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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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behandelt, und nicht als Zahlenvergewaltiger belächelt. Sie war eine sehr ehrliche Haut. Aber, wie schon meine Mutter sagte: Die Besten erwischt es immer zuerst.“
    Wagner hatte sich zur Seite abgewandt, schaute in die Menge von Gästen, und Schütz glaubte noch in letzter Sekunde , ein verräterisches Glitzern in seinen Augen erkannt zu haben. Der Buchhalter hatte sich schnell wieder gefangen. Von alleine begann er wieder, „wissen Sie, es ist wie bei Klingenberg.“
    Erstaunlich, noch nie hatten sie gemeinsam über Klingenberg gesprochen.
    Theo fuhr schon fort: „Klingenberg war ein feiner Mensch. Ich mochte ihn sehr. Er war eine gute Seele. Schade, das mit seinem Selbstmord.“
    „Glauben Sie, er hat sich selbst umgebracht?“
    „Es ist nie wichtig, was ich glaube. Es immer wichtig, was ich darüber höre.“
    Schütz hatte gerade einen Schluck Bier aus dem hauchdünnen Urquell Glas zu sich genommen. Die letzten Worte seines Gesprächspartners brachten ihn in Rage, und er konnte nicht an sich halten. Mit lautem Prusten spritze er den Schluck Bier aus und genau über den Anzug von Theo.
    „Mein Gott, welch unverzeihlicher Fehler“, entschuldigte er sich, „Herr Wagner es tut mir wirklich leid. Das wollte ich nicht. Selbstverständlich bezahle ich die Reinigung.“
    Er legte ihm die Hand auf die Schulter. Doch Theo hatte sich im Griff und lachte laut.
    „Ist schon in Ordnung, das kann passieren.“ Leiser fügte er hinzu, „die Reinigung ist wirklich kein Problem.“
    Schütz war bereits dabei, mit Papierservietten den Anzug sauber zu wischen.
    „Lassen Sie das doch, es ist mir peinlich.“
    „Na gut, danke Theo, sie reagieren so freundlich. Wie ist das Ganze gekommen“, dachte er laut. „Ach so, sie sagten, es sei nicht wichtig, was sie glauben, sondern nur das, was sie darüber hören. Mich interessiert wirklich nur, was Sie persönlich darüber glauben, diesmal über den Tod von Klingenberg.“
    „Meine Meinung ist die“, er schaute sich wie ein Luchs um, und obwohl er niemanden sah, der sie beobachtete, flüsterte er. „Meiner Meinung nach stimmt da etwas nicht. Aber Herr Schütz, das ist nur so ein Gefühl.“
    „Gut Theo, das war auch nur so eine Frage. Sie sind ein freundlicher Mensch. Ich gehe jetzt nach Hause, meine Frau wartet sonst zu lange.“
    Er warf die Münzen auf die Theke und verabschiedete sich. Angela lächelte freundlich. In ihrem Blick meinte Schütz, ein unsicheres Flackern zu erkennen. Beim gehen rief Theo leise seinen Namen, „Herr Schütz“.
    Der drehte sich um und hörte „Passen Sie auf sich auf. Sie wissen, was meine Mutter immer sagte.“
    Er nickte dem Buchhalter zu und verschwand.
     
    *
     
    Seine Frau erwartete ihn zu Hause mit viel Besuch.
    „Kannst du nicht einmal ohne diesen gesellschaftlichen Kram auskommen“, prüfte er sie, nachdem die Gäste gegangen waren.
    „Mein Gott Jürgen, lass mir das bisschen Spaß. Es sind doch auch deine Freunde, mit denen ich gerne zusammen bin. Ich kann nicht jeden Abend hier alleine hocken, warten, bis du nach Hause kommst. In der Zwischenzeit habe ich furchtbare Angst um dich und um mich.“
    „Warum hast du Angst um mich? Ich arbeite und komm dann nach Hause.“
    „Manchmal denke ich, du kommst nicht mehr nach Hause.“
    Der Inhalt ihrer Worte befand sich in einem seltsamen Widerstreit mit dem Ausdruck in ihrer Stimme.
    „Warum denkst du das? Mein Job ist nicht gefährlicher als Auto fahren.“
    „Onkel meinte, wir hätten schon zwei Selbstmorde in seiner Umgebung gehabt. Vielleicht ist seine Umgebung zu gefährlich?“
    Ihre Aussage war mehr eine Warnung als Besorgnis.
    „Vielleicht ist er zu gefährlich.“
    „Wie bitte, das meinst du doch nicht im Ernst.“
    „Natürlich nicht“, damit hatte er sie beruhigt.
    „Übrigens werde ich bald für ein paar Tage zu meiner Tante an den Bodensee fahren“, fügte sie lapidar hinzu.
    Wenn sie keine Party hatte, war sie bei der Tante am Bodensee oder bei ihrer Mutter. Oder wo sonst? Ihr gegenüber äußerte er sich anders.
    „Das ist gut so, dann hast du wenigstens nicht so viel Angst um mich. Fährt jemand mit?“
    „Nein warum sollte jemand mitfahren?“
    „Triffst du dich dort unten mit jemandem?“
    „Nein, jetzt reicht es, über einen solchen Unsinn brauche ich nicht zu reden“, und sie drehte sich im Bett zur Seite.
    So fangen die meisten ehelichen Auseinandersetzungen an, dachte er, drehte sich um und löschte das Licht. Unsinn, eine solche Diskussion vor

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