Der Kofferträger (German Edition)
rechten Fuß in die unteren Rippen. Mit ihren Fäusten prügelten sie in seinen Magen und auf seinen Kopf, traten ihn in den Unterleib und zwischen seine Oberschenkel. Sie bearbeiteten ihn noch, als er längst ohnmächtig gekrümmt auf dem Boden lag.
*
Als die beiden Liebespaare aus dem Außenlicht der Eingangstür in den Lichtschatten hinter das Gebäude traten, entdeckten sie zunächst nur einen dunklen Gegenstand auf dem Boden.
„Was ist das“? Das Mädchen wandte sich seinem Freund zu, als sie sich vor dem unbekannten Gegenstand fürchtete.
„Das ist nichts, komm jetzt“, der junge Mann sah seine mühevoll aufgebauten Annäherungsversuche erfolglos enden, wenn sie sich über anderes als die körperliche Sehnsucht unterhielten.
„Doch da ist was“, gab das Mädchen nicht nach. „Schau doch mal da.“
Ihr Freund machte nun um des lieben Friedens willen ein paar Schritte weiter in die Dunkelheit und sah den Menschen dort liegen.
„Du hast recht, da liegt einer“, dann rief er seinen Freund zur Hilfe.
Sie bückten sich und sahen ihren Gast aus Deutschland mit schlimmen Verletzungen auf dem Boden liegen. Schnell war der Mann mit herbeigerufenen Helfern in ihr Vereinshaus gebracht.
*
In seiner anschließenden wütenden Rede verlangte Carlos, die Rädelsführer zur Rechenschaft zu ziehen. „Sie haben unserer Sache nicht genutzt, nur geschadet. Ohne zu wissen, was die beiden Herren hier wollen, haben sie einen unschuldigen Menschen schwer verletzt, der mit ihrer Sache nicht das Geringste zu tun hat. Unsere ansonsten so friedliche Kolonie hat nun der Weltöffentlichkeit ein abscheuliches Bild geboten. Ihr seid nicht mehr würdig, euch deutsch zu nennen.“
Heiligduft hörte den Rest der Rede nicht mehr, da er sich längst zu seinem Partner in die Küche begeben hatte. Schütz war aus seiner Ohnmacht aufgewacht. Er lag auf einem Tisch. Sein Körper schmerzte und überall traten die Verletzungen zutage. Platzwunden und Prellungen, Abschürfungen und offensichtlich ein Rippenbruch diagnostizierte der Arzt. Sein Gesicht war gelb, blau und dunkelrot angelaufen. Schwellungen machten es ihm schwer, aus den Augen zu schauen. Der Arzt war noch dabei, die letzten Wunden zu behandeln. Schütz hatte von politisch/kapitalistischen Abenteuern die Schnauze endgültig voll.
„Er hat Glück gehabt. Keine schweren und offensichtlich auch keine inneren Verletzungen, bis auf einen Rippenbruch“, berichtete der Arzt.
„Ein seltsames Glück“, ärgerte sich Heiligduft mit einem düsteren Blick auf seinen Kompagnon. Diese Reise stand für ihn von Anfang an unter einem unheiligen Stern. Schütz wurde umgehend in die Estancia von Carlos transportiert. Bis auf die Ruhe hinter dem Haus und die Betreuung von Maria gab es für Jürgen in den nächsten Tagen keine erfreulichen Ereignisse. Am liebsten hätten sich Heiligduft und er schnell wieder nach Deutschland abgemeldet. Mühevoll gestalteten sich mit seinem schiefen Mund und der geplatzten Lippe die nächsten Telefonate mit Corinna. Er war nicht in der Lage, sich deutlich auszudrücken. Sie konnte die seltsamen Worte nicht verstehen, machte sich Sorgen, wollte umgehend nach Paraguay kommen. Nur mit Mühe konnte er sie davon abhalten.
Nach ein paar Tagen lud Carlos sie zu seinem Gespräch, als der Verletzte einigermaßen sprechen konnte. Die Vorfälle im Deutschen Klub hatten ihrem gemeinsamen Unterfangen einen erheblichen Rückschlag versetzt. Der Parteimanager Schütz hielt sich schamvoll die Hände vor sein Gesicht. Er wollte niemand an seiner Hässlichkeit teilhaben lassen. Dabei war er sich im Klaren darüber, dass er die Vorfälle seinem Kanzler melden müsste. Von einer örtlichen Anzeige gegen die Rowdys nahm er Abstand. Es wäre unsinnig gewesen, die Aufmerksamkeit der Presse auf die Schlägerei zu lenken. Die vielen Fragen hätten einen politischen Eklat aufgeworfen, den sie gerade in diesem Zusammenhang nicht gebrauchen konnten. Andererseits warf genau diese bösartige Aktion einen Spot auf die Problematik des Finanzgebarens der heimischen Partei. Da war nichts Sauberes mehr zu finden. Er sah sich selber in einem schmutzigen Geschäft integriert, das nun noch eine andere Schmutzigkeit aufgeworfen hatte. Ein Jonglieren zwischen allen möglichen Unrechtmäßigkeiten.
Der Estanciero sah seine Felle davon schwimmen. Sein Interesse lag darin, möglichst viele Totenscheine zu erstellen, die nichts kosteten, keines Kapitals bedurften.
„So ist mein
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