Der Kofferträger (German Edition)
Bezogen auf die Schlachten an der Kapitalfront?
Ein Säckel voller Gras in Zürich, ein paar Säckel des gleichen Stoffes in Vaduz, zwischendurch einige Transaktionen mit Mailand. So ließ es sich leben, dachten wohl einige. Er, Jürgen Schütz musste jetzt an höhere Fische heran. Die Moral eines Volkes, die dem Sud eines Schweinestalls glich, musste die Muttersau fassen, damit dem Betrug endlich ein Ende bereitet würde.
Er begab sich zu seinem Auto, pünktlich erschien der Verkäufer und überreichte ihm die Modetüte. Damit fuhr Schütz nach Hause und steckte die Tüte in seinen Tresor im Keller. Als Anita an einem der fälligen Besuchstage zu ihrer Mutter abgereist war, begann er unvermittelt mit seiner Arbeit. Zunächst galt es, die CD mit den vielen, kleinen Punkten zu bearbeiten. Sie würde es erlauben, all die vielen Banknoten zu markieren und zu verfolgen. Er schob sie in seinen Rechner und konnte jeden kleinen Fliegendreck, wie er die Pünktchen nannte, adressieren. Nun übertrug er einfach die Registriernummern der Geldscheine in diese Adresse und schaffte sich auf seiner Festplatte ein Pendant. Probeweise überprüfte er die Fähigkeit der kleinen Punkte, sich über ihre neueste winzige Wärmequelle zu melden. Mit einem Punktiergerät übertrug er die ‚Fliegenschisse‘, auf die dazugehörigen Zweitausender Scheine.
Würde seine Aktion etwas nützen? , fragte er sich. Welche neuen Erkenntnisse sprachen für den Aufwand, den er betrieb?
28 Schweigers Patriot Raketen
Er konnte nicht vermuten, welches Ergebnis sein nächster Besuch bringen würde.
S chütz ahnte auch nicht, dass er diesmal kein Geld bekommen sollte.
Gemeinsam machte er mit dem Kofferhändler am Züricher See einen Spaziergang. Die Sommersonne hatte das Wasser erwärmt. Schweiger schlug seinem Schützling, wie er ihn spaßeshalber nannte, vor, eine Fahrt mit dem Ruderboot auf dem See zu unternehmen.
„Ein guter Vorschlag“, bestätigte ihn Schütz. „Ich bin zwar seit langer Zeit nicht mehr gerudert, doch denke ich, nichts von meinen Fertigkeiten verloren zu haben.“
„Wenn es zu anstrengend wird, können wir uns ja ablösen“, der Unternehmenshändler faltete bei diesen Worten seine Hände über dem Bauch. In der Nähe des kleinen Hafens am Mythenkai stiegen sie in das Boot, Jürgen ergriff die Ruder und tauchte sie mit gekonnt kräftigem Schlag ins Wasser.
„Man merkt tatsächlich, dass Sie das oft gemacht haben“, meinte Schweiger. „Sie müssen offensichtlich viel in ihrem Leben rudern“, dabei lachte er über die Doppelsinnigkeit seiner Worte.
Schweiger fläzte sich, wie es sonst nicht seine Art sein konnte, auf seiner hölzernen Bank und genoss die Wärme der Mittagssonne auf seinen Wangen und seiner Stirn. In der Umgebung von Schütz fühlte er sich offenbar zunehmend wohl und sah seine Arbeit für die nächsten Jahre abgesichert. Über das große Treffen der ‚Nicoclean‘ Experten im Hause Schütz, das inzwischen stattgefunden hatte, schwieg er sich aus. Unbedarft palaverte er lustig über den Tag hinaus.
„Bei aller langfristigen Planung und den Überlegungen für die Zukunft hat H. B. genau diesen Punkt in der Vergangenheit vergessen, als würde es nichts bedeuten“, schüttelte er schlaftrunken sein sonnenbeschienenes Haupt. „Mittlerweile hat er meinem guten Zureden sorgfältig gelauscht und sich meiner Meinung angeschlossen. Das ist aber auch der einzige Vorwurf, den ich dem Kanzler machen kann und will. Ansonsten ist er durchaus ein sehr fähiger und talentierter Taktiker, der auf meinen Rat hört“, bemerkte der Geschäftsmann gönnerhaft.
An Schütz war es höllisch aufzupassen. Einerseits verstand er nicht, was Schweiger meinte. Andererseits musste er so tun, als ob er über alles Bescheid wüsste.
Der Großmeister der Geldinfusionen fühlte sich an dem heutigen Tag in der Nähe des Generals, so nannte er den jungen Schützling auch, sauwohl. Das Leben gönnte ihm eine freundliche, ruhige Zeit.
„Wer die wesentlichen Geschäfte anleiert, der braucht schließlich nicht über jeden Furz eines Politikers informiert zu sein“, drückte sich Schweiger genüsslich aus. „Ich kann Sie beruhigen. Vielmehr als Sie, wissen die meisten nicht über den Fortgang der Projekte. Unter dem BWB brauchen Sie sich nichts weiter vorzustellen, als das, was Sie bisher gehört haben. Ein Name, ein Briefkasten an einem Haus, eine Sekretärin, die auch noch für zwanzig andere Firmen arbeitet. Das
Weitere Kostenlose Bücher