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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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aufgeregter Neugierde seine Arbeit fortzusetzen. Warum verbarg der Kanzler den Schlüssel an solch einem geheimnisvollen Ort?
    Über seinen Portiersfreund Jupp erhielt er von einem Hauswart aus dem ehemaligen Reichstag eine spezielle Führung in das Untergeschoss des alten Bauwerkes.
    Sie betraten die unteren Geheimnisräume und Jürgen Schütz hatte das Gefühl, die Offenbarung verborgener Mysterien zu erfahren. Mit Interesse ließ sich der direkte Vertraute des Bundeskanzlers von Martin Kugler in alle technischen Details einführen. Schütz erweckte bei dem Hausmeister den Eindruck, als hätte er ursprünglich vorgehabt, an der Jesuitenschule Architektur und Bauwesen zu studieren. Die Achtung des Herrn Kugler vor den letzten beiden Worten ‚Jesuitenschule‘ und ‚Bauwesen‘ ließ sich an einer gesteigerten Auskunftsbereitschaft ablesen.
    Dennoch, Jürgens Nervenkostüm sah innerlich anders aus, als es die ruhige Fassade widerspiegelte. Ihm wurde schlagartig bewusst, dass sein Verhalten dem eines Spions gleichkam und seine Zielsetzung irgendwann von Kriminalisten untersucht werden könnte. War es moralisch zu vertreten kriminelles Handeln mit kriminellem Handeln zu beantworten?
    Unbemerkt seiner flatternden Unruhe fand Kugler lobende Worte für ihn.
    „Wohin führt dieses kleine Gittertor, dort unter der Rampe am westlichen Besuchereingang“, wollte der Gast noch zum Schluss wissen.
    „Das sind nur irgendwelche uralten Kellerräume. Aus dem vorderen Teil haben wir ein Lager für Geräte gemacht. Hier weht noch ein ständiges Lüftchen und die Feuchtigkeit hält sich in Grenzen. Dahinter sind einige nicht mehr benutzte und viel tiefer gelegene Kellerräume. Ich denke, sie wurden im Hitlerkrieg als Bunker und sogar als Lazarett genutzt. “
    „Also, Herr Kugler, diese Uralt-Technik, die in einem solch modernen Gebäude noch genutzt wird, interessiert mich. Kann ich die Räume einmal besichtigen?“
    „Es tut mir leid. Es ist ausdrücklich verboten worden, von der Verwaltung, und später wurde das Verbot noch vom Kanzleramt wiederholt.“
    „Ach, das ist auch egal“, wiegelte Schütz ab. „Wer begeistert sich schon an Gespensterräumen?“
    Am liebsten wäre er sofort in die dunklen, unterirdischen Höhlen gekrochen. Selbst wenn er nur leere und verfallene Räume mit ein paar leeren Bierflaschen vorfinden würde, gäbe ihm diese Erkenntnis mehr Ruhe als die Unwissenheit zurzeit.
    In Martins Büro tranken sie einen Kaffee und sprachen über die Geschichte des Bauwerkes. Im Verlaufe des Gespräches bat sein Gastgeber, sich einmal zu erheben, er wolle ihm ein kleines technisches Kunstwerk zeigen. Direkt hinter dem Sitz von Schütz befand sich ein verschlossener Wandschrank. Als Martin ihn öffnete, kam an der Innenwand eine komplette Schaltanlage zum Vorschein. Kugler erklärte ihm, wie er an dieser Tafel sofort ablesen könnte, wo etwas im Gebäude nicht in Ordnung wäre oder wo eine Störung aufträte. Lampenausfall sei noch das Wenigste. Meistens ginge es um defekte Sicherheitstüren und Ausfall der Warnanlage. Die alten Nassräume wurden ab dem zweiten Untergeschoss nicht von der Warnanlage erfasst.
    Jürgens Herz schlug für diese unberücksichtigten Räu me, an die er wohl nicht herankäme.
    Zu den einzelnen Komplexen gehörten die jeweiligen Schlüssel. Säuberlich sortiert und mit den entsprechenden Kennzeichen versehen. Mit Überraschung entdeckte er unter einem Schlüsselbund die Worte ‚untere Kellerräume‘. Herrje, das waren die, die er benötigte.
    Als sich Martin Kugler um einen weiteren Kaffee kümmerte, schoss Schütz mit einer kleinen digitalen Kamera ein Foto von diesem Bund aus der Hüfte. Das würde fürs Erste genügen. Als Martin den Kaffee brachte, war das schmale Gerät längst wieder in seiner Jackentasche verschwunden.
    „Ich habe noch niemals einen Gast gehabt, der sich für alle diese Details interessierte“, lobte er den Wissensdurst seines Besuchers.
    „Nun ja, wenn ich eines Tages Bundeskanzler werden sollte, müsste ich doch wenigstens wissen, wie sicher mein Gebäude ist.“ Er lachte selber über den dämlichen Witz. Martin Kugler bestätigte, der Neffe des Kanzlers habe gute Chancen. Bei dem Gespräch versicherte sich Schütz noch einmal von der Richtigkeit seiner Vermutung.
    „Die hier unten sind wohl Geheimfächer“, und er wies auf die begehrten Schlüssel.
    „Nein, nein, das sind die zu den dunklen Kellerräumen, die wir nicht betreten.“
    Schütz ließ es dabei

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