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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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Kampf stellen musste. Urs war im Recht, Herr Solbert hatte wirklich den viel kürzeren Weg zurück. Und vor allem den ungefährlicheren. Cephei zog sich mit Vela ein paar Meter zurück und beobachte abwechselnd die zwei Streithähne und die Düsternis hinter ihnen.
    »Wehrt Euch, Bär«, rief Herr Solbert herausfordernd, und der Kampf begann.
    Sein Schwert traf scheppernd auf Urs’ Schild, und der schlug mit gleicher Wucht zurück. Wieder und wieder traf Stahl auf Stahl, wieder und wieder wurde ein Hieb abgewehrt.
    Vela quetschte ihre Daumen und zuckte aufgeregt hin und her, aber Cephei blieb ruhiger, er konnte den Kampf besser einschätzen, und er sah, dass sich hier zwei gleichwertige Gegner gegenüberstanden. In Gedanken folgte er jedem Hieb des Bären und zuckte jedes Mal zusammen, wenn er getroffen zu werden drohte.

    Die Schmähungen der Gegner nahmen ab, die beiden keuchten vor Anstrengung und stöhnten auf, wenn sie schwer auf dem Schild getroffen wurden. Keiner errang einen Vorteil, keiner von beiden konnte überhaupt einen Treffer platzieren. Die Sonne wanderte langsam Richtung Horizont, Bär und Ritter fochten Stunde um Stunde, doch noch immer schien ein Ende des Duells in weiter Ferne.
    Vela wurde immer unruhiger, lief hin und her, schüttelte den Kopf und schien immer weniger besorgt um Urs und immer verärgerter. »Wie lange dauert das denn noch?«
    »Schwer zu sagen«, erwiderte Cephei. »Die beiden sind gleichwertige Kämpfer, das kann sich hinziehen.«
    »Wie lange?«
    Er zuckte mit den Schultern. Was wollte sie denn? Ein solcher Kampf dauerte eben, bis er vorbei war und einer besiegt. Aber auch ihm gefiel der Ort des Duells nicht, auf freiem Feld hätte er sich deutlich wohler gefühlt. Immer wieder und immer länger starrte Cephei in Richtung Stadt, denn inzwischen hatte er mehr Angst vor den Käfern als um Urs.
    »Ich will hier weg, bevor es dunkel wird«, flüsterte Vela und klopfte mit ihrem Hammer ein loses Stück des Brückengeländers heraus. »Und dazu müssen wir Urs helfen.«
    »Urs helfen? Wie denn? Niemand mischt sich in ein Ritterduell ein.«
    »Ich schon«, knurrte sie und wog das Bruchstück in der Hand. »Außerdem ist Urs gar kein Ritter.« Mit diesen Worten schleuderte sie es nach Herrn Solbert, bevor Cephei eingreifen konnte.
    Der Ritter wurde am Helm getroffen und taumelte einen Schritt zurück. Solche Treffsicherheit hätte Cephei ihr gar nicht zugetraut. Er nickte anerkennend.

    Sie zuckte mit der rechten Schulter und grinste. »Die Undart-Zwillinge haben mir Zielen beigebracht.«
    Sie sahen wieder zu den Duellanten. Urs hatte gerade den Schwertarm erhoben, mit einem schnellen Hieb könnte er nun alles entscheiden. Doch er wirbelte herum, und seine Augen blitzten wütend. »Wer war das?«
    Sie starrten ihn entsetzt an. So zornig hatten sie ihn noch nie gesehen.
    »Tut das nie wieder. Niemals! Habt ihr mich verstanden?«
    »Aber wir müssen weiter. Es wird dunkel.«
    »Dunkel? Das ist kein Grund, einen ehrenhaften Kampf abzubrechen. Wir sehen genug. Herr Solberts legendärer Kampf gegen den Unhold von Tobringen dauerte dreieinhalb Wochen.«
    »Dreieinhalb Wochen? Wir haben aber keine Zeit, wir müssen weiter, mein Vater...«, stotterte Vela.
    »Lieber ehrenvoll scheitern als hinterlistig gewinnen!«
    Herr Solbert hatte sich inzwischen gefangen, zweimal den Kopf geschüttelt, dann den Helm wieder gerade geschoben. Er stand in Urs’ Rücken und wartete auf das Ende der Diskussion. Auch er schlug dem Bären nicht in den Rücken, und der drehte sich nicht um, um sich dessen zu vergewissern.
    »Greift niemals zur Hinterlist, denn dann ist euer Sieg nichts wert.«
    Vela schrie: »Aber der ganze Kampf hier ist unsinnig! Wir haben keine dreieinhalb Wochen zu verschwenden. Wir sind durch das halbe Land gereist, dann machen wir eben dreihundert Schritt Umweg und lassen diesem Dickkopf Solbert seinen Willen! Darauf kommt es doch jetzt nicht an.«
    »Auf die dreihundert Schritt nicht«, nickte Urs. »Aber wir haben mit dem Kampf begonnen, ein Rückzug wäre feige.«

    »Feige?«, schrie Vela. »Feige?«
    »Natürlich. Und Feigheit kommt gar nicht in Frage. Also macht es euch bequem und spielt irgendwas Schönes. Es kann noch eine Weile dauern.« Damit drehte er sich wieder um. »Die Unterbrechung tut mir leid, Herr Solbert. Seid Ihr wieder bereit?«
    »Ja, das bin ich. Und ich muss sagen, Ihr habt wohl gesprochen.«
    »Oh, danke.«
    »Doch ohne prahlen zu wollen, gegen den Troll aus

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