Der Komet
gewählt wurde «. Gemeint ist der liberale Journalist, Kriminologe und Politiker Vladimir Dmitriewitsch Nabokov, der 1880 etwas außerhalb von St. Petersburg geboren wurde. Sein Vater hatte unter Zar Alexander II . als Justizminister gedient. Er selbst studierte Jura und lehrte Kriminologie. Nabokov war ein prominentes Mitglied der »Konstitutionellen Demokraten«, einer Partei, die ihrer Anfangsbuchstaben wegen – K. D. – auch als »Kadettenpartei« bezeichnet wurde. Die »Konstitutionellen Demokraten« wurden auf dem Höhepunkt der Revolution von 1905 gegründet; sie forderten das allgemeine Wahlrecht (auch für Frauen) und Bürgerrechte. Es handelte sich also um eine klassische liberale Partei; schwankend war sie in der Frage, ob sie sich für eine konstitutionelle Monarchie oder doch lieber für die republikanische Staatsform einsetzen sollte. In der »Duma«, dem ersten gewählten russischen Parlament nach der Revolution von 1905, stellten die »Konstitutionellen Demokraten« die Mehrheit (mehr als 30 Sitze), weil die Linken die Wahl boykottiert hatten. Vladimir Dmitriewitsch Nabokov – kein Jude – war ein erklärter Feind jeder Form des Antisemitismus; in Russland galt dies damals als geradezu exotische Haltung. Von 1904 bis 1917 war er Chefredakteur der Zeitung Retsch (Rede), die liberale Ideen verbreitete. 1917 wurden die »Konstitutionellen Demokraten« von den siegreichen Bolschewiki als »Volksfeinde« gebrandmarkt und verboten, Nabokov musste mit seiner Familie flüchten.
1922 wurde er in Berlin von einem faschistischen Attentäter erschossen. Er nahm an einer Exilkonferenz der »Konstitutionellen Demokraten« teil, als ein Mann plötzlich die zaristische Hymne anstimmte und auf Pawel Miljukow feuerte, den Anführer der Partei. Nabokov sprang vom Podium herunter und begann, mit dem Schützen zu ringen; da richtete ein zweiter Attentäter die Waffe auf ihn und schoss. Nabokov war tot, Miljukow entkam unverletzt. Das ist auch deshalb bemerkenswert, weil Miljukow, den Nabokov mit seinem Leben verteidigte, innerhalb der Partei eher sein Rivale gewesen war. Im selben Jahr – 1922 – wurde ein gewisser Josef Stalin zum Generalsekretär der Kommunistischen Partei der Sowjetunion erhoben.
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… ein pädophiler Mädchenfreund aus Mähren. Adolf Loos (geboren 1870 in Brünn, gestorben 1933 in Wien) wurde mehrfach angezeigt, weil er kleine Mädchen im Prater angesprochen, ihnen Geldgeschenke gemacht und versucht hatte, sie zum Mitkommen zu bewegen. Er wurde schließlich angeklagt, er habe drei kleine Mädchen sexuell missbraucht; belegen ließ sich, dass seine Opfer ihm nackt und in obszönen Posen als Modelle für Zeichnungen gedient hatten. Loos wurde zu vier Monaten schwerem Arrest verurteilt. Keiner der prominenten Freunde von Adolf Loos (Arnold Schönberg, Oskar Kokoschka, Karl Kraus, Peter Altenberg) hat sich je dazu geäußert.
Adolf Loos gilt heute als Wegbereiter der Moderne in der Architektur. Er war für Schlichtheit, Nüchternheit, klare Formen; er war dagegen, Kunst und Alltagskultur miteinander zu vermischen. Berühmt wurde seine Schrift Ornament und Verbrechen . Allerdings hat er bei den Häusern, die er baute, ornamentale Verzierungen nicht einfach weggelassen, sondern durch etwas anderes ersetzt: Loos verwendete immer nur edelste Materialien. Bei der Inneneinrichtung seiner Häuser gab es für ihn nichts Wichtigeres als Behaglichkeit. Auch war Loos dagegen, historische Stadtensembles zu schleifen und sie durch Neubauten zu ersetzen: »Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden«, schrieb er. »Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet.«
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… die reichen Bestände der Nationalbibliothek von Bosnien und Herzegowina. Die Nationalbibliothek von Bosnien und Herzegowina war ein Prachtbau im pseudomaurischen Stil, der Ende des 19. Jahrhunderts von einem österreichischen Architekten (Alexander Wittek) errichtet wurde. Er stand mitten in Sarajewo; Erzherzog Franz Ferdinand besuchte das Gebäude zwischen dem ersten (erfolglosen) und dem zweiten (tödlichen) Attentat, das am 28. Juni 1914 auf ihn verübt wurde. 1992 schossen die serbischen Faschisten diese Bibliothek mit gezielten Artilleriegranaten in Brand. Beinahe alle Bücher und Magazine, die dort
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