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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Totengräber. Schütz ging einen Schritt aus dessen Blickfeld zurück, hatte längst seinen blauen Kittel, den er notgedrungen anziehen musste, geöffnet und schoss mit seiner kleinen Kamera unbemerkt ein Foto.
    Dabei spürte er selbst die Verletzungen an seinem Körper. Wie ein Blitz erleuchtete die Bemerkung des Dr. Kreuz sein Gehirn. Eiseskälte floss über seinen Rücken. Er kannte plötzlich die Todesursache der Frau Jenisch.
    „Welche Merkmale hat man bei ihr gefunden ?“, fragte er interessiert. Im Grunde wollte er nur seine Theorie bestätigt wissen.
    „Nun, wie ich schon sagte. Sie ist letztlich ertrunken, das zeigt die Untersuchung der Lunge. Davor aber war sie wohl ziemlich erschöpft, so atmete sie das Wasser förmlich ein. Zusätzlich eben diese Verletzungen an Rücken und Unterschenkeln. Ganz besonders an den Fersen. Auch die Kleidung hatte genau an diesen Stellen Risse. Dabei war alles total durchnässt.“
    Für Jürgen Schütz passte jetzt alles zusammen. Seine Theorie erhielt starke Grundpfeiler. Dennoch war es die Erklärung, mit der er am wenigsten gerechnet hatte. Schon begannen seine Zweifel, ob er diesen Tatbestand der Mutter von der Toten mitteilen sollte.
    „Ein Sexualdelikt können wir mit Sicherheit ausschließen.“
    Längst hatte er die Leiche wieder hingelegt, hob aber das Tuch so weit auf, sodass Schütz ihr zwischen die Beine sehen konnte.
    „Hier können nicht die geringsten Verletzungen erkannt werden. Auch waren keine gewalttätigen Eindringversuche oder Sperma zu finden.“
    „Ärzte!“ ging es Schütz durch den Kopf.
    „Hatte die Tote noch Schuhe an, als sie gefunden wurde ?“
    „Ja, das hatte sie.“
    „Haben Sie die Schuhe untersucht?“
    „Sehr sorgfältig.“
    „Irgendetwas Besonderes gefunden?“
    „Besonderes? Na ja, außer diesem Steinchen zwischen den Sohlenprofilen, nichts Besonderes.“
    „Steinchen? Das kann doch immer mal passieren, dass man diese Steine mit sich herumschleppt.“
    „Nur in der Umgebung, wo sie gefunden wurde, gibt es diese Art Steinchen gar nicht. Dabei waren die Schuhe sogar neu. Das haben wir noch festgestellt. Sie war angezogen, als wenn sie auf Safari ging.“
    „Dr. Kreuz, ich bedanke mich bei Ihnen. Ich denke. Es wird Zeit, dass die Tote in Ruhe gelassen wird.“
    „Von mir aus.“
    Schütz begab sich in der Leichenhalle zur Tür, als das Telefon klingelte. Schnell machte er die letzten Schritte, riss die Tür auf und verschwand. Beim Hinausgehen hörte er noch gerade die Stimme von Dr. Kreuz.
    „Ja, Herr Dr. Rabenstein, der war hier. Hat sich genau erkundigt. Er ist gerade weg. Vielleicht ...“
    Die weiteren Worte konnte der entfliehende Schütz nicht mehr hören.
    Auf den Obduktionsschein von Klingenberg hatte er bei Rabenstein noch einen Blick werfen können. Rot unterstrichen hatte er gelesen „erdrosselt, dann erhängt.“
    Er rannte die Treppe hoch, quetschte sich zwischen den vielen Menschen, die nach der Mittagspause wieder an die Arbeit wollten hindurch. Plötzlich stand er neben einer Säule, die er vorher gar nicht gesehen hatte. Hinter der Säule schritt schnellen Schrittes ein großer kräftiger Mann, mit silbergrauem aber noch sehr vollem Haar vorbei. Dr. Görres.
    Könnte er die Beweisstücke gerichtsdicht zusammenflicken, fragte sich Schütz. Gab es nicht zu viele Lücken?

33 El Paraíso
     
     
     
    Hier sollte er ihn heute treffen. Den Vertrauten des Kanzlers aus dem Bundesnachrichtendienst. Wie zufällig in der harmlosen Atmosphäre einer Party bei dem bekanntesten Schönheitschirurgen in München.
    Der Wagen, der ihn am Flughafen abholte, war ein seltsames Fahrzeug. Gelb gespritzt führte er auch auf dem Dach das nagelneue Schild „Taxi“. Er hatte aber weder einen Taxameter, noch bestand Funkverbindung mit der Taxizentrale. Der Fahrer war freundlich, vor allem aber sehr gesprächig. Über die Schönheiten der Isar und die besten Wohngegenden in Pullach kannte er sich bestens aus. Die Reise mit ihm aus dem Norden in den Süden Münchens wurde zu einem unterhaltsamen Abenteuer. Sehr offen plauderte der Fahrer über die Struktur des Bundesnachrichtendienstes. Über den organisatorischen Aufbau, die Personalbesetzung und die Aufgaben der verschiedenen Abteilungen. Vor allem wusste er viel von der Abteilung 1, der ‚Operativen Aufklärung‘. Den Leiter dieser Abteilung, Dr. Strahlen, kannte er persönlich und hielt ihn für einen ausgezeichneten Mann. Strahlen war selbst aus dem aktiven Dienst als

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