Der Kofferträger (German Edition)
Schütz bestand darauf, sie in ihrem Büro aufzusuchen. Da sie den Worten nicht traute, wollte sie Fakten auf sich wirken lassen. Mit dem Taxi fuhr sie die zehn Kilometer in das Stadtinnere zum General Gu isan Quai. Jeden einzelnen Schritt ihres Mannes würde sie nachvollziehen, um den Fehler herauszufinden.
Vor Lachen wäre sie fast geplatzt, als sie zum ersten Mal der berüchtigten Cresson begegnete. Niemand könnte Jürgen in das Bett von diesem Weib zwingen. Noch nicht einmal mit Prügel. Wie auch immer. Sie hätte es trotzdem schaffen können. Vielleicht hatte sie etwas anzubieten, was er unbedingt haben wollte? Frau Cresson würde sich danach sehnen mit einem gut aussehenden Typ wie Jürgen zu schlafen. Dafür würde sie einiges hergeben, insbesondere Geheimnisse. Vielleicht hatte sie es geschafft und Jürgen hatte die alte Schachtel mit den vertrockneten Brüsten in Kauf genommen, um an solche Geheimnisse heranzukommen. Sie stellte sich vor, wie sich der kräftige, braune Körper von Jürgen auf den spitzen Knochen der Hexe abmühte, in die trockene Vagina einzudringen. Sie dagegen würde schon allein beim Anblick seines Gliedes angefangen haben zu stöhnen. Obwohl es noch gar nicht klar war, ob er bei dieser Hässlichkeit einen hochbekäme.
Die Cresson hätte anschließend alles daran gesetzt , um das einmalige Glück ihres Lebens zu schützen. Leicht wäre es für sie, den Tod von Jürgen vorzutäuschen und ihn zu verstecken. Vielleicht wohnte er sogar bei ihr in der Wohnung. Dann könnte sie jeden Tag mit ihm schlafen, die verdammte Hexe. Alles zum Preis von weiteren Informationen.
Das waren alles vorgefertigte Gedanken, die Anita beim Anblick der Cresson beschäftigten. Ihre Überzeugung stand fest. Die Befragung blieb eine Formsache.
Die Freundlichkeit zwischen den beiden Damen übertraf alles, was man sich bei einem Geschäftskontakt vorstellen konnte. Beinahe liebevoll tauschten sie ihre Gedanken an einem kleinen Besuchertisch aus.
Hier musste Jürgen gesessen haben, als er das hässliche Weib becirct hatte, dachte Anita. Ärgerlich stellte sie fest, dass sie eifersüchtig wurde.
Soll ich ihr mein Beileid aussprechen, oder herzlichen Glückwunsch, ging es Frau Cresson durch den Kopf. Das Weib ist kalt wie ein Eisberg.
„Können sie mir im Einzelnen sagen, wie das Ganze vor sich ging?“
„Sie wissen, dass ich darüber keine Auskunft geben darf. In unseren Richtlinien ist eine weitere Bestätigung ausgeschlossen.“
„Ich bin die Nichte des Bundeskanzlers“, betonte Anita ihren Anspruch schärfer.
„Er saß genau da, wo sie jetzt sitzen“, berichtete Frau Cresson so freundlich, als verhandelte sie über die nächsten einhundert Millionen. „ Unser Gespräch hatte noch nicht einmal begonnen. Ich wurde von meinem Chef hereingerufen, wir hatten einiges vorzubereiten. Die Türen waren verschlossen. Als ich herauskam, war er weg. Er war über das Toilettenfenster geflohen.“ Frau Cresson schien froh zu sein, ihr keine bessere Nachricht geben zu können.
„Wer hat die Nachricht von seinem Tod in den Computer gegeben?“
„Das war mein Chef“, log Frau Cresson und Anita glaubte ihr kein Wort.
„Kann ich ihren Chef sprechen?“
„Es tut mir Leid. Er ist in Urlaub. Er ist nicht zu erreichen.“
„Na, das passt alles gut“, ärgerte sich die Besucherin. „Wo ist Schütz jetzt. Bei Ihnen in der Wohnung ?“, vergaß sie alle taktischen Überlegungen, um dieses Gespräch zum Erfolg zu bringen.
Das war ein Fehler , erkannte Anita schneller als ihr lieb war. Frau Cresson betrachtete die attraktive Frau, die ihren Mann hatte liquidieren lassen, wie eine Feindin.
„Auch wenn sie die Nichte des Bundeskanzlers sind, haben sie nicht das Recht mir so etwas zu unterstellen. Ich bin eine anständige Frau“, sagte sie hölzern.
„Was bleibt ihnen anderes …?“
„Frau Schütz, wir haben unsere Pflicht getan. Tun Sie die Ihrige. Ich brauche mir ihre Beleidigungen nicht gefallen zu lassen. Sie sind sicherlich attraktiv, es ist das, was Sie auszeichnet. Ich denke, wir sollten unser Gespräch beenden. Ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß.“
„Noch eine Frage, bitte. Was ist mit der Leiche geschehen?“
„Sie ist, wie es in den Richtlinien steht, entsorgt worden. Weiteres wird darüber nicht bekannt gegeben.“
Auch das glaubte sie nicht. Frau Cresson konnte schlecht lügen. Folglich hatte sie Jürgen doch als ihre Beute in ihrer Wohnung versteckt. Das würde sie
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