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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Rinderzüchters haben den Kreisfürsten das richtige Futtergemisch verpasst“, drückte er sich lakonisch aus.
    Der glücklichste Rinderzüchter in Südamerika strich für jeden Erbschein eine ‚Hinterlassenschaftsprovision‘ von einem grünen Adenauerschein ein. Den Betrag behielt er jeweils von der Spendensumme zurück und überwies ihn nach Vaduz, wo Carlos ein Treuhandkonto unterhielt. Das Geld sammelte er an, um seine Kinder später in der geliebten Heimat studieren zu lassen. Klammheimlich hatte er sein Einkommen erhöht, indem er keine Denkmäler aus Stein hauen ließ, sondern nur Standardkreuze aus Holz auf seinem Erblasserfriedhof errichtete. Wahrscheinlich aber noch nicht einmal aus Holz. Das digitale Zeitalter war dem Rinderzüchter bestens vertraut.
    „Der alte Fuchs in Paraguay“, äußerte sich der Schatzmeister wohl wollend lächelnd, „wird auch das Ausstellen von Toten- und Erbscheinen standardisiert haben. Seine Kosten werden auf ein Minimum gedrückt. Der Rest kommt ihm zugute. Ein Cleverle der ‚Herr der Rinder‘. Wahrscheinlich wird er bald Staatschef in Asuncion sein, und er wird seinen ersten Staatsbesuch in der Bundesrepublik Deutschland machen“, flachste er.
    Bald schon schien dieser Traum der Parteibonzen ausgeträumt. Die nächste Botschaft aus Paraguay erreichte den Generalbevollmächtigten Jürgen Schütz von Pedro Alberta. Er teilte mit größter Trauer den Tod seines Freundes Carlos mit. „Das wirtschaftliche Geschehen habe ich jetzt persönlich in die Hand genommen. Die Transaktionen können ohne Verzug im gleichen Stil weitergeführt werden“, schrieb er Schütz.
    Die Nachricht erleuchtete Berlin wie ein Blitzlichtfeuer. Die Vorgänge waren hell angestrahlt. Bald würde die erste Explosion erfolgen. Das Thema war heiß, roch nach Mafia, Mord und Erpressung. Er legte die elektronische Nachricht dem Schatzmeister vor.
    „Was sollen diese Kinkerlitzchen ?“, zum ersten Mal beobachtete Schütz den außer Kontrolle geratenen Boss. Außerhalb seines unmittelbaren Entscheidungsspielraumes funktionierte etwas nicht so, wie er es sich vorstellte. Einen Carlos hatte er noch im Griff gehabt. Wer aber zum Teufel war dieser Pedro Alberta? Was mischte der sich ungefragt in geschäftliche Dinge ein? Wie viel wusste er?
    „Jürgen du fliegst da runter, richtest die Dinge.“ Je nach Lust und Laune duzte oder siezte er seinen Generalbevollmächtigten. „Wenn du wieder zurückkommst, läuft alles wie zuvor. Wer zum Teufel ist Pedro Alberta?“
    „Er ist einer aus der jüngeren Generation der deutschen Kolonie. Ein ekelhafter Typ, vor allem radikal.“
    W.B. pfiff durch die Zähne. „Eine Bedrohung für uns? Ein unkontrollierter Mensch?“
    „Genau so. Er hat sich nicht im Griff. Er kontrolliert weder sich noch andere. Er ist nur auf Geld aus. Nicht intellektuell, kein Verhandlungsgeschick, dafür aber aggressiv und jähzornig. Er scheut sich nicht vor Gewaltanwendung.“
    „Warum kennst du ihn so genau?“
    „Unter seiner Regie wurde ich dort unten zusammengeschlagen.“
    „Dann hast du jetzt eine gute Möglichkeit, Genugtuung zu fordern. Bringe die Sache in Ordnung.“
    Es stank nach mafiotischem Mord. Das Ding in Paraguay konnte sich zu einer Gefahr entwickeln. Nur hatte Schütz nicht die geringste Lust, in die Geschichte, die er von vornherein abgelehnt hatte, weiter verwickelt zu werden. Außerdem bremsten all diese unnötigen Reisen die Suche nach der ‚IntercomAG‘ und der ‚ Happy Hour ‘ Verwicklung.
    „Das Ding muss vor Ort geklärt werden. Ich bin dazu denkbar ungeeignet. Das ist eine Sache für den BND , natürlich geheim."
    W.B. schaute ihn erheitert an. Doch schien er Gefallen an einem bestimmten Gedanken zu finden.
    Könnte ihm die Entwicklung in Paraguay in die Quere kommen, oder sein Vorhaben beflügeln?, fragte sich Schütz.

32 Besuch bei einer Toten
     
     
     
    Welche Neuigkeiten würden Jürgen Schütz bei der Mutter der verstorbenen Frau Jenisch erwarten?
    Prenzlauer Berg, Christinenstraße 30. Vom Kanzleramt bis zum Potsdamer Platz, umsteigen in die U-2 über Alexanderplatz bis Rosa-Luxemburg-Platz. Als er die Treppen aus der U-Bahn Haltestelle auf die Tor Straße hochkam, war ihm mulmig zumute, sein Magen rebellierte. Wieder machte er einen Besuch, der sich mit einer Toten beschäftigte. Die Sonne schien und erwärmte ihn ein wenig. Er überquerte die Tor Straße und stapfte unwillig die Christinenstraße den langen Berg hoch. Die Gegend hatte sich in

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