Der Kofferträger (German Edition)
nur zur Diskussion andenken.“
Dr. Dietrich grinste . Ihm gefiel offenbar der Begriff „keine Entscheidungskompetenz“. Dann brachte er einen Namen in das Gespräch, durch dessen Erwähnung der Generalbevollmächtigte der PCD unvermittelt ins Straucheln geriet.
„Wie Sie wissen, Herr Bundeskanzler, arbeiten wir auf der Beratungsseite mit Herrn Schweiger zusammen ...“
Schütz vernahm den Namen und automatisch öffneten sich seine Ohren. Die weiteren Worte des Dr. Dietrich rauschten an ihm wie ein Wasserfall vorbei. Er hörte etwas von Beratung, von gemeinsamen Interessen, von Unterstützung der Basispartei, von zukünftigen Herrschaftsgebieten. Und immer wieder fiel der Name Schweiger.
„Wie sie wissen, haben wir das Zustandekommen dieses Beratungsgespräches Herrn Schweiger zu verdanken. Herr Schweiger wird auch, falls es zu einer engeren Zusammenarbeit kommen sollte, die weiteren Kontaktaktivitäten übernehmen. Die wissenschaftliche Seite wird von Herrn Professor Dr. Gerhard Merker betreut.
Schütz spürte den Boden unter den Füßen schwanken. Was hatte Schweiger damit zu tun? Welche Rolle spielte dieser Schweiger? Der war Geschäftsmann, nicht Pharmaberater, noch Fachmann. H.B. s Kontakte zur Pharma waren auch ohne diesen Menschen eindeutig genug, um alle möglichen Entscheidungen in die Wege zu leiten. War Schweiger das Synonym für ...? Er wollte es nicht glauben. Das durfte nicht sein.
„Und der Herr Schweiger weiß, wie man einen Süchtigen heilt? Er ist ja wohl ein Allroundmann“, warf Schütz ein.
Dr. Dietrich strafte Jürgen Schütz mit unerbittlicher Vaterstrenge.
„Junger Mann, Sie wissen ebenso wie ich, wie unnütz dieser Satz in dem Zusammenhang war.“
„So unnütz, wie der Name Schweiger in diesem Gespräch, oder worin berät er Sie?“
Dr. Dietrich winkte ärgerlich ab und stellte Professor Merker als Experte vor. „Experte im Bereich der psychotropischen Agenzien“ las Schütz auf der Visitenkarte, die alle erhielten. Er hatte nach jahrelangen Untersuchungsreihen festgestellt, wie man Rauchern die Zigarette entwöhnen könnte.
„Das Beste wäre, die Zigarette vom Markt zu nehmen, vor allem die ‚ Happy Hour ‘.“
Mit diesen Worten holte Schütz die Schachtel aus der Tasche und bot den MESF-Experten fröhlich lachend eine Zigarette an. Zweifelnd und unsicher schauten sich die Herren an. Dr. Dietrich lehnte dankend ab. Merker schüttelte unwillig seinen Kopf.
„Aber meine Herren, ich rauche sie schon seit Jahren. Nun greifen Sie zu. Alle meine Freunde rauchen die Marke.“
Sie schüttelten erneut den Kopf.
„Nun bitte, ich kann mir noch eine neue Packung leisten .“ Schütz stand auf, ging zu jedem der Gäste hin, während er mit einem kurzen Ruck an der Schachtel eine einzelne Zigarette hervorschauen ließ. „Sie haben doch Vertrauen in diese Marke, oder stört sie etwas anderes daran?“
Als Erster griff Dr. Dietrich zu. Bald pafften sie alle drei.
„Nehmen Sie tiefe Züge in die Lunge, es verbessert kolossal das Verhandlungsklima. Professor Merker Sie werden mit Ihrem neuen Produkt schon wissen, wie Sie von dieser einen Zigarette wieder herunterkommen werden.“ Mit bewusster Aggressivität behandelte Jürgen Schütz seine Gäste. Er setzte sich wieder, zog genüsslich an seinem Glimmstängel und blies den ausgeatmeten Rauch seinen Gegenübern unhöflich ins Gesicht.
„Jeder Rauch, auch der ausgeatmete, ist zu schade, um einfach so aus dem Fenster geblasen zu werden. “
H.B. hatte es sich inzwischen in seinem Sessel bequem gemacht, saugte an seiner ‚Havanna‘ und genoss sichtlich die feindselige Stimmung. Es bereitete ihm stets Vergnügen, wenn hohe ‚Tiere‘ vor seinen Augen beschämt wurden.
„Wir sollten jetzt fortfahren mit den Ergebnissen aus unserer Forschung, wenn es Ihnen recht ist, Herr Schütz“, führte Merker ärgerlich an.
„Nur noch eine Sekunde, Professor Merker“, Schütz lächelte ihn zuvorkommend an. „Die Ergebnisse Ihrer Forschungen sind augenscheinlich so revolutionär, dass wir daraus eine kleine Feierstunde machen sollten. Die wertvollsten Produkte selbst genießen, die Siege der Forschung feiern.“
Niemand ahnte, was er vorhatte. Längst stand Schütz an der kleinen Bar, holten einen Cognac heraus und bediente die Herren, ohne sie zu fragen. Sie saßen einfach da und schwenkten den Cognac in ihren Gläsern.
„Lassen Sie uns anstoßen.“
Kaum hatten sie einen Schluck zu sich genommen, goss ihnen der Schwiegerneffe
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