. Oder es passiert, wenn sie Schmetterlinge fangen und mit den Netzen durch die Gegend wirbeln. Aber die meisten Unfälle tragen sich zu, wenn sie mit ihren Messern üben. Die bekommen sie eigentlich, um Beeren oder Pilze abzuschneiden, aber was machen sie stattdessen damit? Werfen sie durch die Luft und zielen auf Bäume. Da kann es schon mal passieren, dass ein Wurf danebengeht und aus Versehen eine fremde Spitze trifft. Ihr glaubt gar nicht, wie viele Ohren ich in den letzten Jahrzehnten schon gefunden habe, die kann ich gar nicht alle aufheben. So groß ist mein Haus nicht. Ich behalte nur die schönsten Exemplare, nicht wahr, Morvan?«
    Er nickte.
    »Und warum bist du nun hier?«, fragte Urs. »Ein viertes Mal.«
    Alle sahen den Elfen an, der auf seine Füße starrte und murmelte: »Das geht euch gar nichts an.«

    Aber die Hexe schüttelte den Kopf. »Nun sei doch nicht so unfreundlich, du schlecht gelaunter Bogenschwinger. Ihr müsst wissen, dass Morvan ein paar häusliche Schwierigkeiten hat, er kann ein paar Dinge nicht besonders gut, die Elfen gemeinhin können sollten. Das verschaffte ihm nicht gerade viele Freunde. Er fing an, sich in der Welt herumzutreiben, und ich fand ihn. Also ist er bei mir geblieben. Wir verstehen uns, und er passt auf, dass sich keine Fremden anschleichen. Das mag ich nämlich nicht.« Bei diesen Worten sah sie die drei nacheinander an und nickte dann.
    Als sie das Essen beendet hatten, saßen Cephei und Urs nur stumm da und beobachteten die Hexe, während Vela unruhig auf ihrem Stuhl hin und her rutschte. Was war nur mit den beiden los? Sie verhielten sich, als seien sie bei irgendjemandem zu Gast und das nicht gerade in einer Hexenküche.
    »Was weißt du eigentlich über den Klippengeier? Du hast gesagt, er gehört jemandem. Woher weißt du das, wenn du gar nicht wusstest, dass der Schlüssel geraubt wurde?«
    Serpem löschte die Herdflammen und begann, den Inhalt der Töpfe und Tiegel in verschließbare Gefäße zu füllen, auf denen Zettel klebten, die in einer fremden Sprache beschriftet waren. »Du bist ganz schön neugierig, Kind. Warum willst du das unbedingt wissen?«
    »Wir müssen den Vogel finden und den Schlüssel zurückbringen.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Den Schlüssel könnt ihr vergessen, der wird nie wieder auftauchen. Das Leben wird schon ohne weitergehen.«
    »Aber dann werden sie meinen Vater hinrichten!« Vela sprang auf, sie konnte einfach nicht mehr stillsitzen.

    »Herrje, ich war schon Ewigkeiten nicht mehr in Marinth, die Umstände scheinen sich doch sehr verändert zu haben. Was hat dein Vater denn mit der Sache zu tun?«
    »Er ist der Königsmechaniker, und sie haben ihn dafür verantwortlich gemacht, dass der Schlüssel gestohlen wurde.«
    »Das tut mir leid für dich, aber es ist trotzdem ganz unmöglich, den Schlüssel zurückzuholen. Vergiss das am besten.«
    »Aber das kann ich nicht!«, schrie Vela. Es war ihr Vater, wollte das dieser Hexe denn nicht in den Schädel?
    Serpem schüttelte erneut den Kopf, ihr schien die ganze Sache ziemlich gleichgültig zu sein. Sie lebte hier im Wald, bekam gar nicht mit, was in der Stadt passierte, und Velas Vater bedeutete ihr natürlich auch nichts. Trotzdem wurde Vela immer wütender. Wie konnte Serpem so gleichgültig bleiben? Wenn sich im Königreich so viel ändern würde, beträfe das doch auch den Wald. Dass es Menschen gab, denen es völlig egal war, ob der Schlüssel wieder auftauchte, machte Vela vollkommen fassungslos. Erst die Ritter und jetzt das!
    Doch dann fiel ihr wieder ein, dass Hexen in Marinth der

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