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Der Königsschlüssel - Roman

Der Königsschlüssel - Roman

Titel: Der Königsschlüssel - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Boris Koch
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wandte ihnen den Rücken zu. Neben ihm stand ein alter Wagen, und neben diesem suchten zwei Ochsen den kargen Boden nach Futter ab.
    Der Mann wirbelte ein seltsames Gestänge an einer Kette über seinem Kopf und schleuderte es dann in den Fluss. Das andere Ende der Kette war mit einem Haken an seinem Gürtel befestigt.
    Kaum hatte sich das Gestänge im Fluss verfangen, wurde es fortgerissen; der Mann packte die Kette und stemmte sich dagegen. Mit aller Kraft wollte er das Gestänge wieder herausziehen, aber es schien sich zu sehr verhakt zu haben; langsam wurde er in Richtung Fluss gezerrt.
    Ohne nachzudenken sprang Cephei hinzu und packte mit an. Der Mann fand nun festen Halt und nickte Cephei zu, der sich mit aller Kraft in die Kette legte.

    »Zugleich«, schrie der Mann, und sie zogen an der Kette. Cepheis Muskeln spannten sich, Schweiß drang ihm aus den Poren. Die Kette vibrierte in seinen Händen, zwickte ein Stückchen Haut ein, aber er ließ nicht los.
    Langsam näherte sich das Gestänge dem Ufer, und auch Vela eilte herbei und langte mit zu. Kurz darauf polterte das seltsame Gestänge an Land, in ihm hatten sich mehrere Ketten, ein Blech, ein großes Zahnrad und ein kaputter Stiefel verfangen.
    Der Mann nickte zufrieden und lachte sie an. »Danke.«
    »Bitte.« Cephei grinste. »Aber was machst du da?«
    »Schrott angeln.«
    »Schrott angeln? Warum?«
    »Na, um Geld zu verdienen, warum denn sonst.«
    »Geld verdienen?«
    »Ihr kommt nicht von hier, oder?«
    Sie schüttelten die Köpfe.
    »Seht auch so aus«, bestätigte der Schrottangler. »Seht euch das Zahnrad an, das ist noch gut erhalten. Wenn ich das reinige, bringt das ein paar Münzen ein. Die Ketten auch.« Er griff nach dem Stiefel und schleuderte ihn zurück. »Der nicht.«
    »Und warum wirfst du das Gestänge hinaus und riskierst, dass du mitgerissen wirst? Warum sammelst du nicht einfach Schrott in Ufernähe?«
    »Mach ich auch oft. Aber das tun viele, und nur weiter drau ßen findet man besondere Teile. Fragt mich nicht, warum, aber die filigranen Teile eines Uhrwerks gibt es nie am Rand. Außerdem sind die Funde vom Rand meist rostiger.«
    Cephei beäugte das frisch geangelte Zahnrad. Vela dagegen dachte nur an eins. »Wir müssen über den Fluss«, sagte sie. »Kannst du uns helfen?«

    »Über den Fluss? Es gab hier mal eine Hängebrücke, aber von der ist nur noch ein Seil übrig. Weiter flussabwärts soll es eine Brücke aus Stein geben, da ist es aber drei gute Tagesmärsche hin. Der Zöllner dort soll ein komischer Kauz sein, aber er wird euch schon hinüberlassen. Was wollt ihr denn drüben?«
    »Wir suchen einen Klippengeier, der den König bestohlen hat«, sagte Vela rasch, bevor Cephei die ganze Geschichte erzählen konnte.
    »Und da hat der König euch ausgeschickt? Keine Ritter? Seltsam. Na ja, ich habe gehört, der König wäre krank. Stimmt das?«
    »Ja«, nickte Vela. »Aber er wird wieder gesund.«
    »Das ist gut zu hören. Sonst hört man ja wenig Nachrichten aus der Stadt hier, so weit im Süden. Wollt ihr mir nicht noch ein wenig zur Hand gehen und ein bisschen was erzählen?«
    »Tut uns leid, aber wir sind wirklich in Eile.«
    »Nun denn.« Der Angler bückte sich, um seine Beute auf den Wagen zu werfen. »Dann will ich euch mal nicht aufhalten.« Er nickte ihnen noch einmal zu und nahm das seltsame Gestänge wieder zur Hand.
    Vela und Cephei machten sich auf den Weg. Cephei drehte sich im Laufen noch zweimal um, doch der Angler sah ihnen nicht nach. Er war in seine Arbeit versunken und schaffte es diesmal auch, sein Gestänge allein aus den Fluten zu ziehen. Und so liefen sie weiter, in der Hoffnung, irgendwann den Fluss überqueren zu können. Es kam Cephei vor, als wäre das Land, das er auf der anderen Seite sehen konnte, vollkommen unberührt. Lebten dort Menschen, gehörte es überhaupt zum Königreich? Der Angler hatte zwar erzählt, dass es eine Zollstation gab, aber solange Cephei die nicht sah, glaubte er auch nicht daran. Lange liefen sie, während die Sonne höher stieg.

    Wahrscheinlich lag es an der Übermüdung oder auch an der Hitze, die, je mehr sie sich dem südlichen Ende näherten, immer größer wurde. Jedenfalls hatten sie am Mittag mal wieder gestritten.
    »Du verbrauchst zu viel Wasser«, sagte Vela, als er die Trinkflasche erst nach dem dritten Schluck wieder vom Mund nahm. »Wir wissen nicht, wann wir die Flaschen das nächste Mal auffüllen können.«
    »Willst du mich verdursten

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