Der Kofferträger (German Edition)
gleichgültig ist, belassen wir es einfach dabei.“
Sie war bereits wieder aufgestanden und ergriff ihren Mantel.
„Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“
„Nur noch eine letzte Frage“, Schütz stand neben ihr. „Warum sollte die ärmere Partei in Italien die reichere in Deutschland unterstützen?“
Sie schaute ihn von unter her an, grinste verächtlich und hob leicht die Schultern an.
„Auf Wiedersehen Herr Schütz.“
„Noch ein Letztes“, sagte sie beim Hinausgehen. „Ich bin nie bei Ihnen gewesen.“
Er antwortete darauf nicht. Corinna Malpesi war schon durch die Tür in den langen Flur entwischt. Als Erstes riss er die Fenster auf, lüftete den Salon von dem verheerenden Nebel der Zigaretten. Sie trug fast kein Parfüm, ihre Kleider hinterließen keine Spuren. Nur eine DNA-Untersuchung könnte nachweisen, ob sie hier gewesen war. Das wäre lächerlich. Selbst dann könnte sie sagen, natürlich war sie mit dem Presidente und dem Generalsekretär da. Sie hatte auf zwei verschiedenen Stühlen gesessen, weil sie sich wegen der besseren Übersetzbarkeit umsetzen musste. Ein raffiniertes Weibsstück. Wollte sie ihn reinlegen oder gemeinsame Sache machen? Es lockt das ewig Weibliche, dachte er und ging zum Abendessen in das Hotelrestaurant. In die Lichter der Stadt zu laufen, war ihm nicht geheuer genug.
Fragen über Fragen waren z u analysieren für die Erklärung. Warum musste der schwächere Partner den großen Bruder stützen? Die Antwort darauf hatte er schon längere Zeit zuvor in einem Gespräch mit seinem Onkel gefunden.
„Nur, wenn wir international unsere Stellung behaupten, werden wir national die Entscheidungen der großen Politik treffen können.“
In dieser Nacht schlief Schütz außergewöhnlich gut. Ohne irgendwelche nächtliche Anspannungen wachte erst am nächsten Morgen auf.
*
An diesem Morgen fühlte er sich voller Energie und Kraft, voller Schwung und Entscheidungsfähigkeit. Dazu noch ausgeruht, wie selten morgens. Vor seinen Augen erschienen die funkelnden schwarzen Pantheraugen, die dabei waren, ihn aufzusaugen, um ihn nie wieder loszulassen.
Zum ersten Mal seit vielen Wochen war er in einem anderen, fröhlicheren Zustand. Er hatte eine Partner in, die genauso dachte wie er. Endlich würden zumindest für eine Weile seine Selbstgespräche aufhören. Nach dem Frühstück schloss er sich in seiner Suite ein. Die Nummer der Büroleiterin in Berlin war gespeichert, Frau Hubert meldete sich sofort.
„Ich brauche noch ein paar Tage. Es läuft alles gut.“
„Machen Sie so, wie Sie es für richtig halten, hier oben“, sie meinte wohl Berlin damit, „ist alles okay. Ihre Frau ist informiert, sie wünscht Ihnen eine glückliche Reise, nur anrufen sollten Sie Anita ausschließlich im Notfall.“
Anita? Allzu leicht konnte sie auf ihn verzichten. Außerdem war sie noch gar nicht aus dem Weltraum zurück. Die Beruhigungen von Frau Hubert waren nichts als Routineaussagen.
„Ich denke, ich bin nächste Woche Donnerstag wieder zurück.“
„In Ordnung. Wenn Sie später kommen, informieren sie mich. Ich denke , ein Anruf ist bis dahin nicht mehr notwendig. Bis bald.“
Dann herrschte im abgetauchten Unterseeboot wieder Funkstille. Ein feindlicher Kreuzer über Wasser könnte ja mithören.
Er selbst hatte nun dafür gesorgt, genügend Zeit für Frau Malpesi zu haben. Frau Hubert sah die Geschicke der Finanzen in den richtigen Bahnen laufen. Was Besseres konnte der Herrscherin im Kanzlerbüro nicht passieren.
Zunächst einmal müsste er den Sonntagstermin mit den PCG-Herren verschieben. Schütz rief in ihrem Büro an und hatte sie am Apparat. Unterkühlt und fremd informierte er sie über den verschobenen Besprechungstermin von Sonntag auf Dienstag 13.00 Uhr. An der gleichen Stelle, wie gehabt. Sie verstand sofort, sagte die Veränderung zu und wartete am Telefon. Nachdem er keine weiteren Informationen von sich gab, legten beide auf. Keine Neuterminierung zwischen ihnen, eine kühle Atmosphäre.
Welche Geheimnisse könnte sie ihm verraten? Was wusste sie über das Finanzgebaren der PCG, möglicherweise sogar über die Affären bei H.B.?
22 Ein Geschäftspartner
Schütz wählte um 13.10 Uhr die Nummer 2-35675656, ihren privat Anschluss. Sie verkündete mit ihrer unnachahmlichen Stimme, „....nicht zu Hause. ... Nachricht auf den Beantworter sprechen, ansonsten später noch einmal anrufen ...“ Das Gleiche versuchte er noch ein paar Mal. Um
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