Der Kofferträger (German Edition)

Sie fuhr bereits fort, „Mein nachträgliches Geburtstagsgeschenk zu deinem Fünfunddreißigsten.“
    „Das ist unglaublich, das ist ungeheuerlich“, stotterte er. „Wie soll ich das alles auf einmal begreifen?“
    Lächelnd registrierte sie, wie sie genau seinen Anspruch getroffen hatte.
    „Tue es nacheinander. Lasse dir Zeit.“
    „Das alles hast du in den vierzehn Tagen erstellen lassen?“
    Sie lächelte ein glückliches „Ja. Natürlich war alles längst vorbereitet. Wir tun nichts unvorbereitet“, fügte sie geheimnisvoll hinzu. „Aber an dem Tag, als du vor zwei Wochen abgereist bist, kamen wenige Minuten nach deiner Ausfahrt die Handwerker. Sie haben von da an Tag und Nacht wie die Ameisen gewirbelt. Siehe das Ergebnis.“
    „Außer dem Wunderwerk der Überraschung hast du eine organisatorische Meisterleistung vollbracht. Jetzt brauchen wir nur noch ein paar Leute, um den Mast aufzustellen, dann könnten wir lossegeln. Das Wetter ist günstig.“ Er lachte laut, weil er nun selber so forsch zu Werke ging.
    Sie geleitete ihn hinaus und von kleinen Stühlen aus, auf denen sie sich niedergelassen hatten, blickten sie auf den See.
    Leise erhob sich aus dem Wald eine leichte Seemannsweise, bald darauf ergänzt von Chorstimmen. In seinem Traum hörte er die vielen Stimmen. Doch sie kamen näher, entwickelten sich kräftiger. Fragend schaute er sich um und sprang jubelnd hoch.
    Aus den Verstecken hinter den Bäumen lösten sich die Gestalten seiner Freunde. Männer in Seemannskleidung und Frauen in duftigen Sommerkleidern schritten in wiegendem Gesang auf das Ufer zu. Lächelnd bauten sie sich auf der breiten Terrasse auf und brachten ihm zum Schluss noch einmal ein Geburtstagsständchen. Der Gast auf seinem eigenen Gelände war erschlagen in seinen Stuhl zurückgesunken und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Er hatte noch nicht einmal Zeit, seine Freundesschar zu begrüßen. Schon wuselten fremde Gestalten um sie herum, bauten Tische und Stühle, ein großes Grillgerät und eine noch größere Zapfanlage mit Kühlung auf. Eine perfekte Organisation, bei der noch nicht einmal die Lampions für den Abend und ein eigens herangeschafftes Kaminfeuer fehlten. Ein Spezialist inszenierte ein grandioses Feuerwerk und malte mit seinen explodierenden Sternen in der Nacht eine riesige „35“ in den Himmel über der Pfaueninsel.
    Das Fest geriet zu einem Freudenschrei. Sie lachten scherzten und träumten von langen Urlaubstörns.
    „Es kann nicht kompliziert sein, das Schiff in die Ostsee zu bringen, von dort durch den Nord-Ostsee-Kanal in die Nordsee, und dann ab für ein paar Jahre rund um den Globus. Zwei herrliche Ausrüstungsgegenstände habe ich schon“, lachte er, „den Kompass von Kolumbus und seine „uralte“ Ankerlaterne. Anita, was hältst du von einer mehrjährigen Weltumsegelung?“
    „Ja, natürlich, ich mach sofort mit.“ Sie wusste, dass es ihm nicht möglich war. Zunächst würden sie sich auf der Havel und dem Wannsee vergnügen müssen.
    Nach all seinen desillusionierenden Erkenntnissen über die Machenschaften des Corleone Kanzlers erkannte auch Jürgen, wie schwierig es sein würde, sich aus den Klauen des Mammons zu lösen. Genau deswegen wurde dieses Magnetfeld mit elektrischen Impulsen aufgebaut.
    Im Laufe der Feiern stapfte er noch einmal die Stufen zu seinem Haus und seinem Wagen zurück. Zu viele bedeutende Papiere warteten in seinem Auto, die er in Sicherheit bringen musste. Auf dem frisch geformten Weg zurück vom Haus zu seinem Bootssteg, stand er eine Weile hoch über dem See und blickte auf sein Reich. Weit unter ihm blinkten die Lichter der feiernden Gesellschaft durch den Wald. Er schloss die Augen und verinnerlichte die guten Gaben, die ihm zu Füßen lagen. Was hat das alles zu bedeuten? Warum ausgerechnet jetzt?
    Waren die Yacht, der Bootssteg und das Bootshaus der fette Köder an der Angelrute, nach dem er mit weit geöffnetem Maul schnappen sollte? Und wie der Angler den Fisch an Land zog, so würde er an dieser Rute aus dem Wasser gezerrt werden, in dem er sich im Augenblick noch freischwimmend bewegen konnte.
    Wie war das alles zu finanzieren? Sie besaßen ein solches Vermögen nicht. Es gab Geschenke, über die dauerte die Freude nur eine kurze Weile an. Welche Pflicht würde ihn bald einholen?

1 8 Sex ohne Sorgen
     
     
     
    Wann würde er den Gutschein einlösen müssen?, fragte er sich an diesem Sonntag Nachmittag an seinem Schreibtisch in