Der Kofferträger (German Edition)
dem Einschlafen anzufangen, waren seine letzten Gedanken, schließlich war es für seine kriminalistische Tätigkeit gut, wenn Anita wieder für ein paar Tage fort war.
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Der Finanzjongleur der Partei, Heiligduft, berichtete seinem Chef voller Begeisterung von den ungeahnten Möglichkeiten, die sie mithilfe des Carlos in Paraguay von gewissen Problemen befreien könnten. Schütz hatte mit seinem Gefährten auf der Rückreise das Thema nicht mit einem Wort angeschnitten. Das Feilschen um Möglichkeiten zum Betrug war ihm zuwider. Er hatte bemerkt, wie sich sein Partner für die Vorschläge des Deutschtum Freundes Carlos begeistert hatte. Sie lösten aus der Sicht Heiligdufts eine Menge Widrigkeiten auf.
Beide gaben unabhängig, wie es auch verlangt worden war, ihren schriftlichen Bericht an den Kanzler. Schütz brachte all die lächerlichen Vorschläge vor, die sich mit den großen Stückzahlen und der Hochrechnung beschäftigten, wie die Erfolgsaussichten bei einem Multi Level Marketing Verkäufer. Er erwähnte die Idee eines Fotos aus dem gefährlichen Gran Chaco Gebiet. Das alles tat er, um den Kanzler die Unsinnigkeit eines derartigen Unterfangens darzustellen und ihm den Weg auszureden. Den moralischen Grund ließ er weg. Der zählte in diesen Kreisen ohnehin nicht mehr. Das Für und Wider wurde gegenseitig abgewogen, Jürgen untermauerte seine Meinung. Ein paar Tage später entschied sich der Kanzler ohne weitere Rücksprache zugunsten des Carlos Projektes.
Die Fotos, die er noch an diesem Tag auf seinem Schreibtisch fand, legte Schütz achtlos zur Seite. Doch bevor er zu seinem nächsten Arbeitspapier griff, holte er sich die Bilder wieder zurück. Er glaubte zunächst an eine Mission eines Botschafters, der sich um die deutschen Kriegsgräber im Ausland verdient gemacht hätte. Das war ein paar Monate vor dem Nationalfeiertag der Deutschen ein oft gesehener Vorgang. Mit Kinderchören, Kranzniederlegungen und sentimentalen Ansprachen sahen viele Chefs der Vertretungen im Ausland eine günstige Gelegenheit, sich ins Gedächtnis der Regierung zur rufen. Doch zwei Namen auf dem Begleitschreiben machten Schütz stutzig.
Paraguay und Carlos. Der Herr der Rinderherde in Südamerika war inzwischen sehr aktiv gewesen. Beinahe schien es, als sei die deutsche Kolonie in dem Land mit einem Schlag ausgerottet worden. Oder hatte er gleichzeitig alle geschlac hteten Rindviecher seiner Estancia auf einem Friedhof beerdigt? Die in Reihe und Glied aufgerichteten Holzkreuze mit kunstvoll eingeschnitzten Namen zeugten von deutscher Ordnungsliebe und Sorgfalt. Gepflegte Kriegsgräber konnten nicht besser aussehen. Muster eines Totenscheines, eines Erbscheins und einer vergrößerten Inschrift eines Kreuzes hatte Carlos hinzugefügt. Der Erbtransfer konnte umgehend beginnen. Eine tolle digitale Leistung.
In den nächsten Wochen trug Schütz zehn Millionen DM zusammen. Er transportierte sie nach Luxemburg, Zürich und Vaduz auf neu gegründete Konten und überwies das Geld schon einige Tage später nach Asuncion. Von den verschiedensten Ander- und Geheimkonten fügte er auf Veranlassung des Generalsekretärs noch einmal zwanzig Millionen hinzu. Carlos fiel die Aufgabe zu, für dreißig Millionen DM die entsprechenden Erbscheine zu dokumentieren.
„Nicht alles auf einmal“, fügte Frau Hubert hinzu, als sie ihm den Auftrag übergeben hatte. „Wir lassen das Geld so kommen, wie wir es benötigen.“
Der meiste Bedarf war ohnehin, entsprechend langfristiger Planungen, voraussehbar. Für schnelle Schüsse, um seine ‚Jungs und Mäd els‘ mit dieser Droge in Abhängigkeit zu halten, hielt H. B. noch immer einen großen Graskorb bereit. Aus diesem verteilte er nach Bedarf wie St. Martin die Brezeln.
In diesen Wochen entwickelte H. B. eine außergewöhnliche Aktivität. Er reiste durch die Bundesländer und empfing zwischendurch wichtige und gewichtige Parteiführer in seinem Büro. In einem halben Jahr stand der Bundesparteitag der PCD an mit der Wahl des Parteivorsitzenden. Immer wieder versuchten die Sachsen, sich selbstständig zu machen und einen eigenen Kandidaten vorzuschlagen. Schon wegen des demokratischen Prozesses meinten sie. Ein paar Wochen später schwiegen die Landesparteivorsitzenden. Per Internet hatten sich die Kreisvorsitzenden in einer vorweggenommenen Probeabstimmung für den derzeitigen Vorsitzenden entschieden.
Heiligduft zeigte sich glücklich. „Die BSE freien Steaks des paraguayanischen
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