Der Kofferträger (German Edition)
Informant in diese bedeutende Position hineingewachsen. Seine Eigenschaften, die ihn für den Außendienst qualifiziert hatten, kamen ihm nun bei der Besetzung dieser Stelle zugute. Der ‚Taxifahrer‘ des BND sprach von einem hohen Verantwortungsbewusstsein, großer fachlicher Qualifikation und der geistigen Beweglichkeit, Kreativität und der Einsatzfreude des Chefs der Abteilung 1. Was die Verbindung zu einer Taxizentrale normalerweise gewährte, ein stetiges Quasseln über Funk, ersetzte der Fahrer durch seine anhaltenden Berichte. Schütz schienen die Angaben über den Leiter der Abteilung ‚Operative Aufklärung‘ aus einem Lehrbuch der Mitarbeiter zu stammen. Der Mann am Steuer rasselte die hervorragenden Eigenschaften seines Chefs herunter, als gälte es, eine Pflicht zu erfüllen. Dr. Strahlen war der Mann, den er noch am selben Tag treffen sollte.
„Wir sind schon bald ‚An der Isar‘, meinte der Experte freundlich, dort wo Sie hin wollen. Sie haben da alles in der Nähe. Die Filmstudios, die Sporthochschule und nicht zu vergessen den Bundesnachrichtendienst.“
Mit einem abschätzenden Blick schaute er Schütz von der Seite an.
„Eigentlich passen Sie da überall hin. Aber mich geht das nichts an. Außerdem ist die Adresse, die Sie mir angegeben haben eine Privatadresse. Dr. Aschauer ist der bekannteste Schönheitschirurg in München. Der hat alle Stars und Sternchen aus Geiselgasteig in seiner Klinik. Sie haben es doch nicht nötig, sich bei einem solchen Chirurgen operieren zu lassen.“ Er lachte herzhaft bei seiner Erkenntnis. „Spaß beiseite, bei Dr. Aschauer werden Sie bestimmt einigen von den Schönheiten begegnen. Wahrscheinlich werden Sie aber manch eine Sportlerin von der Sporthochschule Grünwald vorziehen. Die sind einfach fitter. Oder Sie mögen mehr das Geheimnisumwobene, dann käme Ihnen die eine oder andere Frau gelegen, die ihren Beruf nur verschwommen ausdrückt. Die kommt dann aus Pullach. Na, Sie werden keine Probleme haben, die Richtige zu finden.“
Na und ob Schütz den Dr. Aschauer und seine Klinik kannte. Zumindest dem Namen nach. All die Weiber aus seiner Umgebung kannten den bayerischen Schönheitsmacher bestens. Doch war er nicht wegen eines Auftrags seiner Frau hier. Der Schatzmeister der Partei hatte ihn mit diesem Auftrag beehrt.
Inzwischen schwätzte sein Begleiter ohne Hemmungen, wie ein Wasserfall. So waren sie auf einmal da. „Sehen Sie dort links, die hohen Mauern, dahinter verbirgt sich der BND, wenn Sie einmal genügend Zeit mitbringen, könnten Sie dort eine Führung mitmachen. Aschauer geht dort ein und aus. Andererseits ..., na, es ist auch egal.“
Aschauer, ein Mann durchschnittlicher Größe, begrüßte ihn an der Tür und führte ihn freundlich herein. Er schien alleine zu sein. Die Vorbereitungen für den Partyabend hatte er in andere Hände gelegt.
„Ach wissen Sie, das habe ich komplett nach außen gegeben. Die kommen eine halbe Stunde vorher, bauen alles auf und später wieder ab. Am nächsten Morgen weiß kein Mensch mehr, dass da einmal eine Party war. Meine Frau ist noch im Kosmetikstudio, das dauert noch bis heute Abend. Sie werden hier interessante Menschen kennenlernen.“
Seine Erzählweise war sehr sprunghaft. Aschauer war sorgfältig frisiert, seine gepflegten Haare trugen noch das natürliche Mittelbraun wie in seiner Jugend.
„Ich komme gerade aus meinem Trainingsstudio“, er wies dabei mit seiner Hand auf die linke Seite seines Hauses. „Das ist immer noch die beste Schönheitschirurgie, die es gibt“, lachte er. „Auch wenn ich jetzt gegen mein Geschäft spreche.“
„Wie, ich verstehe nicht“, zweifelte Schütz.
Dr. Aschauer war Jürgen Schütz von Anbeginn sympathisch. Er hatte einen affektierten Schönheitskönig erwartet, der die Berechtigung seines Gewerbes mit jedem Satz untermauern würde. Ihn empfing ein durchtrainierter, vernünftig denkender Mann, groß und selbstbewusst. Wenn ihn der erste Blick nicht all zu sehr täuschte, könnte dies ein Mensch seiner Freundschaft sein.
Nach zwanzig Uhr füllten sich die Räume der Gastgeber so schnell, als kämen die Besucher zu eine m pünktlich beginnenden Konzert. Die Worte seines ‚Taxifahrers’ noch im Ohr wurden ihm Filmgrößen und kleinere Sternchen, elastische Sportler und kühne Draufgänger vorgestellt. Wozu brauchte man ein solch großes Wohnzimmer mit einer angrenzenden Bibliothek und einem zusätzlichen Salon, wenn nicht für ein derartiges Aufgebot an
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