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Der Kommandant und das Mädchen

Der Kommandant und das Mädchen

Titel: Der Kommandant und das Mädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pam Jenoff
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ins Stocken. “Könnten Sie … könnten Sie noch bleiben?”
    Überrascht wird mir klar, dass er nicht allein sein möchte. Ich setze mich ans andere Ende des Sofas. “Ein paar Minuten Zeit habe ich noch”, erwidere ich.
    “Danke.” Er streckt einen Arm nach mir aus, und bevor ich reagieren kann, hat er meine linke Hand gepackt. “Geht es Ihnen gut?”, fragt er und starrt auf meine Hand. “Sie haben sich am Kaffee verbrannt, nicht wahr?”
    Einen Moment lang macht mich seine Frage sprachlos. “Es ist die andere Hand”, entgegne ich schließlich und ziehe meine Linke zurück.
    “Lassen Sie mich sehen”, beharrt er, seine Stimme klingt jetzt klarer. Langsam hebe ich meinen rechten Arm, er zieht ihn zu sich und hält ihn fest im Griff, um sich meine Hand genau anzuschauen. In der Hektik des Tages hatte ich die Verbrennung schon so gut wie vergessen, doch der Bereich um meinen Daumen ist gerötet, und es haben sich ein paar Brandblasen gebildet. “Warten Sie hier”, weist er mich an.
    Ich will protestieren, aber er verschwindet in die Küche, sodass ich allein in diesem riesigen Raum bin. Ich muss hier raus, geht es mir durch den Kopf. Dabei kämpfe ich gegen den dringenden Wunsch an, aus der Wohnung zu stürmen, solange der Kommandant nicht da ist. Ich zwinge mich zur Ruhe und sehe mich stattdessen noch einmal um. Im Zimmer gibt es außer einem gerahmten Foto auf dem Kaminsims keine persönlichen Gegenstände zu entdecken.
    Meine Neugier ist größer als mein Unbehagen, und so stehe ich auf und gehe zum Kamin, um mir das Foto genauer anzusehen. Es ist das Porträt jener Frau, die ich auch auf dem Foto auf seinem Schreibtisch gesehen habe. Ihr wallendes pechschwarzes Haar, die hohen, geschwungenen Augenbrauen und ihre makellose Haut machen sie zu einer hübschen Frau.
    “Hier”, sagt der Kommandant, als er aus der Küche kommt. Erschrocken drehe ich mich um und sehe, dass er ein feuchtes Tuch, ein Gläschen Wundsalbe und einen Verband mitgebracht hat. “Setzen Sie sich.” Widerstrebend lasse ich mich von ihm zurück zum Sofa führen, wo er meine Hand verarztet und schließlich verbindet. “Schon fertig.” Noch immer hält er meinen Arm fest, unsere Blicke treffen sich.
    “Danke”, bringe ich heraus und ziehe den Arm zurück.
    “Keine Ursache.” Er strafft seine Schultern, wendet den Blick aber nicht ab. “Meine Assistentin kann doch keine Verletzung an ihrer Hand haben, die nicht versorgt wurde, oder?”
    “Vermutlich nicht.” Ich zwinge mich, woanders hinzuschauen, dann stehe ich auf und schlendere zurück zum Kamin. “Ein schönes Foto.” Vorsichtig hebe ich den Rahmen hoch und betrachte das Bild.
    “Margot”, erwidert er im Flüsterton.
    “Ihre Frau?”, hake ich nach.
    “Ja. Sie war meine Frau.” Plötzlich steht er neben mir, nimmt mir den Rahmen aus der Hand und betrachtet das Foto so eingehend, als wolle er es mit seinen Blicken beschwören. Was wohl aus seiner Frau geworden ist? Ich sehe den Kommandanten an und hoffe, dass er noch etwas sagt, aber er starrt nur stumm auf das Foto. Fast könnte man meinen, er hätte mich vergessen. Ich merke, dass das die Gelegenheit ist, um aufzubrechen. Schnell gehe ich zur Tür und öffne sie. “Es ist spät, ich sollte mich auf den Weg machen.” Den Blick weiter auf das Bild seiner Frau gerichtet, steht er da, ohne etwas zu erwidern. “Gute Nacht”, sage ich, verlasse die Wohnung und eile die Treppe nach unten.
    Auf der Straße wartet Stanislaw mit dem Wagen auf mich. Ich steige ein, und ohne eine Bemerkung fallen zu lassen, fährt er los. Er folgt der langen, gewundenen Straße, die zu Krysias Haus führt. Vermutlich kennt er den Weg, weil er den Kommandanten auch zu unserer Abendgesellschaft gefahren hat. Ich lasse den Kopf gegen die kühle Fensterscheibe sinken und sehe im Geist das Gesicht des Kommandanten vor mir. Heute Abend war es von einer Verzweiflung gezeichnet, wie ich sie noch nie bei ihm gesehen habe. Er wollte nicht, dass ich ihn allein lasse. Vielleicht, weil er betrunken war.
    Plötzlich erinnere ich mich an jenen letzten Morgen in der Wohnung der Baus, als ich aufwachte und Jakub fort war. Es war das einzige Mal in meinem Leben, dass ich mich völlig allein fühlte, und es machte mir schreckliche Angst. Manche Menschen haben keine Schwierigkeiten damit, allein zu sein. Krysia zum Beispiel, die vor Łukasz’ und meiner Ankunft auch niemanden hatte. Doch für den Kommandanten muss es schlimm sein, jede Nacht in dieser

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