Der Kofferträger (German Edition)
kleinere Kreuzungspunkte, die nach Angaben des Kanzlers zu den willfährigen für diese Aktion gehörten. In Rom und Mailand, in Wien und Salzburg, sowie in Paris saßen wohl die Freunde des Globalkaisers.
„Sind nicht gerade die Franzosen eifrig bemüht, jede geringste Machtzunahme der Deutschen zu verhindern?“ , fragte Görres.
„Schaumschlägerei, Spiegelfechtereien“, mit einem zynischen Lächeln bedachte der Kanzler die Besorgnis. „Wir haben alle guten Vorbereitungen in Aktion. Die Italiener laufen hervorragend, ebenso die Franzosen.“ Er holte nicht so lange aus, wie sonst. Die Sachlage war klar.
„Was ich brauche, ist Geld. Nichts als Geld. Auch hier Anzeigen, Fernsehspots und Plakate für eine Kampagne. Dazu eure Chemiespots und ganzseitigen Anzeigen in den Zeitungen. Damit werden wir alle Probleme unter den Reichstag fegen.“
„Also, was brauchst du?“
H. B. schaute seinen gengleichen Bruder ungläubig an.
„Geld, mein Freund, Geld. Nichts als Geld Schaff es mir auf die Konten, wie ist mir gleichgültig. Nur wasserdicht.“
„Und damit sind wir das Schützproblem los? Können wir ihn weiterhin einsetzen?“ Görres schaute ungläubig.
„Natürlich. Solange er lebt, kannst du ihn einsetzen. Er steckt zu tief drin, als dass er raus könnte. Sein komisches Ehrlichkeitsgedudel könnte ihn doch eines Tages auf andere Gedanken bringen. Deshalb müssen wir schnell klar Schiff machen und einen anderen an seiner Stelle haben, der mit mehr Begeisterung an die Sache geht. Ich habe da schon einen Namen. Merkt euch Armin Wasche. Noch einmal, Dietrich. Diesmal geht es um mehr. Wenn es dich finanziell überfordert, geh zu den Burschenschaftlern der „Pater Patriae“. Sie alle profitieren davon. Sie alle haben in den letzten beinahe zwanzig Jahren, so geherrscht, wie sie wollten. Industrie, Banken , die aus jedem Pubs einen großen Gewinn machen, Handel, selbst Firmen mit den neuen Techniken. Jetzt fordere ich ihren Sold ein.“
Durch den kleinen kahlen Raum wehte der Hauch der Geschichte. Sie fassten eine Reihe von weiteren Beschlüssen. Dabei hatten sie einen klaren Kopf behalten. Noch immer befand sich der erste Schluck Wein in den funkelnden Gläsern, als sie erneut ihren Schwur ausbrachten.
‚Einer für alle, alle für einen. Koste es, was es wolle ‘.
H. B. warf das Papier, an dem sie sich orientiert hatten im Nachbarraum in das Kaminfeuer. Jeder flog mit dem Piloten seines Hubschraubers in eine andere Richtung von dannen.
Bedeutete das den Untergang gewisser Personen?
27 All – Indoktrination
Schütz stützte seine Untersuchungen auf seine Vermutungen. Seine Ahnungen trieben ihn voran, Ahnungen, die ihm aufzeigten, dass seine Recherche zu einem tödlichen Wettlauf mit den unheimlichen Kräften einer Machtbesessenheit geriet.
Natürlich war längst wieder eine Party ihres Freundeskreises geplant. Die Highsociety erwartete sehnsüchtig den Weltraumbericht. Jürgen Schütz ebenso.
„Von dort oben warst du so klein, ein Nichts, ein Staubkorn, vom Winde verweht.“ Sie hatte es zu ihrem Mann gesagt.
Es war so, wie es stets war. Zu lautes Gedudel und viel blauer Dunst. Die Gäste fühlten sich wieder einmal wohl in Nikolskoe. Dennoch war dieser Abend ein ganz besonderer. Alle Welt wartete auf den kompetenten Bericht.
„Die Sterne funkeln so klar, wie wir es von hier unten niemals sehen können. Die Welt erfährt endlich eine andere Gewichtung“, berichtete die Weltraum erfahrene Kanzlernichte. „Das kleine Schicksal wird überlagert von dem großen, dem allgemeinen. Das gemeinsame Schicksal steht für uns alle, an ihm müssen wir uns orientieren.“
Die Partygäste staunten nicht schlecht über die philosophischen Anwandlungen ihrer Gastgeberin. Sie wirkte wie ein Teilnehmer, der gerade von einem zweiwöchigen Psychologieseminar heimgekehrt war. Noch galten all die weisen Sprüche und Erkenntnisse, die ihm vom Seminarleiter aufoktroyiert worden waren. Nichts hatte sie bislang davon abgeschliffen. War sie eine Art Heilige geworden, die sich auf das Leben neu besann? Sie klärte die neue philosophische Richtung bald selber auf.
„Ob in Deutschland oder anderswo in Europa, wir müssen wissen, wem wir diese Möglichkeiten zu verdanken haben. Bundeskanzler Braunegger hat diese Periode eingeläutet. Mit ihm werden wir zu den Sternen fliegen, mit ihm werden wir den Weltraum erobern. Mit ihm aber auch werden wir die Probleme auf dieser Welt lösen. Wir müssen
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