Der Kofferträger (German Edition)
tastete sie sich langsam an ihr Ziel für dieses Gespräch zurück. „Wenn Sie so strikt gegen eine Zusammenarbeit mit der Mafia sind, warum, um Gottes willen, nehmen Sie dann einen zweiten Termin wahr?“
„Die Herren werden schon die Beweise für ein sauberes Geschäft vorlegen“, seine Worte klangen wie eine Hoffnung.
„Dann fragen Sie doch deutlicher und reden nicht um den heißen Brei herum.“
„Und Sie, was wollen Sie jetzt von mir?“
Mehr als die Unsicherheit über den Zweck ihres Besuches ärgerte ihn ihre letzte Bemerkung. Sie hatte sehr schnell seinen Wankelmut in den Finanzverschiebungen erkannt.
„Das Beste ist, Sie fahren unverrichteter Dinge wieder ab. Ziehen Sie sich aus dem ganzen Geschäft zurück“, forderte sie ihn auf. „Machen Sie hier noch ein paar Tage Urlaub, fahren Sie nach Berlin zurück, kündigen Sie Ihren Job, verlassen Sie Deutschland und ziehen Sie irgendwohin und hüten sie dort Schafe oder Kühe.“
Sie hatte sich schon wieder aufgeregt, atmete geräuschvoll durch ihre Nüstern und ihre dunklen Augen funkelten wie gefährliche Pantherblicke. Mehr aber als von der Beobachtung ihrer Atemtechnik und ihrer Augen war er überwältigt von ihren Worten, den offenkundig gut gemeinten Ratschlägen.
„Nun mal langsam“, bremste er sie ein. „Sie sprechen nur über Schwarz und weiß, und Sie geben mir gute Ratschläge, die mir ein wenig albern erscheinen.“ Dabei dachte er daran, wie er um ein Haar fast genau so gehandelt hätte, wie sie es jetzt vorschlug. Nur ihr Anruf hatte ihn davon abgehalten.
„Sie sollten sich schon ein wenig deutlicher ausdrücken. Bisher verstehe ich kein Wort, von dem was Sie gesagt haben.“
„Das Wort ‚christlich‘ in der PCG sollte Ihnen der Garant dafür sein, dass Sie es mit ehrlichen Geschäftsleuten zu tun haben“ , sagte er.
Er hatte im Augenblick ratlos an seiner ‚ Happy Hour ‘ Schachtel herumgefummelt, unterbrach sein nervöses Abtasten und blickte erwartungsvoll zu ihr auf. Dabei erwischte er einen letzten Schimmer zynischen Lächelns in ihren Augen, der ihm ihre wahren Gedanken verriet.
„Ich komme selbst von einer christlichen Partei und verhandele hier mit den höchsten Vertretern einer anderen christlichen Partei “, fuhr er fort. Ich benötige keine Ratschläge für das ehrenhafte Verhalten dieser Leute. Nur, weil ich ein paar kritische Fragen gestellt habe, zweifele ich doch nicht gleich an der Ehrenhaftigkeit meiner Partner.“
Ein Jürgen Schütz, der beginnt, die Mafia zu verteidigen, dachte er. Es wird Zeit dem grausamen Spiel ein Ende zu bereiten.
In aller Ruhe zog sie eine Zigarette aus ihrer Packung und holte sich das Feuerzeug aus ihrer Handtasche. Längst entflammte er ein Streichholz und näherte sich damit dem gerundeten Mund. Dabei kam er gleichzeitig ihrem Gesicht näher. Während die Glut der Zigarette bei ihrem Zug aufleuchtete, nahm er viele feinste Duftstoffe in sich auf. Langsam erschien ihm das nutzlose Gespräch albern. Er begann, unruhig zu werden.
Sie zog schweigend an d er Zigarette, wartete auf ein Signal von ihm.
„Sie sind also bereit, das Geld nach Berlin zu transportieren?“
„Warum sollte ich nicht?“
„Trotz der Vermutung, es handele sich um Geld aus dubiosen Geschäften? Trotz des Wissens, dass es rechtswidrig ist?“
„Nun, das ist alles noch nicht belegt.“
„Wie viele Belege benötigen Sie noch?“
Schütz fühlte seinen Rückwärtsgang, der ihn vor eine Mauer führen würde. Ohne weiter auf ihre Fragen zu antworten, drehte er den Spieß einfach um.
„Wovon sind Sie denn überzeugt?“
„Ich würde ausschließlich im rechtlichen Sinne handeln. Ich würde genau wissen wollen, woher kommt dieses Geld? Für welche Zwecke soll es eingesetzt werden? Warum wird es nicht überwiesen?“
„Wissen Sie als Mitarbeiterin nicht, aus welchen Kanälen die Spende kommt?“
„Für die beiden Herren ist es schon eine Zumutung, mich als Dolmetscherin dabei zu haben. Eine dritte Person ist längst zu viel. Geschweige denn, ich hätte von irgendetwas eine Ahnung.“
Beide merkten, wie unwürdig es war, derart verschanzt umeinander zu kreisen. So konnte das Gespräch nicht weiter laufen. Keiner wollte sich zu erkennen geben.
Schließlich fing Frau Malpesi das Gespräch wieder auf.
„Ich denke, ich habe lange genug versucht, Ihnen meinen Standpunkt klar zu machen. Ich wollte Ihnen zeigen, auf welcher Seite ich stehe. Wenn Sie das nicht begreifen wollen oder wenn Ihnen das
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