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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Boden. Der Mann war in dem Wasser schwebend zusammengesunken, aus seinem Mundwinkel rann Blut. Die grausige Kreatur schwamm unter der niedrigen Decke wie ein aufgeblasener Sack. Schütz bückte sich, ergriff die Lampe, nahm sie auf, und es wurde höchste Zeit für ihn aus dem Gang heraus zu kommen. Von ihm unbemerkt war der Wasserdruck angestiegen, hatte ihn wieder bis an die Einstiegstreppe zurück geschwemmt. Der Versuch gegen die drückenden Fluten anzugehen war sinnlos. Nach einem kurzen Augenblick des Trudelns kroch er an derselben Stelle aus dem Wasser, an der er vor ein paar Minuten hineingestiegen war.
    Auf den letzten Schritten drohten ihm die Sinne zu entsch winden. Mühsam erreichte er die erste nicht überschwemmte Stufe. Nur einen Augenblick blieb er übermannt dort liegen.
    Dann rannte er die restlichen Stufen hoch und befand sich wieder inmitten der geheimnisvollen Gänge. Durchnässt bis auf die Knochen, frierend vor Kälte, zitternd vor Angst taumelte er mit ausgepumpten Lungen an die Kreuzung mit den fünf Gängen. Zwei waren für ihn nicht zu benutzen, aus den drei verbleibenden entschied er sich willkürlich für einen Gang. Doch erst hockte er sich kraftlos auf den Boden und versuchte, Atem zu schöpfen und sich zu beruhigen. Die Lampe löschte er, um die Batterien zu schonen. Unfähig eines sinnvollen Gedankens schüttelte er immer wieder voller Verzweiflung seinen Kopf, als wolle er die Unsinnigkeit seines Handelns bestätigen. Hier konnte er nicht lange hocken bleiben. Das eisige Nass an seinen durchtränkten Kleidern, verstärkt durch den kühlen Luftzug, würde ihn bald unterkühlen und in das Reich des Hades bringen.
    Tief schnaufend erhob er sich und tastete sich mithilfe seiner Lampe weiter, einen möglichen Ausweg suchend. Der Gang wurde eher schlechter. Die Wände waren schon lange nicht mehr betoniert, noch nicht einmal gemauert. Kahler, nackter Felsen, meist nur Erdreich bildeten die Seiten. Die Breite seines Weges schwankte zwischen zwei und einem Meter, nahm insgesamt ab. Längst brüchige Holzstempel stemmten sich verzweifelt und absehbar erfolglos gegen das Gewicht und den Druck des Erdreiches über ihnen. Die dünnen Holzpfosten versuchten, den Gang vor einem Einsturz der Decke zu bewahren. Wie in einem Irrgarten schlich er zwischen den Stützen hindurch, mal rechts herum, mal links herum. Hier unten lebendig verschüttet zu sein, daran wagte er noch nicht einmal zu denken.
    Schütz kämpfte nur noch ums nackte Überleben. Nicht die geringste Vorstellung hatte er, in welche Richtung er lief. Nord, Süd, Ost oder West? Angst, Kälte, Hunger und der Wunsch nach einer Zigarette, waren die verzehrenden Probleme, die sich ihm stellten. Mit ungeahnter Geschwindigkeit quälten ihn plötzlich Tausende von krabbelnden Käfern über und unter seiner Haut. In einem Wahnsinnsanfall hielt er sich an einem der Pfosten fest und kotzte auf den Weg.
    Hier sollte er niedersinken und auf sein zitterndes Ende warten, verzweifelte er. Noch im Würgen und Husten richtete er sich auf und stolperte in ein Loch hinein. Zumindest erschien es ihm wie ein Eingang in eine Höhle, die ja auch irgendwohin führen müsste. Der Höhlenweg stieg ein wenig an, nährte seine Hoffnung, ihn in das Sonnenlicht zu geleiten. Plötzlich erstarrte Schütz vor einem unterirdischen Teich. Das Ende seiner abenteuerlichen Flucht? Grau und schwarz drohte seine unruhig tanzende Oberfläche, drehte sich wie ein Kreisel, von unten angestrahlt, wie ein geheimnisvoller Brunnen im Zentrum der Stadt. Gespeist wurde das Ungeheuer aus den Quellen unterirdischer Flusslandschaften. Die Tiefe des Gewässers konnte er nicht ausmachen. Die Schwärze seines Grundes und die Bewegung seiner Oberfläche erlaubten keinen Blick auf den Boden. Wo der See endete, stieß eine Felswand senkrecht in das Wasser. Das Licht floss aus dem Wasser heraus, auch von der anderen Seite. Wenn er dort unten durchtauchte, könnte er irgendwo an Land gehen. So war seine Vorstellung. Noch einmal pumpte er seinen Körper voll mit Luft, gönnte sich einen letzten tiefen Atemzug vor seinem Abenteuer in unbekannte Welten. Dann sprang von einem Felsvorsprung in die scheinbar harmlos tänzelnden Massen. Mit dem Schwung seines Eintauchens und ein paar Zügen unter Wasser wollte er schnell die gegenüberliegende Seite erreichen. Kaum war er in das Zentrum gelangt, drehte sich die Welt um ihn schneller. Sein Körper wurde im Kreis geschleudert, wie die Erde in fantastischen

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