Der Kofferträger (German Edition)
aus sicherem Abstand mit seiner Lampe.
Wütend beobachtete er die seltsame Gestalt. Offenbar kannte sich der Mann nicht besser aus als er selbst.
„Was machst du hier, du Hundesohn? Du willst Gnade und versuchst gleichzeitig mich umzubringen. Vor zwei Minuten hast du nicht überlegt, wie du hinauskommen könntest, wenn ich in den Fluten ertrunken wäre.“ Schütz atmete noch schwer von seinen Anstrengungen und aus Angst vor dem Unbekannten.
„Ich kann nicht schwimmen, ich gehe jämmerlich zugrunde.“
„ Du erbärmliche Kreatur, dann gehe eben zugrunde. Was machst du hier, warum verfolgst du mich?“
„Ich erkläre Ihnen alles, wenn Sie mich mitgenommen haben.“
„Dein Gehirn ist unterkühlt, mein Freund. Deine klappernden Zähne werden dir bald ausfallen, und zwar mit einem einzigen Schlag. Sag es jetzt, oder du wirst nie wieder Gelegenheit haben, noch nicht einmal, deinen Namen zu nennen.“
Zitternd vor Kälte, und vor Angst schlotternd, berichtete der Mensch, dass er ihn beobachten solle, als V-Mann gewissermaßen, vom Verfassungsschutz. „Der Kanzler hat nichts damit zu tun. Ich soll alle ihre Schritte überwachen, um über alles zu berichten. Es geht um die Bundesrepublik Deutschland. Ich bin ihnen gefolgt, schließlich haben Sie ja die Türen offen gelassen. Wenn ich es nicht bin, macht es ein anderer. Schütz glaubte ihm kein Wort, doch antwortete er:
„Du redest Müll, Junge. Wenn es um die Bundes republik geht, beobachte die Führungsriege.“
„Helfen Sie mir.“
„Wenn du dich nicht innerhalb eines Tages meldest, werden die Schnüffler nach dir suchen. Also warte geduldig hier. Das ist die richtige Umgebung für dich.“
Schütz bereitete sich auf den Abstieg vor.
„Ich werd’ hier sterben.“
„ Dann stirb, du Ratte. Irgendwann finden sie deine Leiche und können dich an deinen faulen Zähnen identifizieren.“
„Ich hab keine faulen Zähne.“
„Wahrscheinlich aber können dich deine Genossen an den typischen ACG, ACG, ACG, Gen der Geheimdienstler erkennen. Also mach dir keine Sorgen.“
Über seine satirischen Worte wunderte er sich selbst.
„Nein, sie können mich nicht suchen. Sie wissen nicht, wo ich bin.“
Schütz zeigte sich gleichgültig. Schließlich siegte aber doch sein Gefühl für den Anderen. „Gut ich nehme dich mit. Stell dich mit den Beinen breit an die linke Seite der Treppe. Stütz beide Hände an die Wand. Die Füße noch weiter zurück. Gut. Jetzt bewege dich seitwärts die Treppe hinunter.“
Sie quetschten sich aneinander vorbei. Als der Hexengast bis zu den Knien im Wasser stand, klapperten seine Zähne im Stakkato.
„Ich erfriere hier, ich kann nicht weiter.“
„Affe . Ich fackele nicht mehr lange. Komm genau so zurück, wie du hineingegangen bist. Von mir aus kannst du hier verrecken. Los, zurück oder weiter.“ Als er nur noch mit seinem Kopf aus dem Wasser glotzte, gab ihm Schütz noch einen guten Rat. „Wenn du unterwegs schlappmachst, lasse ich dich zurück, ist das klar?“
Er nickte und atmetet tief ein und aus. „So jetzt rein in das Wasser. Du wirst immer ein paar Schritte vor mir waten, ich leuchte den Weg, so weit es geht. Los voran.“
Widerwillig und dem Zwang folgend tauchte der Fremde unter. Schütz folgte ihm. Sie schwammen gegen einen Strom. Mit seinem schwarzen Umhang trudelte der angeschlagene Körper in dem kurzen Lichtkegel der Lampe vor ihm hin und her. Er hielt sich rechts und links an den Wänden, strauchelte in gebückter Haltung und kämpfte um sein Leben. Schütz versetzte ihm ein paar Mal einen Stoß von hinten, um ihn anzutreiben, dabei stürzte der Mann, schwamm wie eine Leiche auf dem Boden.
Als Schütz sich über ihn beugte, trat der VSler mit einer schnellen Bewegung nach seinen Beinen, brachte ihn zu Fall und bemächtigte sich der Taschenlampe. Das Wasser um sie herum färbte sich rot. Sie rangen mal mit mal ohne Sicht. Die Lampe in seinen Händen konnte der Geheimdienstler nicht zu seinem Vorteil nutzen. Sie bremste seine Bewegungen im Wasser ab. Er versuchte, sich optimale Beleuchtung zu verschaffen. Mit der Linken hielt ihn Schütz an seinem Revers und zog ihn plötzlich zu sich. Mit seinen Füßen federte er an der gegenüberliegenden Wand ab. Mit der Rechten schlug er zu. Der Kopf des Getroffenen wich zurück. Schütz packte ihn noch einmal, umfasste mit der Hand sein Kinn und schlug den Schädel gegen die Mauer des Ganges. Die Lampe rutschte ihm aus der kraftlosen Hand und schlidderte auf den
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