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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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breiten Treppe bekam er die Information, die er erwartet hatte. „Wir dürfen über unsere Besucher keine Auskunft geben“. Nur der Kunde selbst könnte ...
    Er rief zu Hause an. Anita war nicht zugegen. Er rief bei ihrer Mutter an, sie wusste nicht, wo sie war. Als er bei Tante Marga anrief, begann sie stotternd Anita sei noch bis vor einer halben Stunde bei ihr gewesen. Davon glaubte er nicht ein Wort.
    Hatte sie sich nicht auf der Treppe mit jemandem unterhalten? Waren nicht mit ihr zwei grässliche Typen die Treppe hinunter gekommen? Hatten sie gar seine Schritte verfolgt?

12 Verräterische Daten
     
     
     
    Könnte er so weiterleben?
    Das Schmiergeld nahm drohende Formen an. Trotz der vielen Menschen um sich herum fühlte sich Jürgen Schütz einsam. Robinson Crusoe gleich musste er all seine Entscheidungen alleine treffen. Was ihn fortan an der Heimatfront beschäftigte, waren die Wiege und die Wege des Bargeldflusses. Wo sollte er beim Kanzler suchen?
    Auch ein H.B. würde nicht ohne Notizen auskommen können. Das wusste er. Schütz rechnete eventuelle Summen hoch und wieder runter. Wie sollte der Geldverteiler, wenn es um so viel Einzelbeträge ginge, auseinanderhalten können, wohin die vielen Millionen gegangen sind? Zehntausend, zwanzigtausend vielleicht auch mal hunderttausend, das könnte er schon verteilen. Bei fünf Millionen wären das schon zwischen fünfzig und fünfhundert Einzelbeträge. Die mussten irgendwo aufgelistet sein. Selbst, wenn er niemand Rechenschaft darüber zu geben hatte, war es sinnvoll, die Mittelabflüsse zu vermerken. Nur so hielt er die Begünstigten immer in der Hand.
    Zurück im Kanzleramt schaute Schütz am Schreibtisch seine Unterlagen durch. Da fiel ihm der Internetbericht über die Zusammenhänge H.B. und die Pharmaindustrie ein. Ein Stichwort hatte er mit einem gelben Marker angekreuzt. Der brutale Machthunger des Probanden sei in der Testreihe bei MESF eklatant aufgetreten. Das wäre ein Ansatz. Was hatte ein Mensch zu tun, wenn er seinen Machthunger stillen wollte? Regieren wie ein Fürst, ohne absolute Machtbefugnis? Demokratische Regeln widersprachen dem. Was waren die Mittel zum Herrschen: Beeinflussen, Beloben und Bestrafen? Schütz hielt diese Mittel in den Händen. Das Geld, mit den Worten des Kanzlers ‚das Gras‘. Und es wuchs wie nach einem warmen Sommerguss.
    D as Geld blieb parteiintern und floss nur an seine eigenen Leute in der PCD. Die Vasallen belohnte er mit Land und Schloss im virtuellen Sinne.
     
*
     
    Seine Fragen verdrängte Schütz auch nicht an seinem Arbeitsplatz. Welche Geheimnisse umgaben diesen Schlüssel? Ergänzend fragte er sich, gab es Bestechungen, die als Spenden deklariert wurden? Welche Interessen verknüpfte der feste Knoten, der so schwierig war zu lösen? Was hatte das alles miteinander zu tun? Klingenbergs Tod? Intercom? Welche Rätsel konnten in einem verschwiegenen Keller gelöst werden? Die Auflösung der Fragen verband er mit dem Kanzler. Ein Bundeskanzler mit einem Schlüssel, für einen vielleicht feuchten Raum, an einem sehr merkwürdigen Platz. Außer den geheimen Geldquellen und seinen mysteriösen Ausgaben gab es noch einen Grund für Verborgenes? Er konnte sich nicht vorstellen, dass in einem solchen Raum Gold oder andere Edelmetalle verborgen waren. Bei dieser Vorstellung schmunzelte er. ‚Der Bundeskanzler, wie er mit einem kleinen Koffer Goldbarren aus seinem Kellerraum herausschaffte‘. Andererseits, was wäre, wenn der Regierungschef irgendwie Nazigold entdeckt hätte? Schnell hatten sich die Bilder an ihm festgesaugt.
    Als er sich mit solch irren Vorstellungen beschäftigte, sah er sie vor sich. Feuchte Kellerräume. Das Reichstagsgebäude, in dem das Parlament tagte, der Bundestagspräsident, die Fraktionen, der Ältestenrat, in dem auch der Kanzler seine eigenen Regentschaftsräume besaß? Der Reichstag war älter als 150 Jahre. Er kramte eine Biografie aus. Anlässlich der Renovierung und des Umbaus Ende des letzten Jahrtausends veröffentlicht. Dort stand geschrieben, wie der gewaltige Komplex auf 2232 mächtigen Kiefernstämmen gebaut worden war. Ähnlich den Palaststützen in Venedig. Diese Technik hatte dazu gedient, den sandigen Boden im Uferbereich der Spree zu verdichten.
    Die Grundmauern waren beim Umbau stehen geblieben. Auch die Kellerräume? Welche Verbindungen gab es zu anderen unterirdischen Hallen? Hatten nur Eingeweihte Zugang zu den Geheimnissen der Geschichte?
    Schütz war unfähig vor

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