Der Kofferträger (German Edition)
Straßenlaternen beleuchtete Ufer zu und legten das Dingi in einen kleinen Hafen. Nur, sein Auto parkte hier nicht. Die seltsame Gruppe suchte ein Taxi. Vor einem Nachtlokal mieteten sie einen Wagen, der sie zum Parkplatz am Yachthafen in Aprilia brachte. Der Taxifahrer verlangte ärgerlich mehr Geld, wegen der Nässe, die alle drei hinterließen. Aus Sicherheitsgründen beobachteten sie Jürgens gemietetes Fahrzeug auf dem Parkplatz ein paar Minuten. Als nichts Verdächtiges zu sehen war, stiegen sie um und rasten Richtung Süden. Das Auto heizte schnell auf und allmählich wurde es ihnen wärmer. Corinna schlief bereits. Olga fragte nicht, wohin es ging.
*
Es war Corinna gewesen, die vorgeschlagen hatte, in ihr kleines Haus am Golf von Tarent zu fahren.
„Wie weit?“, fragte Schütz.
„Vielleicht eintausend Kilometer.“
„Okay, zehn Stunden“, fügte er an.
So weit weg könnten sie nicht so schnell entdeckt werden. Beim Frühstück mit Kaffee in einer Raststätte bat sie:
„Ich muss in einem richtigen Bett schlafen.“
In einer kleinen Pension fanden sie ihre notwendige Ruhe. Ein Doppel- und ein Einzelzimmer. Sie duschten ausgiebig, wuschen das Salz aus den Kleidern und vom Körper. Neue Kleider hatten sie zuvor in einem kleinen Laden vor der Tankstelle erstanden. Sie wären bald wieder in einem annehmbaren Zustand.
Bevor sich Corinna entkleidete, setzte sie sich neben ihn auf die Bettkante. Sie schaute ihn an und begann wieder zu weinen.
„Du weißt das Schrecklichste noch nicht. Aber ich muss es dir sagen. Jürgen. Du kennst noch immer nicht die ganze Wahrheit.“
„Komm, wir legen uns ins Bett, erzähle mir die ganze Wahrheit“, lächelte er. „Wir beide leben, lass uns glücklich darüber sein.“
„Ich will dir erst diese Wahrheit berichten, bevor ich zu dir ins Bett komme.“
Er nahm sie in den Arm, als würde er sie nie wieder loslassen wollen.
Die junge Frau begann zögernd und wurde immer hektischer in ihren Schilderungen. Der Schmerz der vergangenen Tage und Wochen ließ sie ab und zu stocken. Manchmal weinte sie, und er spürte, wie ihr Bericht das Leid ein wenig auflöste.
„Erinnere dich an das letzte Mal, als wir zusammen waren. Als ich dich nach Hause schicken musste, ohne dass wir beide miteinander geschlafen hatten, und ich alleine in mein Appartement ging.“
„Ich erinnere mich sehr gut an diese traurige Nacht“, beklagte er, „aber ich wusste, dass du in Sicherheit warst.“
„Als ich die Tür hinter mir geschlossen und den Schlüssel umgedreht hatte, fühlte ich mich ganz sicher. Ich dachte an dich. Dass wir beide bald für immer zusammen sein könnten. Noch bevor ich den Lichtschalter umlegte, ließ mich eine Bewegung in dem Zimmer zu Tode erschrecken. Im Halbdunkel sah ich aus einem Sessel den Hinterkopf eines Mannes hervorragen. Ich schaltete entsetzt das Licht ein. Der Fremde schaute sich um. Sein Gehabe erinnerte mich an Mafiafilme. Es roch widerlich nach Mord und Totschlag. Groß und breitschultrig, wie er war, sprang mir aus seinem feisten Gesicht Brutalität entgegen. Ich stand erstarrt mit dem Rücken zur Tür. Ich war nicht einer Bewegung fähig. Noch nicht einmal fähig zu schreien. Nur ein hilfloses Glucksen brachte ich hervor. Er stand auf, lachte wie ein Irrer. Dabei tat er so, als wollte er mich beruhigen.
„Ich bin nicht da, um dich zu erschrecken. Das Ganze ist schnell erledigt, wenn du mitspielst. Rück die kopierten Papiere heraus und gib mir eine kleine Unterschrift. Danach bin ich wieder verschwunden.“
An seiner Stimme las ich ab, wie ernst es ihm war. Er war keiner von denen, mit dem man verhandeln konnte. Er hatte seinen Auftrag zu erfüllen. Keine Gespräche zu führen. Damit basta. Dieses Bewusstsein jagte mir tödliche Angst ein.
Gottlob lagen die Kopien bei meiner Freundin, das konnten meine Chefs nicht wissen. Ich hatte niemals auch nur ein Blatt Papier davon bei mir aufbewahrt. Welch ein Glück.“ Sie stockte, bevor sie weiterfahren konnte.
„Erzähl weiter Co rinna“, bat er, „erzähle weiter“, der Zorn seiner Stimme war bereit allen diesen Übeltätern die Macht zu nehmen.
„ Er riss das Telefonkabel heraus. An seinen Händen trug er schwarze Handschuhe. Er machte sich über meine Schränke her, durchwühlte immer nervöser die Wohnung und fand nichts. Würde er sich damit zufriedengeben? Er stellte keine weiteren Fragen, doch herrisch gab er mir den einen Befehl:
„ Hier unterschreibe das!“
Ich
Weitere Kostenlose Bücher