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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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Seite her an.
    „Ich denke nur, selbst wenn uns die ’Beschützer‘ verfolgten wollten, hätten sie keine Chance gehabt, auch nur annähernd in unserer Nähe zu bleiben.“
    Mit viel historischem Verständnis erzählte sie ihm die Geschichte der Verkehrsverbindungen. Eine alte römische Straße, die von Rimini bis nach Piacenza verlief, mitten durch jeden der größeren Orte hindurch. Oder es sei besser ausgedrückt, Orte wie Piacenza, Parma, Reggio, Modena und Bologna hätten sich um diese Straße herum gruppiert und waren zu beiden Seiten über sie hinausgewachsen.
    Nach der Jagd des kleinen Fiat durch die Stadt war er von ihrem dynamischen Fahrstil beeindruckt. Nun schaute er sie beinahe verliebt von der Seite an, beobachtete ihr Profil und bewunderte den fein geschwungenen Mund während ihrer Erzählungen.
    „Fahren wir jetzt bis nach Rimini?“, wollte er wissen.
    „Nur etwa noch zwanzig Kilometer, bis in die Nähe des Ortes Lodi. Irgendwo vorher werden wir am Fluss Adda, der später in den Po mündet, picknicken. Überall befinden sich kleine Ausflugslokale in dem breiten Flusstal, da können wir dann später unser Mittagsmahl einnehmen. Sonntags ist es besser nach Süden oder nach Osten zu fahren, da sich von Norden her, also von den großen Seen abends endlose Schlangen nach Mailand quälen.“
    „Schön, eine Führerin zu haben, die sich so gut auskennt.“ Schütz hatte das Verlangen, sie unentwegt anzuschauen.
    Sie erreichten abseits von der Straße 9 das Tal der Adda. Der Tag hatte sich inzwischen zu einem heißen Sommertag gemausert. Der Fluss führte wenig Wasser, sodass man sehr nahe an das eigentliche Bett herangehen konnte. Sie sprangen tänzelnd wie fröhliche Kinder über Geröll und angeschwemmtes Holz und den nahezu ausgetrockneten Lauf der Adda. Auf einem riesigen Felsbrocken ließen sie sich nieder. Wohl tuend strömte die Wärme auf ihren Rücken, und Schütz konnte nicht genug von den Sonnenstrahlen bekommen, die seinen Körper durchfluteten. Mit wachsender Zuneigung lauschte er ihrer warmen Stimme, als sie ihm den Verlauf der Straße und des Flussbettes erklärte.
    „Von dort links oben kommt die Adda“, Corinna breitete ihre Arme aus und wies in die Gegenrichtung der Sonne. „Sie wird direkt aus dem Lago di Como gespeist. Danach verläuft das Wasserbett weiter durch den kleineren Lago di Garlate. An seinem Ende vereinigt sich die Adda bei Monticelli mit dem Po. Allein das Wort „vereinigt“ sprach sie mit einer derartigen erotischen Sinnlichkeit aus, dass er mit seinem rechten Arm unwillkürlich um ihre Schulter griff und sie sachte zu sich heranzog. Sie ließ es geschehen, legte sich an seine Schultern und plauderte weiter.
    „Der römische Konsul Marcus Aemilius Lepidus hat im Jahre 187 v. Christus die Trassierung der Straße von Rimini, das seinerzeit noch ‚Ariminum‘ hieß bis nach Piacenza, seinerzeit ‚Placentia‘, angeordnet. Später ist die ganze Gegend nach der Konsularstraße Aemilia umbenannt worden. Ein wundervolles Bauwerk ist diese Straße, sicher aufgeschüttet, vor Überschwemmungen geschützt.“
    Wenn sie sprach, fühlte er die Vibration ihrer Stimme auf seinem Brustkorb. Sie sprangen auf und liefen über das Geröll das Flussbett entlang. Nun hielten sie sich an der Hand, und wenn es über einen größeren Stein ging, half ihr Schütz hinüber, obwohl sie sportlicher als er angezogen war. Er kam sich in seiner neuen Kleidung wie ein Zirkuspferd vor, das mit Federn und goldbestickten Decken durch die Stadt geführt wurde. In einer Flussbiegung erreichten sie ein Stück Wiesenufer mit einem wuchernden Weidenbestand. Die voll belaubten Äste hingen tief herab. Auf dem Boden hatten sich saftig grüne Gräser breitgemacht, und überall lockten versteckte Ruheplätze. Sie ließen sich nieder, Schütz legte seine Jacke ab und stützte sich mit dem Rücken gegen eine Weide. Sie saß vor ihm zwischen seinen Beinen, ihr Körper ruhte an seiner Brust. Jürgen legte seine Arme um ihre Schultern. Vor ihnen schlenderte das Wasser durch das seichte Bett. Noch vor Wochen war es hier zu reißenden Überschwemmungen gekommen. Nun sprudelte der Lauf ruhig, beinahe murmelnd wie ein kleiner Waldbach dahin. Sie war an dieser Stelle schon ein paar Mal gewesen, meinte sie. Es sei für sie der romantischste Ort, den sie je auf Erden kennengelernt habe. Wo kommt das Wasser her, wo geht es hin? War es hier schon einmal in all den vielen Millionen Jahren der Erdgeschichte. Könnte

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