Der Kofferträger (German Edition)

sie müssten vor Gericht aussagen. Welche Fragen würden Ihnen gestellt werden? Wir brauchen Details, an die wir normalerweise nicht herankommen. Recherchieren Sie, betreiben Sie Nachforschungen, sehen Sie Akten durch, hören Sie Telefonate ab. Sie sollten auch Gespräche aufzeichnen, Kontakte und Verbindungen notieren, Geldtransfers mit ihren Zusammenhängen, z. B. das Gespräch des Paten mit der Geldübergabe an mich. Kontobewegungen mit Bargeldabhebungen usw. Alle Details, alle.“
    „Und Sie?“
    „Ich will einige Beispiele erzählen. Es sind erst ein paar Wochen her, seit ich in die ganze Sache hinein geschliddert bin. Per Zufall, wie ich glaubte. Der Zufall war aber eine bis in alle Einzelheiten geplante Aktion. Ich muss feststellen, meine Ehe, mein Job, mein Haus, meine Frau, offensichtlich ist alles nach diesem Schema geplant. Es ist grausam, das zu erfahren. Ich musste feststellen, wie mein Leben nicht von mir gelebt wurde, sondern dass ich gelebt wurde.“
    Sie schaute ihn nur für eine Sekunde mit Mitleid an, wischte diese Gefühle aber vom Tisch. Schließlich war es ihr nicht anders ergangen.
    „Und jetzt?“
    „Jetzt immer noch. Ich halte es für erforderlich, so zu tun, als habe diese ganze Planung funktioniert, würde weiterhin funktionieren, ja, sogar besser. Ich bin bereit, mich zum Werkzeug einer korrupten Mechanerie degradieren zu lassen. Wenn Sie so wollen, Verbrechen zur Verbrechensbekämpfung.“
    „Was ist mit dem ganzen Zirkus beabsichtigt?“
    „Schließlich fokussiert sich alles auf den Machterhalt und die Machterweiterung eines einzigen Mannes, des momentanen Kanzlers. Er sucht die Macht, wie andere Männer jede Frau wollen und nur darin ihr Machtgehabe verwirklicht sehen.“
    „Warum machen die anderen das so mit?“
    „Es sind Speichellecker, kleine Sesselfurzer, die gerne am Zipfel der Macht hängen, die nicht die Fähigkeit haben, selber Macht zu erschaffen. Noch andere lassen sich ihre Hilfe, leider auch ihre Entscheidungen für ein angeblich bequemeres Leben abkaufen.“
    „Was passiert mit dem ganzen Geld? Irgendwie, irgendwann muss es doch in den offiziellen Kreislauf zurückfließen.“
    „Eben nicht. Es gibt ein Sprichwort, das besagt, der Fisch fängt am Kopf an zu stinken. Das gebrochene Rech tsverständnis hat sich von oben auf die nächsten Mitarbeiter, von da auf die unteren Chargen übertragen. Die Erosion unserer Werte, auch der so genannten christlichen Werte hat längst stattgefunden.“
    „Und bisher dringt nichts nach außen?“ sie zweifelte an der Wirksamkeit des Mechanismus.
    „Er hat ein ausgefeiltes System entwickelt. Um ihn herum sind nur Huren. Die Koffergelder geben ihm die Möglichkeit mit Bargeld, dort zu schmieren, da zu stopfen, zu flicken, zu heilen, wo er es für notwendig hält. Direkt von ihm zu den Vorsitzenden der Partei in den Kreisen. Alles Cash, ohne Belege. Er verteilt nach Gutsherrenart. Dadurch entsteht eine breit gefächerte Abhängigkeit.“
    „ Das klingt mir alles zu sehr nach einer Verschwörungstheorie.“
    „Genau das hat mich davon abgehalten, rechtzeitig zu recherchieren. Selbst der Kanzler nimmt das Wort ab und zu in den Mund, um seine Kritiker mundtot zu machen. Mach deinen Widersacher lächerlich und du untergräbst seine Philosophie und seine Argumente.“
    „ Was hat er von dem Ganzen?“
    „Seine Wiederwahl gegen alle Widerstände der Landesfürsten in der Partei ist ihm damit sicher. Dieser Kanzler leidet an Selbstherrlichkeiten und Ideen zur Machtsicherung und Machterweiterung. Sein Ziel ist es, der Kanzler von Europa, der Regierungschef einer Weltregierung zu werden. Wie man sieht, ist das Geld, das er dazu benötigt in unbegrenzter Menge vorhanden. Man muss nur die richtigen Quellen anzapfen.“
    „Das ist Machtmissbrauch.“
    „In rücksichtsloser Form. Davor liegt die Bestechlichkeit. Gefälligkeitsentscheidungen, die dem Amtseid eines Bundeskanzler in höchstem Maße zuwiderlaufen.“
    „Wie stehen die im Verhältnis zur Geldverteilung?“
    „Das Geld, das an die größeren und kleineren Fürsten verteilt wird, muss irgendwie, sagen wir unbemerkt, bar hereinkommen, damit es bar und beinahe unbemerkt verteilt werden kann.“
    „Ich bin gespannt wie.“
    „Firmen, Firmengruppen, Parteien, Organisationen, viele erheben einen Anspruch auf politische Entscheidungen in ihrem Sinne. Politik wird nicht mehr von Politikern beeinflusst. Politik ist ein Instrument der Wirtschaft und der Verbände.“
    „Wie