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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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schneller gehen.“
    Bei diesem letzten Satz hatten sich seine Ohren der Stille der Nacht zugewandt. Eine Veränderung nahm er war, irgendetwas hörte er. Einen Motor, einen kleinen Schiffsmotor, ein Zweitakter, wie er üblich als Außenbordmotor eingesetzt wurde.
    „Hörst du das auch“, fragte er.
    „ Ja, ein kleines Schiff.“
    „Es kommt näher.“
    Beide lauschten in die Nacht. Das Motorengeräusch kam näher. Dann schwoll es weiter an und wieder ab, an und wieder ab.
    „Es hört sich an, wie ein kleines Motorboot, das kommt und wieder fortfährt. Es kommt und fährt wieder fort. Corinna“, rief er erschreckt. „Die suchen das Wasser ab, ob wir doch noch leben. Wenn sie uns gefunden haben, werfe ich sie über Bord. Dann fahren wir mit ihrem Boot zurück.“
    Corinna lächelte gequält und bewunderte seinen ungebrochenen Kampfeswillen. Wie sollten sie beide mit halb erfrorenen Gliedern und verkrampften Muskeln noch kämpfen können? Ich will nur noch aus dieser verdammten Kälte und Nässe heraus, dachte sie, ich bin hundemüde. Ich spüre meine Finger nicht mehr. Sind sie schon tot? Unermüdlich schöpfte sie weiter.
    Würden sie es schaffen, heil an Land zu kommen?
     
     
    *
     
    Es war eisig kalt und sie war nicht danach angezogen, eher für ein kleines sexuelles Abenteuer. Allmählich näherte sie sich dem Ufer. Als ihr der Gedanke kam, ihr verhinderter Liebhaber Jürgen hätte sich vielleicht doch noch vor dem Untergang der Yacht befreien können, begann sie zu suchen. Kreuz und quer und unkontrolliert fuhr sie über das Wasser. Bald würde sie die Kälte nicht mehr aushalten, dachte sie und sie müsste die Suche ergebnislos abbrechen. Als sie einen Schatten über dem Wasser sah, überfiel sie tödliche Angst, es war alles so ungewohnt. Ein Schreck fuhr ihr in die Glieder, als sie daran dachte, dass Jürgen sie als Feindin betrachten und sie über Bord werfen würde. Sie hatte furchtbare Angst, deswegen hielt sie sich weit weg von dem Schatten und rief laut ‚Hallo‘.
     
    *
     
    Die Motorgeräusche waren jetzt sehr nah. Jürgen hörte auf zu rudern und machte sich bereit, mit einem Sprung die Typen aus dem Boot über Bord zu werfen. Sie würden nicht damit rechnen, dass er noch so viel Kraft hatte, beide zu besiegen. Er fühlte genug Kraft in sich, um gegen drei zu kämpfen. Dann ließ das Motorgeräusch auf einmal nach und eine weibliche Stimme rief in die Dunkelheit der Nacht: ‚Hallo.’
    Schütz zögerte eine Sekunde, bevor er ebenso antwortete.
    „Haaallo, Kommen Sie schnell. Retten Sie uns.“
    Ihm antwortete eine Frau. „Im komme, ich will Ihnen helfen. Ich bin alleine. Trotzdem habe ich Angst vor Ihnen.“
    War das eine Falle? Haben sie bewusst die Frau geschickt, um jeden Kampf zu vermeiden? Er würde das an Bord des kleinen Motorschiffes klären. Jetzt war keine Zeit dazu.
    „Kommen Sie, schnell, wir müssen aus dem Wasser raus. Unser Schiff hat ein Leck, es sinkt.“
    In dem Moment wiederholte sich bei Olga das Bild des Dunkelhaarigen, der mit einer Eisenstange wie wild auf den Boden des Dingis gestoßen hatte. Jetzt näherte sie sich dem kleinen Schiff und erschrak zu Tode, als sie eine zweite Person sah. Es war eine Frau, beide kämpften am Rande der Erschöpfung gegen ihren Untergang. Sie legte neben den beiden an und schaltete den Motor aus. Beim übersteigen der Schiffbrüchigen setze sie sich auf den anderen Rand des Bootes, wohl wissend, wie leicht es kentern könnte. Jürgen half zuerst Corinna über das Dollbord zu steigen dann kam er selbst herüber.
    Jürgen übernahm die Steuerpinne des Außenborders. Er würde sich nicht von der Frau in das nächste Unglück und in die Hände der Ganoven fahren lassen. Olga ließ es bewusst geschehen. Neben ihr hockte die andere Frau und weinte still. Sie zitterte vor Kälte, aus Angst, aus Erschöpfung und einfach, weil sie sich endlich gerettet sah. Sie war nahe einem Nervenzusammenbruch. Olga nahm sie vorsichtig in die Arme und versuchte sie ein wenig zu wärmen. Alle schwiegen.
    Eine seltsame Gesellschaft, die sich in einem funktionierenden Motorboot mit arbeitendem Außenborder in finsterer Nacht über das eiskalte Adriatische Meer bewegte. Ein Mann mit freiem Oberkörper, eine Frau in einem Abendkleid mit weitem Ausschnitt und eine zweite Frau in einer Tramperjacke.
    „Fahren sie nicht in gerader Linie auf das Land zu“, bat Olga. „Ich weiß nicht, ob wir von irgendwoher beobachtet werden.“
    Sie steuerten auf das von

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