Der Kofferträger (German Edition)
schlürfte den ersten Kaffee. Das tat gut, munterte ihn ein wenig auf. Dann brach er ein frisches Croissant, schmierte ein wenig Butter darauf und biss genüsslich hinein.
„Nun legen Sie mal los“, forderte sie ihn auf. „Warum müssen Sie unbedingt bei mir frühstücken?“
Nicht nur das, dachte er, ich könnte sie bis zu meinem Lebensende anschauen, nur anschauen. Noch besser wäre es, wenn sie weiter plaudern würde.
„Gestern Abend habe ich der Ba r noch einen Besuch abgestattet“, erklärte er ihr zugewandt.
„Typisch Männer. Ohne dem geht es wohl nicht. Und die Bardamen oder besser die Animierdamen, waren sie okay?“
„Nein, darum ging es mir nicht. Ich brauchte einfach einen Schlaftrunk. Ich wollte mich zum Schlafen ein wenig beruhigen.“
„So, das hatten Sie nötig, wer hat Sie denn so aufgeregt?“
Er überhörte ihre kleinen Spitzen und erzählte die Geschichte mit den beiden Männern in Schwarz, und wie er sie ausgetrickst hatte.
Sie lauschte aufmerksam seinen Worten, legte sich zwischenzeitlich den rechten Zeigefinger auf die Unterlippe und spielte an ihr, dazu erschienen ihre sehr gepflegten Zähne wie das Gebiss eines Raubtieres.
„Was nun ?“, sinnierte sie, als er seinen Bericht beendet hatte, „was bedeutet das, was tun wir?“
Schütz legte ihr seinen Standpunkt dar. „Die beiden sind meiner Meinung nach Kofferverfassungsschützer, die den Koffer heil nach Berlin bringen sollen, wenn ich Schwierigkeiten bekommen sollte.“
„Oder, wenn Sie Schwierigkeiten machen sollten?“
Noch einmal stand er auf und trat ans Fenster, um hinauszuschauen. Kein sichtbares Zeichen der Observation. Dann pfiff er auf einmal leise durch die Zähne und fasste sich mit der rechten Hand an den Kopf. Der Gedanke, der ihm gerade gekommen war, stellte die Sache wieder einmal auf den Kopf.
„Haben Sie etwas gesehen ?“, fragte Corinna besorgt.
Auch diesen Gedanken behielt er zunächst einmal für sich, es war sicher nicht die Zeit mit ihr darüber zu reden, noch nicht. So fuhr er einfach mit der unterbrochenen Analyse fort.
„Ab jetzt bin ich stets beschützt“, lächelte er sie an. „Meinen Nachforschungen wird das nicht gut bekommen. Eine derartige Überwachung auf Schritt und Tritt muss ich für die Zukunft vermeiden.“
“Dieser Schutz ist nichts als eine Bedrohung für Sie?“
Frau Malpesi spielte wieder an ihrer Unterlippe. Gerade jetzt, meinte sie, dürften sie ihre gerade begonnenen Begegnungen nicht auslassen. Es würde ja gerade erst spannend, und die Sache würde langsam anfangen aufregend zu werden. Schütz versicherte ihr, wie gerne er auf Abenteuer dieser Art verzichten würde. Letztlich könnten sie mehr in den Dreck und Sumpf waten, als ihnen beiden lieb und für ihre Sicherheit zuträglich sein könnte.
„Wir können jetzt nicht mehr zurück“, rief er spontan aus. „Entweder wir räumen auf und fangen sofort an, oder aber die Horde der Schmiergeldzahler, der korrupten Politiker übernimmt vollends in Europa die Macht, wenn sie es nicht längst getan ha t. Dann aber wird Politik nur noch nach Ausmaß und Höhe der finanziellen Zuwendungen betrieben. Wir machen es, rief er erneut“, und reichte ihr die Hand zum Treueschwur.
Sie ergriff sie zögerlich, und Schütz versuchte , ihren Körper an sich heranzuziehen.
„Haben Sie ein Auto ?“, fragte er unvermittelt, als er merkte, dass sie Widerstand leistete.
„Natürlich habe ich ein Auto, wollen Sie es sich leihen?“
„Ich schlage Ihnen vor, mit Ihrem Auto ins Grüne zu fahren. Irgendwo hin. Ich halte es in der Stadt nicht mehr aus.“
„Und Ihr Auto?“
„Ich bin mit dem Taxi gekommen.“
Lächelnd räumte sie den Tisch ab. Er half ihr dabei und suchte mehr als je zuvor ihre Nähe. Dann warfen sie sich ihre Jacken über und fuhren in die Tiefgarage. Das kleine Stadtauto der Marke Fiat hatte gerade Platz für zwei Personen. Nun, mehr brauchten sie nicht. Ihr Fahrstil ähnelte dem einer florentinischen Vespafahrerin. Sie schlängelte sich zwischen den anderen Verkehrsteilnehmern hindurch. Das aufheulende Hupkonzert beflügelte sie. Nachdem sie ein paar Haken durch die Stadt geschlagen hatte, befuhren sie den Corso Lodi und befanden sich auf der A1 nach Südosten. Sie verließen die Autobahn und befuhren die A9 weiter.
„Nach so viel Hin- und Hergehopse durch die Stadt kommt mir die Fahrerei hier wirklich wie in einem Himmelbett vor“, konstatierte er.
„Hatten Sie Angst“? S ie schaute ihn von der
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