Der Kofferträger (German Edition)
dich erst mittendrin oder nachher erkennt, wird er dich beschimpfen, aber seinen Spaß nicht bedauern. Sei also sehr erfinderisch, dann wird er seinen Spaß daran haben. Ich kenne ihn.“
Natürlich kennst du ihn, dachte Olga.
„Noch die kleine unbedeutende Frage, wie viel Mäuse springen dabei für mich rum?“
„Ein kostenloser Segeltörn und das Vergnügen mit einem gut aussehenden Mann.“
Olga hatte schon ihre Jacke in der Hand „Fick dich selbst“ rief sie erbost.
„He, he, man wird ja noch einen Scherz machen dürfen.“
„Also wie viel?“
„Zehntausend Mark.“
Wieder hatte die Schöne ihre Jacke in der Hand.“
„Also, wie viel willst du ?“
Olga rechnete ihr vor.
„Im Durchschnitt verdiene ich in der Nacht zweitausend. In zwei Wochen also achtundzwanzigtausend, plus Reisekosten und Spesen. Wenn ich das Risiko dazu nehme, macht das Ganze fünfzigtausend Mäuse.“
„Du bist verrückt“, lachte Anita, doch Olga war schon wieder an der Tür.
„Danke für den Champagner“, rief sie, „der ist wirklich gut.“
„Also gut. Dreißig.“
„Fünfundvierzig, oder du kannst den Job alleine machen.“
„Das habe ich schon ein paar Jahre getan“, konnte sich Anita nicht verkneifen.
„Na, dann kannst du es dieses eine Mal auch noch machen. Oder ist er so schlecht im Bett?“
„Im Gegenteil. Also ich bin einverstanden vierzigtausend.“
„Abgemacht.“
„Mach bloß deinen Job gut.“
„Was passiert danach?“
„Der Mann, der dich begleitet, wird dich wieder zum Flughafen bringen. Er ist auch übrigens die ganze Zeit auf dem Schiff. Im Notfall kann er dir auch helfen.“
„Warum bezahlst du mich für zwei Wochen?“
„Weil wir nicht genau wissen, wann das Rendezvous stattfinden kann.“
„Wann bekomme ich mein Geld?“
„Wenn du deinen Job gemacht hast.“
„Anita, so heißt du doch, nicht wahr?“
Anita schaute konsterniert. Woher kannte sie den Namen?
„Na, jetzt guck nicht so entsetzt. Der Typ da hat dich vorhin so genannt“, sie zeigte auf Wasche. „Anita du bist ein betrügerisches Biest. Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich darauf eingehe.“
„Gut die Hälfte im Kuvert im Flugzeug, die andere Hälfte, wenn du den Job gut gemacht hast.“
„Mein letztes Wort. Die Hälfte sofort. Die andere Hälfte hinterlegst du auf ein Anderkonto bei einem Notar. Wir können sofort dort hingehen. Auf etwas anderes lass ich mich nicht ein.“
Nachdem sie das Bild von Corinna gesehen hatte und wusste, worum es ging, war sie sich ganz sicher. Keine andere vom Straßenstrich würde den Job so machen können wie sie. Außer ihr sah keine Corinna auch nur ähnlich. Es war schon ein unglaublicher Zufall, dass Anita sie gefunden hatte.
Sie reichte ihrer Gesprächspartnerin die Hand und Anita schlug ein. Der Job erforderte schnelles Handeln.
„Hast du Aids?“, fragte Anita plötzlich.
„Nein. Ich bin absolut clean. Ich war gerade beim Arzt. Ich zeige dir den Untersuchungsbericht, wenn ich die Anzahlung bekommen habe. Weder Aids noch sonst irgendetwas. Mit mir ist es die reinste Freude.“
„Schade“, bedauerte Anita. „Das hätte die Sache noch perfekter gemacht.“
Während der letzten Minuten hatte sie bereits mit ihren Händen über ihre Brüste unter dem weichen Kaschmirpullover gestrichen. Ihre rechte Hand fuhr ab und zu über ihren flachen Bauch. Mit leicht geöffnetem Mund schaute sie abwechselnd auf Anita und ihren Begleiter.
„So viel Geld macht mich immer ganz scharf. Was haltet ihr zwei Hübschen zur Feier unseres Geschäftes von einem flotten Dreier?“
„Es wäre nicht schlecht, wenn wir die junge Frau erst einmal testen würden, inwieweit sie für diesen Job tauglich ist“, meinte Wasche mit einer verzweifelt herbeigezauberten Unschuldsmine.
„Männer“, dachte Anita.
„Du bist geeignet“, gab Anita nach einer Stunde zu verstehen. „Du bist die Frau, die ihn verführen wird. Wir werden alle unsere Freude daran haben.“
Anita schmunzelte in sich hinein: „Das wird dein letztes Abenteuer sein, Herr Schütz“.
„Eigentlich ärgert es mich, dass er dich überhaupt haben soll“, sagte sie, „aber das Geschäft erfordert es.“
„Wer bist du eigentlich“? Wurde sie von Olga gefragt.
„Die reichste Frau Deutschlands“, sagte sie überzeugend.
Vielleicht ist da noch mehr herauszuholen, dachte Olga und behielt ihre Gedanken für sich. Bahnt sich hier ein durchgehender Deal an?
*
Der Abend war zu weit vorangeschritten.
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