Der Kofferträger (German Edition)

Bekannter sehen, dann wäre es um seine politische Reputation geschehen. Ohnehin suchten die Pressegeier ständig mit ihren versteckten Kameras nach wohlklingenden Namen zwischen nackten Mädchenschenkeln. Wenn sie ihn auf die Titelseite eines Boulevardblattes bringen könnten, wäre es mit seiner Karriere am Ende. Dann könnte ihm auch nicht mehr die Nichte des Kanzlers helfen, höchstens auf einen Auslandsposten, vielleicht in Simbabwe oder in Adan im Jemen.
    Schon einmal waren sie vom Rathenauplatz bis zur Gedächtniskirche suchend flaniert.
    „Ich muss mir einen Überblick über das Angebot verschaffen.“ Anita hatte ihm das so erklärt, als würde sie sich über die Qualität von Bananen informieren. „Dann werden wir uns eine aussuchen. Wenn du bei den Weibern scharf wirst, dann sei glücklich, wir können anschließend ins Bett gehen.“
    „Und wenn du bei einer scharf wirst, was machen wir dann?“, hatte er wie zum Scherz gefragt. Verblüffend für ihn hatte sie nüchtern geantwortet. „Dann werde ich mit ihr ins Bett gehen, und du kannst zukucken.“
    Zu seiner Verblüffung ging Anita diesmal direkt auf ein Mädchen zu.
    „Na, wollen wir einen flotten Dreier machen? “, fragte das Straßenmädchen lasziv und streichelte Anitas Brüste. Frau Schütz ließ es geschehen, dabei antwortete sie. „Hör zu, wir haben einen lukrativen Job für dich. Hast du Lust, viel Geld zu verdienen?“
    „Ich hab immer große Lust. Worum geht es?“
    „Das verraten wir dir später. Du musst dich allerdings für eine Weile freimachen können?“
    „Wie lange, ein e oder zwei Stunden?“
    „Ein e oder zwei Wochen, oder länger?“
    „Ich weiß nicht, was mein Freund dazu sagen wird?“
    „Sag ihm, du gehst auf eine Segeltour.“
    Sie verabredeten sich im Adlon, wo sie die Einzelheiten besprechen wollten. Zuvor müsste sie sich sittlich anziehen , hatte sie noch als Verpflichtung mit auf den Weg bekommen.
    Im Zimmer richtete Anita eine Halogenleuchte auf sie. In ihren Händen hielt sie ein Foto, das ihr die PCG per E-Mail geschickt hatte. Abschätzend verglich sie gemeinsam mit Wasche die Fotografie mit der gemieteten Realität. Beide hatten etwa die gleiche Größe, das gleiche Alter und die gleiche Figur. Auch Olga war durchaus schön zu nennen und sexy sowieso. Die dunklen Haare und selbst das Gesicht ließen sie glauben, sie hätten Schwestern vor sich.
    „Ein guter Griff“, meinte Anita.
    Olga behauptete, sie sei Polin, obwohl sie Akzent freies Deutsch sprach. Sie glich eher einer Italienerin.
    „Ob deine Stimme ähnlich der v on Corinna ist, wissen wir nicht“, schränkte Anita die Ähnlichkeiten ein. „Da müssen wir vorbauen. Also, wenn du ihn triffst, habe eine Flasche Wein in der Hand und spiele die leicht angetrunkene. Die Frau hat Grund dazu, die Fröhliche und Gelöste zu spielen.“
    Wasche war schon dabei einen Champagner zu öffnen. Er füllte drei Gläser, und sie stießen miteinander an.
    „Okay, was ist meine Aufgabe?“, fragte Olga nach.
    „Das, was du immer tust. Mit einem Mann schlafen.“
    „Na, prima, ich denke, das kann ich“, lachte die junge Polin. „Wie sind die Umstände?“
    „Du fliegst sofort in eine italienische Hafenstadt. Dort holt dich jemand ab. Ihr fahrt zusammen in eine Marina, einen Segelhafen und besteigt dort eine komfortable Yacht. Ein paar Abende später wird ein Mann auf das Schiff zukommen. Er ist dein Geliebter.“
    Mit beischmückenden Bewegungen erklärte Anita der jungen Frau Schritt für Schritt, wie sie vorzugehen hätte.
    „Wie finde ich den Mann am Flughafen, die Yacht und wie weiß ich, wie ich mich verhalten soll?“
    „Du bekommst ein Ticket für einen bestimmten Flug, steigst in die Maschine ein und setzt dich auf den reservierten Platz. Neben dir wird ein Mann sitzen. Er spricht kein deutsch, nur italienisch. Aber das macht nichts. Wenn ihr angekommen seid, wird er mit dir zu dieser Marina fahren. Es wird eine Weile dauern, mache dir also keine Gedanken darüber. Dieser Mann wird dich auf das Schiff bringen. Wenn dein Bettgenosse kommt, -hatte ich dir schon gesagt, er heißt Jürgen?- also, wenn Jürgen kommt, sagt dir dein Begleiter auf dem Schiff Bescheid und er wird dich an Deck schicken. Dann tue genau das, was ich dir gesagt habe. Ist das alles klar?“
    „Was ist, wenn er mich als das Double erkennt?“
    „Sei ganz beruhigt. Wenn er dich vor Beginn eurer Leidenschaft erkennt, wird er schon scharf genug sein, um weiter zu machen. Wenn er