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Der Kofferträger (German Edition)

Der Kofferträger (German Edition)

Titel: Der Kofferträger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gunter Tschauder
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ihre Freundin wohnte, wie er befriedigt feststellte, ließ er sie aussteigen. Mit der Hand an ihrer Hüfte geleitete er sie bis zur Eingangstür des Wohnblocks. Sie reichte ihm ihre Hand.
    „Ein schöner Abend mit Ihnen. Ich bedanke mich dafür. Melden Sie sich. Vielleicht können wir mal zusammen essen gehen. Gute Nacht Herr Schütz, schlafen Sie gut.“
    Als der letzte Zipfel ihrer Kleidung hinter der Tür verschwand, überfiel ihn erneut der eigene Vorwurf, diese Libelle in die klebrigen Fäden der schwarzen Spinne zu steuern.

23 Lästige Kontakte
     
     
     
    Könnte er sie beschützen? Wollte sie es überhaupt?
    Ihre Stimme hüllte ihn in Träumereien, die ihm die Nachtruhe rauben könnten. Mit dem wartenden Taxi fuhr er zu seinem Hotel zurück. Er brachte ein wenig Geld aus seinen Taschen in sein Zimmer, legte den Mantel ab und fuhr in das oberste Stockwerk in die ‚Skybar‘. Vor dem Blick über die in ihren eigenen Lichtern funkelnde Stadt Mailand nahm er einen Cocktail zu sich. Ob in den schräg stehenden Fenstern, dem schwarzen Himmel, mit seinen leuchtenden Sternen, überall entdeckte er ihr Gesicht, in das er sich unsterblich verliebt hatte. Er musste sie respektieren. Sie war schön, lieblich, zart, intelligent und rechtschaffen. Er musste sie ausschließlich als Partner im Kampf gegen die Gesetzlosigkeit akzeptieren. Andernfalls stürzte er sich in noch gefährlichere Abenteuer. Zur gleichen Zeit dachte er an Anita. Wenn er sich doch ihrer auch so sicher sein könnte.
     
    *
     
    Die beiden Männer in der gegenüberliegenden Ecke der Bar unterhielten sich kaum. Sie stierten gelangweilt auf ihre Cocktails, als hätten sie an Nichts Interesse. Das genau störte ihn, das demonstrierte Desinteresse. Auch hatte er den Eindruck, als hätte er die beiden schon einmal gesehen. In seinen Gedanken blitzte hinter einer lachenden Dirne an dem Gürtel des einen eine Kamera auf. Natürlich beunruhigte ihn die Beobachtung.
    Eine in der Nähe liegende Modezeitschrift nutzte Schütz als Instrument. Über ihren Rand hinaus betrachtete er die Gelangweilten in dem gegenüberliegenden Spiegel. Im Wechsel von wenigen Sekunden stellte er eine Änderung ihres Interesses fest. Immer dann, wenn sie den stieren Blick auf ihr Glas aufgaben und versuchten, ihn zu betrachten. Anschließend versanken sie wieder in einer trostlos erscheinenden Einsamkeit.
    Bald winkte Schütz dem Barkeeper, gab ihm zu verstehen, er möge sein Getränk auf seine Zimmerrechnung schreiben, weil er unbemerkt verschwinden wollte. Laut und deutlich gab der Barkeeper zu verstehen: „Die Toilette ist dort hinten. Aus dem Ausgang Erste links. Darf ich Ihnen noch ein Getränk bringen?“
    „Ja, bitte“, stimmte Schütz zu.
    Den offenen Fahrstuhl schickte er ins Parterre und verschwand selbst über das Treppenhaus. In seiner Etage witterte er zunächst, ob die Luft rein war, und ging eiligen Schrittes in seine Suite, die er sorgfältig verschloss. Die beiden in schwarz gekleideten Gentlemen war er fürs Erste los. Seine Analyse über das Wort ‚gerne‘, das ihm Frau Malpesi als Aussage eines der Paten genannt hatte, fand er schneller, als er gedacht hatte, bestätigt. Er trommelte leicht mit seinen Fingern auf dem Schreibtisch und nickte sich selbst zu. Langsam erhob er sich, untersuchte seine Räume. Nichts fehlte, nichts war durchsucht. Niemand schien da gewesen zu sein. Er schraubte sogar den Telefonhörer auseinander.
    Im Bad ließ er das Duschwasser laufen und rief seine Abendpartnerin an. Es klingelte einmal, zwei Mal, drei Mal, niemand meldete sich. Nach dem vierten Mal schaltete sich der Anrufbeantworter ein.
    „Ich rufe Sie später noch einmal an“, sprach er, „rufen Sie mich nicht an.“ Bevor er auflegen konnte, schaltete sie sich ein.
    „Herr Schütz, sind Sie es?“
    „Gott sei Dank“, atmete er tief durch. „Ein Glück, Sie anzutreffen. Ich rufe Sie von meinem Handy an. Rufen Sie mich bitte hier nicht zurück“, wiederholte er.
    „Ja, okay hauchte sie. „Hätte ich sowieso nicht getan.“
    Die kleine Spitze ärgerte ihn.
    „Soeben hatte ich eine Begegnung der anderen Art, darüber kann ich im Augenblick nicht sprechen. Morgen Früh werde ich anrufen. Ich muss Sie aber dringend sprechen. Noch morgen.“
    Sie sagte einfach „okay“ und legte auf. Er ließ noch einmal das Toilettenwasser laufen, machte viele Geräusche, dann warf er sich auf das Bett und starrte gegen die Decke. Das waren solche Typen, mit denen er es bald

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