Der Kofferträger (German Edition)
18.30 Uhr gelang ihm endlich eine Verbindung. Corinna Malpesi gab ihm die Adresse an, wo sie sich treffen konnten. Er traf dort pünktlich um 20.00 Uhr ein. Ein Appartmenthaus in der via Svetonio. Er klingelte an dem Namen Brucioli und wurde eingelassen. Corinna hatte sich dort eingenistet.
„Für unser Gespräch ist es besser, wir werden von niemandem gesehen. Bei mir zu Hause ist das zu riskant, in ihrem Hotel erst recht. Dies hier ist die Wohnung meiner Freundin. Sie wird uns nicht überraschen. Kommen Sie, legen Sie doch ab.“
Schütz hing seinen leichten Mantel in der Garderobe auf und nahm im Wohnraum Platz.
„Nur einer Bitte meiner Freundin sollten wir Folge leisten, wir sollten nicht rauchen .“
Mit ‚Ja, ja‘ und ‚macht nichts‘ strafte er sich für die nächsten Stunden, bis er es vor lauter Nervosität nicht mehr aushielt. Aber so weit war es noch nicht. Sie saßen sich gegenüber und er musste ihre Frage beantworten, ob er schon vorher einmal angerufen hatte.
„Nein, natürlich habe ich nicht“, es gab für Schütz keinen Grund, sein kleines Geheimnis nach einem schnellen Kontaktversuch zu ihr aufzudecken. „Erst am Abend bin ich auf die Idee gekommen. Warum fragen Sie?“
“Ach, nicht so wichtig“, spielte sie die Angelegenheit herunter, um dann doch genauer zu werden „der Anrufbeantworter registriert die anrufenden Nummern. Das war zum wiederholten Male die Nummer aus dem Hotel, die gleiche, wie beim letzten Mal.“
Schütz spielte an seiner Armbanduhr herum, wünschte, er hätte von vornherein die Wahrheit gesagt. Unter seiner Nase bildete sich alldieweil ein kleiner Schweißtropfen, den er irgendwie loswerden musste. Wenn sie doch nur mal für einen Augenblick woanders hinschauen würde. Sie tat nichts dergleichen. Mit freundlichem aber für ihn zu überlegenem Blick fuhr sie fort,
„Wissen Sie, aus Sicherheitsgründen geschieht die Aufzeichnung aller ankommenden Gespräche. Ich will wissen, wer mich belästigt.“
Wie ein Junge lief er rot an, wischte sich mit einem Taschentuch den Tropfen von der Oberlippe und gestand, er habe fünf Mal angerufen.
„Ich meine nur“, dabei tat sie so, als hätte sie seine kleinen Unzulänglichkeiten nicht wahrgenommen, „vielleicht wollen wir irgendwann irgendwelche Geschäfte miteinander betreiben. Daher sollte gelten: Ehrlichkeit bis zur Nadelspitze, andernfalls brauchen wir erst gar nicht anzufangen.“
„Sie haben recht“, gestand er zerknirscht. Umso forscher spielte er seine überzeugende Stimme aus. „Der Vorschlag gilt. Woher aber soll ich wissen, wie ehrlich Sie sind, und mich nicht aufs Kreuz legen wollen?“
„Die gleiche Frage stelle ich Ihnen. Entweder wir vertrauen uns jetzt oder nicht. Das Leben birgt schwierigere Probleme.“
Corinna hatte sich für den Abend schick angezogen. Es war der Schick für ein geschäftliches Gespräch.
„Was haben Sie jetzt vor ?“, fragte sie ihn. „Sie haben den Termin mit den PCG-Herren auf Dienstag verschoben. Warum das?“
„Weil ich mich mit Ihnen vorher besprechen wollte.
„Was also haben Sie jetzt vor?“
„Ursprünglich wollte ich nach Hause fahren, ohne Erledigung dieser Geschäfte, ohne Geld. Mir reicht es. Wissen Sie, es wird mir zu viel.“
Corinna Malpesi legte ein Kissen zur Seite, das sie schon drei Mal in die Hand genommen, kräftig durchgewalkt und immer wieder weggelegt hatte. Sie schaute ihn lange an, als würde sie die Wahrheit hinter seinen Worten suchen. Seine Aussage überraschte sie sehr, dennoch entgegnete sie ihm, als würde sie nur ein einmal begonnenes Gespräch fortsetzen.
„Ich habe das bemerkt, als wir uns bei unserem ersten Gespräch getroffen haben. Ich kenne die Deutschen. Normalerweise stürzen sie sich auf jedes Geschäft ohne Wenn und Aber, ob mit oder ohne Moral. Sie aber waren sehr unwillig in dem Gespräch, haben nachgefragt, haben zu erkennen gegeben, Sie seien an Geld nicht interessiert. Ich habe es meinen beiden Herren angemerkt. Sie glaubten, Sie kämen von einem anderen Stern. So etwas konnte doch nicht möglich sein, erst recht nicht in Italien, erst recht nicht in der Politik.“
Dann sprach sie über sich und die Geschäfte bei der PCG.
„Der Kontakt mit Deutschland kam, als Ihr Herr Bundeskanzler zum ersten Mal vor etwa zwei Jahren hier in Mailand war. Irgendeine Konferenz der christlichen Parteien. Als ich nach meinem Studium keinen Job fand, verdingte ich mich wegen meiner Sprachkenntnisse als Dolmetscherin. Aus
Weitere Kostenlose Bücher