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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Nachtschwärze.
    Dann wurden trotz eisiger Kälte all seine Sinne wach. Er nahm den Körpergeruch Corinnas wahr. Er hörte ihr Atmen. Mein Gott hier auf dem höher gelegenen Bett war sie, Corinna. Die notwendigen Rettungsmaßnahmen setzten all seine Fähigkeiten in Gang.
    S ie war gefesselt und geknebelt. Sie wusste nicht, wer zu ihr in die Kabine drang. Sie stand eine mörderische Angst aus. Er rief leise:
    „Corinna, ich bin es, Jürgen. Hab keine Angst Corinna, ich rette dich. Ich werde zu dir kriechen und dich befreien.“ Er hörte nicht auf zu sagen „Corinna, ich bin es, Jürgen.“
    Dabei kroch er vorsichtig auf das Bett und tastete sich an sie heran. Er fühlte ein paar Leinen, tastete ihren Kopf und fühlte den Knebel. Ein Schal um ihren Mund, so wie er ihn gehabt hatte. Den Knebel schob er langsam über das Kinn herunter. Sie atmete tief und wie befreiend. Schütz hörte ein zartes Flüstern:
    „ Jürgen bist du es, wirklich?“
    Er legte seinen Mund auf ihren und wärmte ihre eiskalten Lippen. In seiner Trapperjacke trug er noch das Material aus Zürich bei sich, unter anderem ein scharfes Messer, das er wegen seiner gefesselten Hände nicht zu seiner eigenen Befreiung einsetzen konnte.
    „Bewege dich nicht“, sagte er, „ich werde deine Seile mit einem Messer aufschneiden. Ich will dich nicht verletzen.“
    Beim Abtasten der Leinen musste er feststellen, dass die Mörder Corinna mit quer laufenden Seilen über das Bett gefesselt hatten. Deswegen konnte sie sich nicht bewegen, sich noch nicht einmal mit einem Tritt gegen die Tür oder eine Wand bemerkbar machen.
    Nacheinander durchtrennte er die Leinen, bis sie endlich völlig befreit war. Jeder Muskel und jedes Gelenk verursachte n mörderische Schmerzen. Sie schrie auf, als sie versuchte sich zu bewegen. Sie konnten sich nicht sehen, aber ertasten. Sie fühlte mit ihren Fingern sanft über sein Gesicht und berührte seinen Mund. Jürgen musste schlucken, dieser zärtliche Liebesbeweis brachte ihn aus der Fassung und Tränen rollten aus seinen Augen.
    „Was ist das, warum ist das so nass“, fragte sie ihn mit brüchiger Stimme.
    „Das Wasser steigt im Schiff. Ich kann es nicht anhalten. Ich weiß nicht wie. Es ist stockdunkel. Wir müssen hier raus, schnell“, sagte er, „bevor das Schiff sinkt.“
    „Ich verstehe, ich beeile mich.“ Corinna begann, sich zu bewegen und er hörte ihre Schmerzen. Nach ein paar Minuten standen sie in der Plicht auf Deck.
    „Ich muss noch einmal runter“, sagte er, „ich muss eine Tür ausheben, die wir aus Sicherheit mitnehmen müssen.“
    Corinna war klar, dass sie nur schwimmend das Schiff verlassen konnten. Die anderen Möglichkeiten hatte Jürgen sicher ausgelotet. Um ihren Körper ein wenig warm zu machen, musste sie sich bewegen. Sie hielt sich an der Reling fest und tastete sich am äußeren Rand des Schiffes entlang. Nicht weit von ihr entfernt schwamm irgendetwas im Wasser, mit einer Leine an der Reling befestigt.
    „Ein Boot“, sagte sie leise und dann lauter, bis sie schrie, „ein Boot, ein Boot. Jürgen komm hoch, ein Boot.“ Ihre Stimme überschlug sich. Jürgen hörte sie nicht. Sie kletterte zum Niedergang, rutschte über die Treppe in den Salon und war vollkommen untergetaucht. Langsam befreite sie sich aus dieser eisigen Kälte, auch ihren Sturz hatte er nicht gehört. Zu sehr war er mit der Tür beschäftigt und machte seinen eigenen Krach. Jetzt rief sie noch einmal „Jürgen komm heraus. Wir haben ein Boot, ein Boot am Schiff.“
    „Ja, ich komme gleich“, schrie er gegen die Wassergeräusche an, „als wenn er sie beruhigen wollte. Gottlob erkannte Corinna seine Gedanken.
    „Draußen ist ein Boot an der Reling befestigt.“ Ihr Zähneklappern vor Kälte begleitete die Worte. Endlich hörte er auf, an der Tür herum zu arbeiten und watete mit ihr die Stufen hoch. Sie stiegen aus dem Niedergang. Aus ihrer Kleidung rann das Wasser. Als er das Boot entdeckte, suchte er eine Badeleiter, die sie direkt in das Rettungsschiff bringen könnte. Er klappte die Leiter hinunter, stieg ab und betrachtete das Beiboot. „Komm herunter“, sagte er, „es ist ein wenig nass aber sonst okay.“
    Schütz lief noch einmal in den Salon, tastete sich an der Pantry entlang und fühlte alle Schubladen ab, bis er ein paar kleine Küchenbretter gefunden hatte. Dann stieg er mit Corinna in das Boot. Es war höchste Zeit. Die Yacht legte sich auf die Seite. Schütz löste die Leine von der Reling und

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