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Der Komet

Der Komet

Titel: Der Komet Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Stein
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jenseits der Leitha. Aus ungarischer Sicht befanden sich dort die »Länder der heiligen ungarischen Stephanskrone«. Diese waren: das heutige Ungarn, die heutige Slowakei, die Karpathenukraine, das Banat, die serbische Woiwodina, das heutige Burgenland, Siebenbürgen, ein sehr kleiner Teil des heutigen Polen, das Königreich Kroatien, ferner Slawonien (Ostkroatien) und Fiume (heute: das kroatische Rijeka). Die Bezeichnung »Cisleithanien« für die Kronländer, die sich diesseits des Grenzflusses befanden, war eher ungewöhnlich; die meisten k. u. k. Untertanen sagten einfach (wenn auch unzutreffend) »Österreich«. Zu Cisleithanien gehörten: im Norden und Nordosten Böhmen (heute Teil von Tschechien), ferner Mähren (ebenso) und Österreichisch Schlesien (gleichfalls); dann Galizien (heute: die Westukraine, Südpolen) und die Bukowina (teils Rumänien, teils Ukraine); im Süden lagen die Österreichischen Küstenlande (an der Adria), die Krain (heute: Slowenien) und Dalmatien (heute: Südkroatien). Außerdem gehörte zu Cisleithanien, beinahe hätten wir’s vergessen, das heutige Österreich.
    Bosnien und Herzegowina, das seit 1878 von k. u. k. Truppen besetzt war, gehörte erst nach der Annexion von 1908 auch offiziell zur Österreichisch-Ungarischen Monarchie; es wurde keiner der beiden Reichshälften zugeschlagen, sondern galt als »Kondominium«, das von Österreich und Ungarn gemeinsam verwaltet wurde.
    Nach dem »Österreichisch-Ungarischen Ausgleich« von 1867 genoss Transleithanien eine sehr weitgehende Autonomie. Gemeinsam war beiden Reichshälften die Person des Kaisers: Das war bis 1916 Franz Joseph, nach ihm für zwei Jahre sein Sohn Karl (der hinter den Kulissen so verzweifelt wie vergeblich versuchte, den Ersten Weltkrieg zu beenden). Außerdem gab es die sogenannte Realunion: Österreich und Ungarn unterhielten eine gemeinsame Armee, eine gemeinsame Kriegsmarine, eine gemeinsame Außenpolitik, eine gemeinsame Währung und Finanzpolitik.
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    Risches. Dieses jiddische Wort umschreibt eine Mischung aus Ärger und Neid, die Juden zum Ziel hat, also gewöhnlichen Antisemitismus. Irrtümlich nehmen manche Juden an, Risches werde durch jüdische Handlungen hervorgerufen (vgl. die Redewendung: »Mach keine Risches«); in Wahrheit richtet Risches sich nicht gegen diese oder jene Handlungsweise, sondern gegen die Existenz von Juden an sich.
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    … k. k. Creditanstalt. Warum »k. k.« und nicht »k. u. k.«? Der Unterschied scheint klein zu sein, hat aber großes historisches Gewicht. Im Kaisertum Österreich – also vor dem österreichisch-ungarischen Ausgleich von 1867 – stand »k. k.« (kaiserlich-königlich) für die Behörden und staatlichen Einrichtungen im gesamten Reich. Danach – also in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie – meinte »k. k.« nur mehr die Einrichtungen in der westlichen Reichshälfte (in Altösterreich oder Cisleithanien). Das erste k. (kaiserlich) stand dabei für den Titel »Kaiser von Österreich«, das zweite k. (königlich) stand von 1867 an für den Titel »König von Böhmen«, den der Kaiser in Personalunion führte. Die Ungarn wollten sehr darum gebeten haben, dass die gemeinsamen Institutionen fortan mit dem Kürzel »k. u. k.« bezeichnet würden; das zweite k. (königlich) stand dabei für den Titel »König von Ungarn« – auch ihn führte der habsburgische Monarch in Personalunion. (Siehe die ausführliche Auflistung von Titeln am Anfang des VIII . Kapitels.) Das gemeinsame Heer hat sich übrigens nicht an diese Nomenklatur gehalten; es nannte sich noch bis 1889 »k. k. Armee«.
    Und wie verhält es sich mit der »k. k. Creditanstalt«? Dieses ehrwürdige Bankhaus wurde 1855 von Anselm Salomon Freiherr von Rothschild gegründet. Es handelte sich um die größte Bank in Österreich-Ungarn; ihr Hauptquartier, ein imposantes Haus im neoklassizistischen Stil, befand sich bis 1912 in der Wiener Schottengasse. Nach dem New Yorker Börsenkrach von 1929 zwang die österreichische Regierung die »Creditanstalt«, für andere insolvent gewordene Banken einzuspringen; dadurch wurde sie allerdings selbst zum Sanierungsfall. 1934 wurde die »Österreichische Creditanstalt« unter dem austrofaschistischen Diktator Engelbert Dollfuß mit dem »Wiener Bankverein« fusioniert. Nach dem »Anschluss« von 1938 verhaftete die SS den Bankdirektor: Louis Nathaniel Freiherr von Rothschild; Himmler persönlich gestattete ihm die Ausreise. Damit

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