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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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fragte er sich.
    Schütz riss die Vorhänge zur Seite, öffnete das Fenster und holte tief Luft. Dabei meinte er, den gesamten Sauerstoff aus dem kleinen Park unter sich aufsaugen zu müssen.
    Er nahm den Schlüssel, steckte ein wenig Geld ein, das auch aus diesem verdammten Reptilienfonds stammte und eilte aus dem Hotel. Mit großen Schritten lief er über die Einkaufsstraßen, schaute den zahllosen Menschen zu, die den sanften Wellen eines träge dahin fließenden Flusses glichen. Er beruhigte sein Gemüt, indem er einigen großen Lastkraftwagen nachblickte, wie sie sich durch die Straßen zwängten. Auf einer Bank am Ende des öffentlichen Parks legte er eine Ruhepause ein, setzte sich auf die erneuerten Holzlatten und wischte sich mit der Hand über die Stirn. Noch brauchte er nicht der Gefangene der Geschehnisse sein. Er könnte noch heute das Hotel verlassen, nach Hause fahren, seine Frau benachrichtigen. Das besser wiederum nicht, korrigierte er seine allzu schnellen Gedanken. Berlin aber in aller Eile verlassen und zu seinen Verwandten nach Kanada übersiedeln. Den Schritt könnte er gut vorbereiten. Es wäre einfach, seine Mafiosi ein paar Tage hinzuhalten. Hauptsache, sie wüssten, wann sie ihm den Sack voller Gras übergeben könnten. In der Zwischenzeit würde er an diesem Tag schon durch die kanadischen Wälder streifen.
    Verdammt, wäre es nicht eine Flucht vor seiner Verantwortung? Anita würde möglicherweise mit hineingezogen werden, und durch irgendeine Aufdeckung säßen beide die nächsten zwanzig Jahre im Knast. In getrennten Zellen versteht sich. Noch könnte er alledem einen Riegel vorschieben. Mit diesen Gedanken und Überzeugungen kehrte er in sein Hotel zurück. Er hatte sich entschieden, sofort die Vorbereitungen zur Abreise anlaufen zu lassen.
    An der Rezeption bestürmte er den Empfan gschef mit umständlichen Worten.
    „ Ich bin für ein Paar Tage unterwegs. Das Zimmer erhalten sie mir, bitte. Ich zahle im Voraus.“
    Bei dem Griff des Rezeptionisten in das Schlüsselfach entdeckte er einen weißen Zettel. Allein der Blick auf ein weißes Blatt Papier stürzte ihn in Zweifel, ließ ihn in Windeseile die bedrohlichsten Konspirationen vermuten. Eine solche Nachricht bestärkte ihn, sein Vorhaben wahr zu machen.
    „Bitte rufen Sie die folgende Nummer an.“
    Er schaute auf die milanesische Telefonnummer. Es war nicht die Nummer, die er von seinem ersten Gespräch her kannte. Wahrscheinlich saßen die PCG-Christen schon mit ihren Auftraggebern in einem namenlosen Appartement und überlegten, wie sie ihn mit Gewalt zu schnellem Handeln bringen könnten. Er entschloss sich, dort gerade nicht anzurufen. Nicht schon wieder ein Gespräch über Geld und Verschleierung, eine Auseinandersetzung mit kriminellen, mafiosen Typen. Mitten in seinen Gedanken setzte sich die Stimme des Empfangschefs durch:
    „Die Dame hat gemeint, es sei eilig.“
    Er schaute nur einmal kurz auf.
    Von seinem Zimmer aus rief er an.
    „Herr Schütz, ist es möglich, Sie persönlich zu sprechen?“
    „Ja, warum nicht? Wann möchten Sie?“
    „Heute Abend um 19.00 Uhr. Ich komme direkt zu Ihrem Zimmer, damit ich nicht an der Rezeption nach Ihnen fragen muss.“
    „Gut, ich werde in meinem Zimmer sein.“
    Mit dieser Zusage hatte er alle eben erst ausgedachten Pläne über den Haufen geworfen. So konnte das nicht gehen. Er griff fiebrig nach einer Zigarette und zündete sie an. Zwei, drei Mal sog er den Rauch tief in seine Lungen ein, stellte sich ans Fenster und schaute auf den Verkehr der Straße.
    Aufgeregt schaute er sich im Zimmer um, suchte nach Wanzen oder anderen auffälligen Erscheinungen. Damit verbrachte er den Rest der Zeit. Erfolglos.
    Dieses Weib machte sich zu ihm auf den Weg. War sie auch so eine, die ihn mit ihrer Redlichkeitsrhetorik überzeugen wollte? Nun würde sie alles daran setzen, ihn für das Vorhaben ihrer Paten zu gewinnen.
    Als es um kurz nach 19.00 Uhr leicht an seine Tür klopfte, zwang er sich, mit seiner Antwort zu warten. Er schlich sich vom Wohnraum in das Bad und rief von dort aus, sie möge sich einen Augenblick gedulden, er käme gleich. Langsam ging er zur Tür und rief leise: „Wer ist dort?“
    „Frau Malpesi.“
    Bedächtig fummelte er an seinem Schlüssel herum und öffnete die Tür. Sie drängte herein, als wollte sie nicht gesehen werden. Dann standen sie ratlos ein paar Sekunden voreinander, bis beide anfingen zu lachen.
    Er half ihr aus ihrem leichten Sommermantel, bat

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